Wildstyle & Tattoo Messe – Jochen on the road again
Text
Johannes Reichl
Ausgabe
Man hat ja so seine vorurteilsbehafteten Klischees wie ein erfolgreicher Unternehmer auszusehen hat. Jochen Auer bricht sie – wie wohltuend – alle! Seine unzähligen Tattoos sprießen aus dem Bad Boys T-Shirt hervor, sein scheppernd-dreckiges Lachen klingt nicht ganz jugendfrei und aus jeder Pore seines Körpers scheint Rock pur zu strömen. Ideale Voraussetzungen, um Pionierarbeit zu leisten und nebenbei ein kleines Imperium aufzubauen.
So bringt Auer mit der Wildstyle und Tattoo Messe seit einem Vierteljahrhundert die Heilige Botschaft des Peckerls unters Volk. Seine Stars & Heroes von einst, und nicht nur diese, bekocht er mit seiner Catering-Firma in ganz Europa, und so ganz nebenbei hat er den aufkeimenden Foodtruck-Trend Anfang des Jahrtausends gleich in Form eines ganzen Festivals on the road gebracht. Von seinem Tattoo-Studio in der Heimat Bad Ischl reden wir jetzt einmal gar nicht. Im Mai kommt der Preacherman des Wildstyle mit seinen Messen wieder nach St. Pölten – Grund genug, mit ihm ein kleines Pläuschen zu führen.
Tattoos waren noch bis vor 30 Jahren in der Schmuddelecke – damit verband man Häfenbrüder und extravagante Gestalten in Rotlichtbezirken. Heute sind diversen Studien zufolge bereits ein Viertel aller Österreicher gepeckt, Tattoos sind sozusagen Alltag geworden – hat das dem „Reiz“ geschadet?
Tattoos haben definitiv an „Gefährlichkeit“ verloren – aber keinesfalls an Coolness! Natürlich sieht man extrem viele Mode- & Trendtattoos, aber es gibt auch noch die „richtigen“, heftigen und großflächigen Tattoos – wahre Kunstwerke! Und ich finde es sehr vorbildlich, dass mittlerweile mehr als ein Viertel der Österreicher tätowiert ist! Weiter so! Und um auf deine Einleitung zurückzukommen: Die richtigen Verbrecher tragen heutzutage Krawatten … oder war das nicht schon immer so? (lacht)
Warum hast du dich anno dazumal tätowieren lassen?
In erster Linie, weil Tattoos einfach cool aussehen, aber natürlich auch um anzuecken – oder noch mehr anzuecken, als ich damals mit meinen 18 Jahren ohnehin schon tat. Und natürlich waren meine „Rockstar-Heroes“ schwerstens tätowiert: Lemmy, Mötley Crüe, Sepultura etc. Mein erstes Tattoo war übrigens ein Tribal am Oberarm – angelehnt an das Motiv von Max Cavalera, Original Sänger von Sepultura.
Es gibt Messen für Häuslbauer, für Bootsfahrer, für Senioren … tja, und dank dir seit 27 Jahren auch eine fürs Tätowieren, womit du Pionierarbeit geleistet hast und Peckerl endgültig im Mainstream angekommen sind. Hat dich der Erfolg überrascht?
Ich habe mich 1991, als 19-jähriger, selbstständig gemacht und angefangen Konzerte und Kabaretts zu veranstalten. Ich war schon damals schwerstens tätowiert und hatte irgendwie den Drang, auch etwas anderes zu machen als „nur“ Konzerte. Im Juni 1995 entstand dann die Idee zur Wildstyle – drei Tage und Nächte später war das Konzept fertig, im November 1995 fand die erste Wildstyle in Wels statt. Wir hatten auf Anhieb 12.000 Besucher – und die waren noch dazu begeistert! Da war mir schon irgendwie klar, etwas Besonderes erschaffen zu haben. Dass die Wildstyle allerdings 27 Jahre später mit mehr als 2,5 Millionen Besuchern das erfolgreichste Tattoo Projekt Europas – wenn nicht sogar weltweit – ist, damit habe ich natürlich nicht mal in den kühnsten Träumen gerechnet. Und ja, die Wildstyle & Tattoo Messe hat in den 90er-Jahren definitiv zum massiven Tattoo-Boom beigetragen. Ein Boom und Trend, der ja nach wie vor anhält.
Was der Seniorenmesse ihr Hademar Bankhofer ist bei dir – um mal bei den Stars der Tattoo-Szene zu bleiben – heuer wer?
2022 haben wir unter vielen anderen den absoluten Top-Stargast dabei: Lucky Diamond Rich aus Australien. Der meisttätowierte Mensch der Welt. Er ist seit 2008 ununterbrochen im Guinness Buch der Rekorde. Offiziell ist er zu 100% tätowiert. Aber im Grunde sind es schon ca. 250%, weil er sich auch ständig „drüber tätowieren“ lässt. (lacht)
Viele der Ikonen schauen ja für Max Mustermann „wild“ aus, der sich dann denkt: „Na der/die muss einen Knall haben.“ Wie sind die Stars so privat?
Es ist so wie in allen Gesellschaftsschichten: Manche sind cool und manche haben einen Knall. Aber wahrscheinlich sind die meisten „schwerstens Tätowierten“ cool UND haben einen Knall – einen leichten zumindest. Die größten Persönlichkeiten der weltweiten Tattoo Szene – und allesamt auch Wildstyle Stammgäste – sind zweifelsohne der viel zu früh verstorbene Zombie Boy, Puzzleman The Enigma und natürlich Lucky Diamond Rich – und die haben alle drei einen sehr, sehr weiten Horizont. Einen viel größeren als so manch „obergscheiter“ Tattoo-Gegner meinen mag.
Die Messe fährt ja auch mit einem ein fetten Rahmenprogramm auf – heuer mit TURBOBIER und RUSSKAJA. Bitte – rühr mal die Werbetrommel!
Ja, darauf sind wir natürlich besonders stolz. Im Vorprogramm spielen noch dazu die V8Wankers und Heaven2Hell. Kurzum – vier „Hammerbands“ – die allesamt reguläre Konzerte in voller Länge und mit allen Hits spielen. OHNE extra Eintritt!
Mit Stars von den Rolling Stones über Paul McCartney bis Lady Gaga kommst du ja immer wieder in Kontakt. Mit deinem Cateringunternehmen „Stage Culinarium“ hast du europaweit ein „Imperium“ aufgebaut, wie ist dir das gelungen?
Mit knallharter Arbeit – Tag und Nacht – und ohne Rücksicht auf Verluste. Der Motor war eigentlich immer die Liebe zur Musik. Ich habe in meiner Heimatstadt Bad Ischl angefangen Konzerte und Kabaretts zu veranstalten, kurz darauf auch in anderen Städten. Nebenbei hab ich die „eigenen“ Veranstaltungen im Backstage Bereich mit Catering versorgt, irgendwann auch das Publikum. Als 23-jähriger habe ich angefangen auch eigene Shows zu konzipieren, wie etwa die Wildstyle & Tattoo Messe. Um die Jahrtausendwende habe ich dann mein Cateringunternehmen gegründet und von Bad Ischl aus in der internationalen Showbranche positioniert. Und so kam es, dass es jetzt einerseits die Catering Company gibt, die die größten Musikstars der Welt kulinarisch versorgt, und andererseits die Event Company, die die Wildstyle Messen, Street Food Festivals und einige andere Projekte veranstaltet. Dazu kommen noch ein paar Foodtrucks und mein Wildstyle & Tattoo Studio in Bad Ischl.
Mit Caterings, Messen & Co. wars aber die letzten zwei Jahre ja nicht sooo super.
Die Catering Company steht aufgrund fehlender Konzerte und Tourneen seit Anfang 2020 mehr oder weniger still. Ich denke aber, dass sich dieser Geschäftszweig ab diesem Sommer wieder erholt.
Die Wildstyle & Tattoo – nun, das 25-jährige Jubiläum, das wir 2020 feiern wollten, mussten wir fünfmal verschieben, was natürlich extrem viel Geld gekostet hat! Und meine European Street Food Festivals konnten auch nur teilweise stattfinden. 2020 schafften wir aufgrund von Corona 13 statt 30 geplanten Festivals, 2021 warens 17.
Das Streetfood-Festival kommt ja quasi in Begleitung der Wildstyle & Tattoo. Wart ihr da nicht auch soetwas wie Pioniere?
Ja, ich habe 2015 das 1. European Street Food Festival veranstaltet und seitdem zirka 250 Street Food Veranstaltungen österreichweit durchgeführt. Auch damit haben wir mittlerweile ein Millionenpublikum erreicht und einen neuen, coolen Trend mitentwickelt. Mit meiner Catering Company betreibe ich zudem mittlerweile selbst 15 bis 20 Foodtrucks & Foodstände!
Zuletzt, wenn du einen Wunsch ans Christkind hättest – wie würde der lauten?!
Gesundheit für meine Liebsten und mich – unser Leben lang! Ah ja, und ein ganz schnelles Auto – nicht nur immer Foodtrucks (lacht).
ZUR PERSON
Jochen Auer, 49, gebürtiger Bad Ischler, bis zu seinem 17. Lebensjahr erfolgreicher Skirennfahrer, seit seinem 19. Lebensjahr in der internationalen Showbranche. Showproduzent, Veranstalter und Caterer der Stars, Foodtrucks- und Tattoo-Studio-Besitzer. Bis heute ca. 2.500 durchgeführte Veranstaltungen, ca. 600 durchgeführte Trendmessen und mehr als 4.500 durchgeführte Caterings in ganz Europa. Hundefan und Sportler aus Leidenschaft.
Wildstyle & Tattoo Messe, Streetfoodfestival
14./15. Mai 2022
VAZ St. Pölten