Das schnelle Geld
Text
Thomas Winkelmüller
Ausgabe
05/2025
Wie oft haben Sie im Internet schon Nachrichten von fremden, aber auffallend attraktiven Personen bekommen? Ich habe irgendwann aufgehört zu zählen – wurde aber dann doch neugierig. Mir war klar, dass es sich um irgendeine Form von Online-Betrug handeln musste. Und ich wollte wissen, wer da wirklich am anderen Ende der Leitung sitzt. Also begann ich zu recherchieren – und war schockiert über das, was ich herausfand. Denn die Betrüger, die hinter den vermeintlichen Schönheiten stecken und in schmeichelnden Chatnachrichten Liebe und das schnelle Geld versprechen, sind oft selbst Opfer einer noch perfideren Masche.
Ich habe mit einigen dieser Online-Scammer gesprochen: Viele von ihnen wurden mit angeblich lukrativen Jobangeboten in geheime Städte im Dschungel Südostasiens gelockt. Orte, die einzig dem industrialisierten Online-Betrug dienen. Die Überlebenden dieses Systems, meist Afrikaner, Asiaten oder Araber, berichten von Zwangsarbeit, 16-Stunden-Schichten und Folterkammern. Sie werden ausgebeutet, um ein Geschäftsmodell zu erhalten, das Schätzungen nach weltweit einen Umsatz von bis zu 500 Milliarden Euro einbringt. Zum Schluss noch ein guter Rat – er stammt von den Scammern selbst: Wenn Sie von einer völlig fremden Person im Internet angeschrieben werden, antworten Sie besser nicht. Blockieren Sie den Kontakt. Es könnte Sie sonst Ihr Vermögen kosten. Dem Protagonisten meiner Geschichte, einem Wiener Chirurgen, ist genau das passiert: Er hat an einen Scammer fast 300.000 Euro verloren.