(You gotta) fight for your right (to party!)
Text
Michael Müllner
Ausgabe
Ganz im Geiste der Hippie-Bewegung besorgen sich Jugendliche ihre Party-Wünsche selbst. Vorbei an den Konventionen einer fixen Party-Location ziehen sie „ihr Ding“ durch und streifen dabei mehrfach die Grenzen des gesetzlich Erlaubten. Warum eigentlich?
Zu später Stunde an einem Samstag in St. Pölten. Die üblichen Verdächtigen der heimischen Nachtgastronomie kommen gerade auf Betriebstemperatur, da treffen wir uns mit einem Bekannten am Parkplatz eines Supermarkts. Heute Abend wollen wir nämlich weder eine Beisltour absolvieren, noch Eintritt zahlen. Wir gehen auf eine illegale Party!
Wir folgen dem Auto unseres Informanten, verlassen eine Siedlung in Spratzern und fahren in Richtung Wald. Tagsüber wäre hier wohl idyllisches Schwammerlsuchen angesagt, einzig das Brummen der nahen Autobahn würde den Ausflug trüben. Bei Nacht bekommt das Unterfangen hingegen einen leichten Blair-Witch-Touch, womit sich wohl schon mal ein Erfolgsfaktor für illegale Partys erklären lässt: Sub-Culture-Gangsta-Kult.
Die Akteure des Abends sammeln sich um eine musikalische „Lichtung“, diverse Tekkno-Klangteppiche sind musikalische Kennzeichen dieser Szene. Eine hohe Boxenwand sorgt für die gewünschte Lautstärke, Stromgeneratoren für die benötigten Watt, ein Bus ist zugleich Kommandozentrale und Bar. Erfolgsfaktor Nummer Zwei wäre somit auch erkannt: statt dem Eintritt belastet hier höchstens eine freiwillige Spende das Fortgehbudget, der Vorverkauf findet nicht am Ticketschalter, sondern im Lidl ums Eck statt, wo die mitgebrachten Getränke wohl herstammen. Das zieht natürlich die Kids an. Rasch stellt man beim Blick durch die Runde fest, dass sich die Jüngsten der Stadt hier scheinbar ihre erste Fortgeh-Sozialisation holen. Rauschkompetenz inklusive, wie unser Informanti trocken anmerkt: „Da sind wir heute wohl die einzigen, die nix eingeworfen haben.“
Wenn schon illegal, dann gleich „scheiß egal“, könnte man meinen. In der Vertrautheit der kleinen Gruppe (kaum 20 Leute feiern hier heute Abend, als offizielles Motto dient ein Geburtstag) scheint so mancher mehr zu konsumieren als nur Alkohol.
Darin liegt wohl auch das größere Problem. „Wenn man eine Party gscheit aufzieht, dann checkt sowieso keiner was. Wen sollen wir hier denn bitteschön stören? Wenn in der Früh wer durch den Wald joggt, dann schauen die Leute halt blöd, aber wir tun ja keinem was“, wird für die eigene Unschuld plädiert. Und wenn die Polizei kommt? „Die haben doch wohl andere Sorgen?! Wenn sie kommen, dann packen wir halt zusammen und fahren wo anders hin. Wir haben immer mehrere Ausweichplätze.“ Nur wegen den Drogen, „das wäre natürlich schon blöd, wenn sie einen da erwischen“. Nachsatz: „Aber ich nehm ja nix.“
Wer jetzt glaubt, dass diese illegale Szene ein neues Phänomen der angeblich immer verrückter werdenden Jugend sei, der irrt. Auch in Österreich hat die „Free Tekno“ Subkultur schon lange Fuß gefasst, mit dem „Invisible Freak Project“ gab es sogar ein international bedeutendes Party-Kollektiv, dem irgendwann aber aufgrund von Drogendelikten der Garaus gemacht wurde. International geht überhaupt viel mehr, zu sogenannten „Teknivals“ kommen tausende Menschen, teilweise sorgen brutale Polizeieinsätze zur „Räumung“ dieser Veranstaltungen dann weltweit für Schlagzeilen, wie etwa im Juli 2005 in Tschechien.
Die St. Pöltner Szene wirkt noch recht überschaubar, wenngleich es auch bei uns in der Gegend schon Partys mit ein paar Hundert Leuten gab. Berechtigte Kritik kommt an der mangelnden Versorgung der Besucher im Hinblick auf Sicherheit und Hygiene. Themen, die für das Publikum zwar uninteressant sind, bei gewissem Reifegrad aber dann doch nachvollziehbar werden. So ist es halt einfach dumm, eine Party in der Nähe von Eisenbahn-Gleisen zu schmeißen. Warum macht man das eigentlich?
„Es ist einfach ein Traum, wenn du nach einer von dir organisierten Party über dir am Himmel die Sonne aufgehen siehst“, schwärmt ein langjähriger Organisator. „Diese Partys würden in einer fixen Location nicht funktionieren, das wäre zu teuer und würde viel weniger Spaß machen.“ Ich komme mit einem anderen Veteranen der Szene in Kontakt, mehrere „Fortgeh-Generationen“ hat er schon erlebt, „man trifft sich halt einfach mit guten Freunden, trinkt ein Bier und fertig.“ Auch er bestätigt mir, dass es früher aber doch irgendwie besser war. „Ich kann mich an Partys erinnern, da sind die Polizisten gekommen, haben blöd geschaut und dann gemeinsam mit uns ein Bier getrunken. Heute ist das alles nicht mehr so relaxt.“
Auch in jener Nacht kamen Polizisten, um die Party im Wald zu beenden. Wie war das denn mit der Polizei, als wir gestern schon weg waren? „Ganz unspektakulär. Die sind gekommen, wir haben gesagt: ‚Okay, dann fahren wir halt’, haben unser Klump zusammengepackt und wo anders weitergefeiert.“ Wo ist natürlich streng geheim. „Wir laden halt nur ein, wen wir leiden können“, grinst ein Veranstalter. Ein erlesener Club sozusagen.
Wir folgen dem Auto unseres Informanten, verlassen eine Siedlung in Spratzern und fahren in Richtung Wald. Tagsüber wäre hier wohl idyllisches Schwammerlsuchen angesagt, einzig das Brummen der nahen Autobahn würde den Ausflug trüben. Bei Nacht bekommt das Unterfangen hingegen einen leichten Blair-Witch-Touch, womit sich wohl schon mal ein Erfolgsfaktor für illegale Partys erklären lässt: Sub-Culture-Gangsta-Kult.
Die Akteure des Abends sammeln sich um eine musikalische „Lichtung“, diverse Tekkno-Klangteppiche sind musikalische Kennzeichen dieser Szene. Eine hohe Boxenwand sorgt für die gewünschte Lautstärke, Stromgeneratoren für die benötigten Watt, ein Bus ist zugleich Kommandozentrale und Bar. Erfolgsfaktor Nummer Zwei wäre somit auch erkannt: statt dem Eintritt belastet hier höchstens eine freiwillige Spende das Fortgehbudget, der Vorverkauf findet nicht am Ticketschalter, sondern im Lidl ums Eck statt, wo die mitgebrachten Getränke wohl herstammen. Das zieht natürlich die Kids an. Rasch stellt man beim Blick durch die Runde fest, dass sich die Jüngsten der Stadt hier scheinbar ihre erste Fortgeh-Sozialisation holen. Rauschkompetenz inklusive, wie unser Informanti trocken anmerkt: „Da sind wir heute wohl die einzigen, die nix eingeworfen haben.“
Wenn schon illegal, dann gleich „scheiß egal“, könnte man meinen. In der Vertrautheit der kleinen Gruppe (kaum 20 Leute feiern hier heute Abend, als offizielles Motto dient ein Geburtstag) scheint so mancher mehr zu konsumieren als nur Alkohol.
Darin liegt wohl auch das größere Problem. „Wenn man eine Party gscheit aufzieht, dann checkt sowieso keiner was. Wen sollen wir hier denn bitteschön stören? Wenn in der Früh wer durch den Wald joggt, dann schauen die Leute halt blöd, aber wir tun ja keinem was“, wird für die eigene Unschuld plädiert. Und wenn die Polizei kommt? „Die haben doch wohl andere Sorgen?! Wenn sie kommen, dann packen wir halt zusammen und fahren wo anders hin. Wir haben immer mehrere Ausweichplätze.“ Nur wegen den Drogen, „das wäre natürlich schon blöd, wenn sie einen da erwischen“. Nachsatz: „Aber ich nehm ja nix.“
Wer jetzt glaubt, dass diese illegale Szene ein neues Phänomen der angeblich immer verrückter werdenden Jugend sei, der irrt. Auch in Österreich hat die „Free Tekno“ Subkultur schon lange Fuß gefasst, mit dem „Invisible Freak Project“ gab es sogar ein international bedeutendes Party-Kollektiv, dem irgendwann aber aufgrund von Drogendelikten der Garaus gemacht wurde. International geht überhaupt viel mehr, zu sogenannten „Teknivals“ kommen tausende Menschen, teilweise sorgen brutale Polizeieinsätze zur „Räumung“ dieser Veranstaltungen dann weltweit für Schlagzeilen, wie etwa im Juli 2005 in Tschechien.
Die St. Pöltner Szene wirkt noch recht überschaubar, wenngleich es auch bei uns in der Gegend schon Partys mit ein paar Hundert Leuten gab. Berechtigte Kritik kommt an der mangelnden Versorgung der Besucher im Hinblick auf Sicherheit und Hygiene. Themen, die für das Publikum zwar uninteressant sind, bei gewissem Reifegrad aber dann doch nachvollziehbar werden. So ist es halt einfach dumm, eine Party in der Nähe von Eisenbahn-Gleisen zu schmeißen. Warum macht man das eigentlich?
„Es ist einfach ein Traum, wenn du nach einer von dir organisierten Party über dir am Himmel die Sonne aufgehen siehst“, schwärmt ein langjähriger Organisator. „Diese Partys würden in einer fixen Location nicht funktionieren, das wäre zu teuer und würde viel weniger Spaß machen.“ Ich komme mit einem anderen Veteranen der Szene in Kontakt, mehrere „Fortgeh-Generationen“ hat er schon erlebt, „man trifft sich halt einfach mit guten Freunden, trinkt ein Bier und fertig.“ Auch er bestätigt mir, dass es früher aber doch irgendwie besser war. „Ich kann mich an Partys erinnern, da sind die Polizisten gekommen, haben blöd geschaut und dann gemeinsam mit uns ein Bier getrunken. Heute ist das alles nicht mehr so relaxt.“
Auch in jener Nacht kamen Polizisten, um die Party im Wald zu beenden. Wie war das denn mit der Polizei, als wir gestern schon weg waren? „Ganz unspektakulär. Die sind gekommen, wir haben gesagt: ‚Okay, dann fahren wir halt’, haben unser Klump zusammengepackt und wo anders weitergefeiert.“ Wo ist natürlich streng geheim. „Wir laden halt nur ein, wen wir leiden können“, grinst ein Veranstalter. Ein erlesener Club sozusagen.