Traumschiff "absolut"
Text
Johannes Reichl
Ausgabe
Die zuletzt in den NÖN erschienene Wahlumfrage sorgte für einigermaßen lange Gesichter bis Betroffenheit – bei der Opposition. 64% der Stimmen werden der SPÖ vorausgesagt, soviel wie noch nie zuvor. Berücksichtigt man die Schwankungsbreite, kratzt die SPÖ damit erstmals sogar an der 2/3 Mehrheit, die dem Bürgermeister eine bis dato ungeahnte Machtfülle bescheren würde.
„Durch absolute Verhältnisse wird die Demokratie zur Demokratur“, bringt Cagri Dogan (Grüne) das Unbehagen aller Oppositionsparteien auf den Punkt (auch wenn es in der Natur der Parteien liegt, dass jede gerne aus einer solchen Position heraus gestalten möchte). Allein, man befindet sich in einem Dilemma. Zum einen bekennen sich zwar alle Mitbewerber dazu, mit vereinten Kräften die Absolute brechen zu wollen, im glatten Widerspruch dazu stehen freilich die selbstdefinierten Wahlziele. Während die neuen Listen schon froh sind, wenn sie überhaupt den Einzug schaffen, freut sich Matthias Adl (ÖVP) etwa über jedes Ergebnis „über der 20% Marke“. Die Grünen wiederum wollen zumindest „den Stadtrat halten“. Beides nicht sonderlich ambitioniert, wenngleich realpolitisch nachvollziehbar. Selbst die Blauen geben sich, weil der Nonner-Joker nicht so zu stechen scheint, zurückhaltend. Wobei sie den größten „Unsicherheitsfaktor“ für den Wahlausgang darstellen. Wie wird sich der Bundestrend durchschlagen, und welchen Schub kann ein wahlwerbender HC Strache für die St. Pöltner Junker auslösen.
Auf derlei parteiinterne Schützenhilfe darf die ÖVP einmal mehr nicht hoffen. Unverständlich, warum Stadlers allmächtiges und beliebtes Pendant auf Landesebene, der Landeshauptmann, die Parteifreunde in „seiner“ Hauptstadt nicht unterstützt. Stattdessen beschränkt sich die Landespartei darauf, namhafte schwarze Wirtschaftstreibende, die im Stadler-Komitee sitzen, zu einem (dann doch nicht zustande gekommenen) aufklärenden Gespräch zu laden. Adl, der Neue, steht quasi allein auf weiter Flur und hofft, dass die Partei nach jahrelangen internen Querelen, falscher Fundamental-Oppositionstaktik und einer unglücklichen Hand bei Führungsbesetzungen endlich auf Touren kommt. Zu spät?
Auch die Grünen treten mit einem neuen Team an. Ein überfälliger Schritt, wirkte die alte Crew zuletzt doch ausgebrannt und demotiviert, wie die VP-Kollegen frustriert ob einer SP-Mehrheit, an der man sich ein fürs andere Mal die Zähne ausbiss – und mochte man, wie man selbst überzeugt ist, noch so gute Ideen einbringen. Da hilft es auch nichts, wenn Dogan auf die Diskrepanz verweist, dass in derselben NÖN-Umfrage zahlreiche Bürger mit einer Reihe von Verhältnissen unzufrieden sind. „Wer ist verantwortlich für die Zustände?“, verweist er auf die vermeintliche Urheberschaft made by SPÖ. Für die „neuen Grünen“ kommt die Wahl jedenfalls zu früh – allerdings nicht, weil der „böse“ Bürgermeister die Wahl ehest angesetzt hat, sondern weil die Partei eine rechtzeitige „Hofübergabe“ schlichtweg verschlafen hat.
Und die SPÖ-Stadt? Die tut das, was sie vor Wahlen am besten kann – sie zündet ein von den anderen Parteien mit Ekel (und Neid) beäugtes Propagandafeuerwerk sondergleichen ab. Vom Städtetag über City-Hoteleröffnung, vom AK-Umzug (2016!) bis zur Stegeröffnung, von der Jugend CitySUPAcard bis zum Seniorenausflug, der just zwei Monate vor der Wahl stattfindet. Da hilft es auch wenig, wenn Adl moniert, „dass nicht der Bürgermeister, sondern der Steuerzahler die Senioren einlädt!“ Der Glanz fällt auf Matthias Absolutus.
Also alles easy cheesy am als unsinkbar geltenden Traumschiff „Absolut“? Der Blick zum Horizont verheißt freie Fahrt, und doch steht der Kapitän mit besorgter Miene an der Reling und hält Ausschau. Nicht nach einem Eis-, sondern einem Schuldenberg, der das stolze Schiff Leck schlagen könnte. Er weiß: Absolute Macht bedeutet absolute Verantwortung, ebenso, dass es Umstände gibt (z. B. die Kapriolen der Weltwirtschaft) gegen die selbst ein vermeintlich absoluter Herrscher absolut machtlos ist. Und so hofft er, dass die „Rahmenbedingungen stabil bleiben“. Andernfalls könnte der eigentliche Sturm erst nach der Wahl, im Herbst, losbrechen, wenn es um das Schnüren eines Sparpaketes geht. Auf die Hilfe jener Mitbewerber, die jetzt in den Unterdecks ihr karges, von den Roten ignoriertes Dasein fristen, darf er dann nicht hoffen. Und der Mythos von der Unsinkbarkeit der Absoluten könnte sich als ebensolcher herausstellen.
„Durch absolute Verhältnisse wird die Demokratie zur Demokratur“, bringt Cagri Dogan (Grüne) das Unbehagen aller Oppositionsparteien auf den Punkt (auch wenn es in der Natur der Parteien liegt, dass jede gerne aus einer solchen Position heraus gestalten möchte). Allein, man befindet sich in einem Dilemma. Zum einen bekennen sich zwar alle Mitbewerber dazu, mit vereinten Kräften die Absolute brechen zu wollen, im glatten Widerspruch dazu stehen freilich die selbstdefinierten Wahlziele. Während die neuen Listen schon froh sind, wenn sie überhaupt den Einzug schaffen, freut sich Matthias Adl (ÖVP) etwa über jedes Ergebnis „über der 20% Marke“. Die Grünen wiederum wollen zumindest „den Stadtrat halten“. Beides nicht sonderlich ambitioniert, wenngleich realpolitisch nachvollziehbar. Selbst die Blauen geben sich, weil der Nonner-Joker nicht so zu stechen scheint, zurückhaltend. Wobei sie den größten „Unsicherheitsfaktor“ für den Wahlausgang darstellen. Wie wird sich der Bundestrend durchschlagen, und welchen Schub kann ein wahlwerbender HC Strache für die St. Pöltner Junker auslösen.
Auf derlei parteiinterne Schützenhilfe darf die ÖVP einmal mehr nicht hoffen. Unverständlich, warum Stadlers allmächtiges und beliebtes Pendant auf Landesebene, der Landeshauptmann, die Parteifreunde in „seiner“ Hauptstadt nicht unterstützt. Stattdessen beschränkt sich die Landespartei darauf, namhafte schwarze Wirtschaftstreibende, die im Stadler-Komitee sitzen, zu einem (dann doch nicht zustande gekommenen) aufklärenden Gespräch zu laden. Adl, der Neue, steht quasi allein auf weiter Flur und hofft, dass die Partei nach jahrelangen internen Querelen, falscher Fundamental-Oppositionstaktik und einer unglücklichen Hand bei Führungsbesetzungen endlich auf Touren kommt. Zu spät?
Auch die Grünen treten mit einem neuen Team an. Ein überfälliger Schritt, wirkte die alte Crew zuletzt doch ausgebrannt und demotiviert, wie die VP-Kollegen frustriert ob einer SP-Mehrheit, an der man sich ein fürs andere Mal die Zähne ausbiss – und mochte man, wie man selbst überzeugt ist, noch so gute Ideen einbringen. Da hilft es auch nichts, wenn Dogan auf die Diskrepanz verweist, dass in derselben NÖN-Umfrage zahlreiche Bürger mit einer Reihe von Verhältnissen unzufrieden sind. „Wer ist verantwortlich für die Zustände?“, verweist er auf die vermeintliche Urheberschaft made by SPÖ. Für die „neuen Grünen“ kommt die Wahl jedenfalls zu früh – allerdings nicht, weil der „böse“ Bürgermeister die Wahl ehest angesetzt hat, sondern weil die Partei eine rechtzeitige „Hofübergabe“ schlichtweg verschlafen hat.
Und die SPÖ-Stadt? Die tut das, was sie vor Wahlen am besten kann – sie zündet ein von den anderen Parteien mit Ekel (und Neid) beäugtes Propagandafeuerwerk sondergleichen ab. Vom Städtetag über City-Hoteleröffnung, vom AK-Umzug (2016!) bis zur Stegeröffnung, von der Jugend CitySUPAcard bis zum Seniorenausflug, der just zwei Monate vor der Wahl stattfindet. Da hilft es auch wenig, wenn Adl moniert, „dass nicht der Bürgermeister, sondern der Steuerzahler die Senioren einlädt!“ Der Glanz fällt auf Matthias Absolutus.
Also alles easy cheesy am als unsinkbar geltenden Traumschiff „Absolut“? Der Blick zum Horizont verheißt freie Fahrt, und doch steht der Kapitän mit besorgter Miene an der Reling und hält Ausschau. Nicht nach einem Eis-, sondern einem Schuldenberg, der das stolze Schiff Leck schlagen könnte. Er weiß: Absolute Macht bedeutet absolute Verantwortung, ebenso, dass es Umstände gibt (z. B. die Kapriolen der Weltwirtschaft) gegen die selbst ein vermeintlich absoluter Herrscher absolut machtlos ist. Und so hofft er, dass die „Rahmenbedingungen stabil bleiben“. Andernfalls könnte der eigentliche Sturm erst nach der Wahl, im Herbst, losbrechen, wenn es um das Schnüren eines Sparpaketes geht. Auf die Hilfe jener Mitbewerber, die jetzt in den Unterdecks ihr karges, von den Roten ignoriertes Dasein fristen, darf er dann nicht hoffen. Und der Mythos von der Unsinkbarkeit der Absoluten könnte sich als ebensolcher herausstellen.