10 Jahre Wellenstein
Text
Roul Starka
Ausgabe
10 Jahre „Café im Palais Wellenstein“. Im Lokal steht ein Mann, Tezcan, mein Freund. Ohne ihn müssten wir den Raki im Supermarkt kaufen, selber Linsensuppe kochen, zu Hause Bier zapfen, im Kalten Frauen suchen, alleine weinen, alleine lachen. Ist der Chef selbst im Wellenstein, könnte man es nennen „Tezcan im Café Tezcan“. Ja, er ist sehr präsent, das entzückendste und männlichste Lächeln der Stadt. Über Byzanz, Konstantinopel, Istanbul ist er nach St. Pölten gekommen und hat uns sein türkisches Herz in unsere sehnsüchtigen Nächte geschoben.
Er hätte nach seinem legendären Lokal EGON jahrelang mit einem Boot im Bosporus herumschippern können. Aber er ist hier geblieben und hat sich eine neue Aufgabe gesucht. Auf einem Boot hätte er ja auch niemanden gehabt, der ihm brav zuhört, wenn er die Welt, das Leben und die Frauen erklärt. Das kann er sehr gut! Mit jedem Raki immer besser, die Frauen schminken sich schon schwindlig und alle wollen ihn küssen und umarmen, weil er so ein süßer Bub ist. Ja, so sehe ich meinen „Bruder“, ein Bub, der überzeugt von sich ist. Der aber auch offen und ehrlich wieder zweifelt. Der stolz sich alle zehn Sekunden den Kragen aufstellt und plusternd zu seinem ultra-männlichen Ego steht. Er liebt die Welt wie die vollen aber auch wie die leeren Gläser in seinem Lokal, die er sofort spürt, wenn sie nicht weggeräumt werden und nach ihrem Tezcan-Papa rufen. Im nächsten Leben werde ich ein Tablett im Wellenstein. Danke, Tezcan, dass es dich und dein Café im Palais Wellenstein gibt und ewig geben wird.