MFG - Zu Gast bei Freunden
Zu Gast bei Freunden


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

Zu Gast bei Freunden

Text Matthias Steinperl
Ausgabe 08/2006

Was vor wenigen Wochen noch undenkbar schien, wurde exklusiv für unser Sportmagazin Realität: Die Streithanseln des Jahres setzten sich an einen Tisch und brachen das Schweigen.

Gleich zu Beginn möchte ich mich im Namen aller Leserinnen und Leser für Ihr Kommen bedanken.
Zinedine Zidane: Bitte, ungern.

Sie hab ich eigentlich gar nicht gemeint. Nein, Scherzerl.
Marco Materazzi: Jetzt fängt der Austernschlürfer schon wieder an. Aber wie schon in Berlin, so lass ich mich auch heute nicht aus der Fassung bringen. Außerdem möchte ich als Zeichen der Versöhnung den ersten Schritt tun und habe ein kleines Geschenk für den Vize mitgebracht: original sizilianische Brustkaramellen.
ZZ: So. Aber jetzt...

Bitte setzen Sie sich doch, Herr Zidane!
ZZ: Bon.

So kennt man Zizou. Wortkarg und schweigsam. Liegt es vielleicht daran, dass sich so vieles aufstaut und dann irgendwann entlädt?
ZZ: Vielleischt.
MM: Ist ja auch egal. Ich glaub ja, dass sowieso nix rauskommen würde, wenn er redet. Ich hingegen möchte hiermit erstmals die Gelegenheit ergreifen, dir zu gratulieren was du bis heute nicht getan hast: und zwar zu deinem spitzenmäßigen Abgang, Alter. Die Karriere so knapp vor Schluss noch zum Kippen zu bringen, das zeichnet den wahren Actionhelden aus.
ZZ: So. Aber jetzt...

Sitzen bleiben. Stimmt, was Herr Materazzi sagt? Ich meine das mit der Gratulation.
ZZ: Hm.
MM: Was hm? Na gratulierst mir halt, nau. Ich mein, ihr werdet ja nicht wirklich geglaubt haben, dass ihr Weltmeister werden könnt, oder? Außerdem habts eh recht brav gespielt. Gegen Argentinien.
ZZ: Brasilien. Gewonnen, nicht gespielt.
MM: Ah ja! Gegen die Speckbären mit der dentalen Zweidrittel-Mehrheit im Gsicht. Tolle Leistung, gegen die gewinnen.

Herr Zidane, wollen Sie oder soll ich?
ZZ: Eine rünterauen?

Nein. Antworten.
ZZ: Dudu.

Gut. Ich ergreife jetzt das Wort  vor allem deshalb, weil wir unserem Publikum zwei Teilnehmer an der Diskussion versprochen haben. Jedenfalls: Eine Schwalbe, die zwar keinen Sommer, aber dafür ein Viertelfinale (gegen Australien) macht, ist aber auch nicht gerade etwas für die Annalen des Sports außer vielleicht mit einem »n«.
MM: Und? Weltmeister? Wer?

Weil wir gerade beim Thema Niveau sind: Glauben die Herren nicht, dass solche Vorfälle das Vorurteil vom unintelligenten Fußballer bekräftigen?
ZZ: Darf isch?
MM: Sicher.
ZZ: Nein.
MM: Jetzt ich?
ZZ: Oui.
MM: Also. Da teile ich ausnahmsweise einmal die Meinung vom Weltmeister der Schmerzen. Die Zeiten des dummen Kickers sind lange schon vorbei. Da haben den Spöttern schon z.B. die »Philosophen« rund um die Kapazitäten wie die Herren Ogris oder Pecl den Wind aus den Segeln genommen. Oder die neuen Denkschulen eines Mario Haas, eines Pepi Schickelgruber oder bei uns eines Franz Totti.

Zu den ausgefassten Strafen. Ihre Stellungnahme dazu?
ZZ: Liberté, Fraternité, Scheißegalité.
MM: Das glaub ich. Das war ja der Witz überhaupt. Den da sperren, das ist wie einen Komapatienten unter Hausarrest stellen. Und ich kann jetzt zwei Mal zuschauen, nur weil ich die Wahrheit über seine Schwester gesagt habe. Das nächste Mal nehm ich die Schwiegermutter da krieg ich von der FIFA maximal eine Viertelstunde.

Ist das wirklich wahr mit Ihrer Schwester?
ZZ: Kein Kommentar.
MM: Ganz was Neues. Klar ist das wahr, dass sie auf eine Vergangenheit im horizontalen Gewerbe verweisen kann. Und nur weil sie mit dem Ottfried Fischer zusammen ist, macht’s jetzt auf Schnuckimausi. Obwohl ich bin ja froh, dass mir nicht der Fischer an die Brust gesprungen ist.

Das nächste Großereignis findet mit der EM in Österreich statt. Welcher ist Ihrer Meinung nach der beste österreichische Spieler?
ZZ: Didulica.
MM: Da muss ich jetzt nachdenken.

Oje. Ich stell einstweilen die nächste Frage: Wie sehen Sie unsere Chancen?
ZZ: Dabei sein ist nischt alles.
MM: Wenn ihr Brasilien oder die »Grind Nation« in der Gruppe habt, ist durchaus ein vierter Platz drin. In der Gruppe.

Aber wir sind im Gegensatz zu euch wenigstens schon qualifiziert.
ZZ: Jetzt aber...
MM: Auf ihn!
(Ein paar Augenblicke später)
ZZ: Simma wieder gut, Marco?
MM: Aber nur, wennst mir vorher als Entschuldigung die Nummer von deiner Schwester...
ZZ: Jetzt aber...
MM: Hilfe! Hört mich denn keiner?!


Wirklich alles
Hier noch einmal die wichtigsten Zahlen der WM in Deutschland als besonderes Service für jene, die die Zahlen vielleicht schon vergessen haben:

Die Kasse der Fahnen-Herstellerfirmen hat ordentlich gescheppert: mehr als 20 Millionen Euro Umsatz bei 5 Millionen verkauften Stück

Erstmals seit 1982 kamen alle Halbfinalisten (Italien, Frankreich, Deutschland, Portugal) aus Europa.

Schnitt von 2,3 Toren pro Spiel (der zweitniedrigste der WM-Geschichte)

15 Millionen Fan-Meilen-Besucher

Portugal – Niederlande: 20 Karten (viermal Gelb-Rot und achtmal Gelb)

Costinha aus Portugal darf auf 4 Gelbe und 1 Rote stolz sein

Weltmeister: Italien

Nicht Weltmeister: U.a. Frankreich, Brasilien, Deutschland, Trinidad & Tobago

Das schnellste Tor: nach 67 Sekunden durch den Ghanaer Asamoah Gyan im Spiel gegen Tschechien.
   
Schweiz: Als einzige in der Vorrunde ohne Gegentor und in der k.o.-Runde als erste Mannschaft bei einer WM ohne Gegentor ausgeschieden.

Bei der EM 2008 gibts aber vor eigenem Publikum neues Spiel, neues Glück!