Unterbelichtet
Text
Christoph Wagner
Ausgabe
In Österreich ist ein Salzfass mehr wert als die Menschenrechte. Und kaum jemand sieht sich veranlasst, dagegen zu protestieren. Man rufe sich folgende beiden Verbrechen und ihre „Beurteilung“ in Erinnerung.
1. Ein Mann macht sich über das Sicherheitssystem eines Museums lustig, klettert hinein und nimmt ein kunstvolles Salzfass im Wert von 50 Millionen mit nach Hause. Drei Jahre narrt er Polizei und Versicherung, ehe er gefasst wurde und das Salzfass kaum beschädigt ins Museum zurückkehrt. Der Dieb spricht von einem dummen Streich, den er sich erlaubt hat. Das Urteil: vier Jahre unbedingte Haft. 2. Drei Polizisten misslingt die Abschiebung eines Schwarzafrikaners. Sie fahren mit ihm zu einer Lagerhalle. Es sollen Sätze fallen, wie: „Wir haben den Auftrag dich zu töten.“ oder: „Hitler hat sechs Millionen Juden umgebracht, du bist der sechs Millionen und erste.“ Der Mann wird geschlagen und getreten. Während er am Boden liegt, fahren die Polizisten mit dem Auto auf ihn zu – Scheinexekution nennt man das. Vor Gericht sind sie weitgehend geständig. Im Verlauf des Prozesses wird der Gefolterte zum Provokateur und die psychische Belastung der Polizisten im Dienst zum mildernden Umstand. Das Urteil: acht Monate bedingte Haft.
Die Reaktionen fallen bescheiden aus: Kein lauter Aufschrei in der Gesellschaft, kein nachdrücklicher Protest von Politikern. Die Ausnahme bilden der Menschenrechtsbeirat und amnesty international Österreich, die Medien schenken ihnen aber nur kurz Aufmerksamkeit.
Im Lichtermeer herrscht schon lange Ebbe. Und eine lebendige Zivilgesellschaft hat es nie an Land gespült.
1. Ein Mann macht sich über das Sicherheitssystem eines Museums lustig, klettert hinein und nimmt ein kunstvolles Salzfass im Wert von 50 Millionen mit nach Hause. Drei Jahre narrt er Polizei und Versicherung, ehe er gefasst wurde und das Salzfass kaum beschädigt ins Museum zurückkehrt. Der Dieb spricht von einem dummen Streich, den er sich erlaubt hat. Das Urteil: vier Jahre unbedingte Haft. 2. Drei Polizisten misslingt die Abschiebung eines Schwarzafrikaners. Sie fahren mit ihm zu einer Lagerhalle. Es sollen Sätze fallen, wie: „Wir haben den Auftrag dich zu töten.“ oder: „Hitler hat sechs Millionen Juden umgebracht, du bist der sechs Millionen und erste.“ Der Mann wird geschlagen und getreten. Während er am Boden liegt, fahren die Polizisten mit dem Auto auf ihn zu – Scheinexekution nennt man das. Vor Gericht sind sie weitgehend geständig. Im Verlauf des Prozesses wird der Gefolterte zum Provokateur und die psychische Belastung der Polizisten im Dienst zum mildernden Umstand. Das Urteil: acht Monate bedingte Haft.
Die Reaktionen fallen bescheiden aus: Kein lauter Aufschrei in der Gesellschaft, kein nachdrücklicher Protest von Politikern. Die Ausnahme bilden der Menschenrechtsbeirat und amnesty international Österreich, die Medien schenken ihnen aber nur kurz Aufmerksamkeit.
Im Lichtermeer herrscht schon lange Ebbe. Und eine lebendige Zivilgesellschaft hat es nie an Land gespült.