Schenk dich nicht so billig her!
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MFG bat Diözesanbischof Klaus Küng zum Gespräch. Wie kam es zur Ruhe in der Diözese nach den turbulenten Jahren unter seinem Vorgänger? Wie kann man die Kirche bewerben, wie geht man mit den bekannten Reizthemen um, wie stellt er sich die Diözese St. Pölten in 20 Jahren vor? Und: Wie wird man ein Seemann des Lichts?
Seit Sie vor fünf Jahren das Ruder übernommen haben wirkt die Diözese ruhig und harmonisch. Sind wirklich alle Wogen geglättet?
Ich bin für die Entwicklung der letzten Jahre sehr dankbar, es ist Ruhe im Sinne eines guten Gesprächsklimas eingekehrt. Natürlich ist aber auch die Diözese St. Pölten in einem Umbruchsprozess – wie alle Diözesen Mitteleuropas.
Wie kommt es zu diesem Umbruch?
Es ist ein Wandel von Gesellschaft und Kirche. Wir müssen darum Ausschau halten nach möglichen Schritten der Erneuerung. Einerseits schreitet die Säkularisierung in allen Wohlstandsgesellschaften voran, der Materialismus rückt in den Vordergrund. Nur ein kleiner Teil der Menschen praktiziert den Glauben. Es kommt zu einer Krise der Familie, die zu einer Krise der Weitergabe des Glaubens führt, weil die Kinder in Bezug auf den Glauben wenig mitbringen. Das sehen wir etwa in den Schulen, aber auch in den Pfarren, die ja aus einer Zeit stammen, als man noch zu Fuß in die Kirche gegangen ist. Der Priestermangel ist eine Folge des Mangels an Gläubigen. Wir haben einen Gläubigenmangel – und das ist wenn man so will die Schuld einer Gesamtentwicklung. Da es unmöglich ist alle Pfarren zu besetzen müssen wir uns neue Strategien überlegen.
Merken Sie ökonomische Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf Ihre Kirche?
Bis jetzt haben wir keine besonderen Auswirkungen bemerkt. Manche Spenden sind zurückgegangen. Auch der Anstieg der Kirchenaustritte kann teilweise dadurch bedingt sein.
Und auf der spirituellen Ebene? Jetzt, wo das Dogma des Materialismus in Frage steht?
Ich denke spontan an die Pilgerbewegung. Viele Menschen tragen offenbar eine Sehnsucht im Herzen, oft auch jene, die aus materieller Sicht alles haben. Und doch sind sie nicht zufrieden. Viel Leid entsteht durch das Zerbrechen von Beziehungen. Pilgerbewegungen stehen für diesen Suchprozess, auch bei jungen Menschen. Wo eine Persönlichkeit mit Ausstrahlung oder eine engagierte Gemeinschaft vorhanden ist, dort stößt die Kirche auf großes Interesse. Denken Sie nur an Heiligenkreuz oder Göttweig!
Sie haben mit der ‚Aufbruchkampagne’ klassische Werbung gemacht, in der Botschaften von Gott plakatiert werden. Wie weit kümmert sich die Kirche heute um Marketing?
Ich denke, dass der Heilige Paulus heute nicht am Marktplatz stehen würde, sondern auch den Gang in die Medien suchen würde. Ziel unserer Kampagne ist es, die wesentliche Botschaft der Kirche auf freundliche Art und Weise durch die Mittel der Werbung den Menschen darzubringen. Erst vor kurzem hat mir die Telefonseelsorge berichtet, dass sich viele Anrufer direkt auf die aktuelle Plakatserie beziehen. Das ist ein Erfolg.
Wenn ich mit knapp 30 Jahren in meinem Freundeskreis durchschaue, so sind die meisten aus der Kirche ausgetreten. Der Grund war stets der Kirchenbeitrag, bei dem man sich das erste Mal aktiv und nur selber entscheiden muss dabeizubleiben – sprich einzuzahlen. Wieso schafft es die Kirche nicht mit diesem Reizthema anders umzugehen?
Nunja, es ist ja eine Frage des Hausverstands, dass die Kirche ihre Leute bezahlen muss um Gutes zu tun. Alle Finanzierungssysteme haben ihre Vor- und Nachteile. Wir sind jedenfalls um Transparenz bemüht und wollen bewusst machen, dass die Kirche ihr Geld wert ist!
Ruht man sich auf der privilegierten Sonderstellung aus? Sie könnten auf freiwillige Beiträge setzen und sagen: ‚Das leisten wir für die Gesellschaft, trag freiwillig was bei!’
Jedes System hat Nachteile, auch das Beitragssystem. Ich kenne andere Finanzierungssysteme, in denen die Kirchen auf freiwillige Spenden angewiesen sind. Es besteht die Gefahr, dass Abhängigkeiten von Spendern oder andere Fehlentwicklungen entstehen, weil in der Seelsorge die Suche nach Geld Überhand nimmt. Ich bin zuversichtlich, dass die Kirche immer überlebt, also bis zum Ende der Welt. Ob der ‚Liebe Gott’ will, dass wir arm werden? Kann sein... Aber jeder, der glaubt und sich mit uns identifiziert, wird bereit sein, sein Scherflein beizutragen.
Ihr Vorgänger Altbischof Krenn hat vor Jahren den Spruch geprägt, er befürchte eine dritte Türkenbelagerung, die auch den christlichen Glauben bedrohe. Wie sehen Sie das Zusammenwirken unterschiedlicher Religionen in unserer Diözese?
Das Ziel ist die Erneuerung des Glaubens – wenn unser Christsein authentisch ist, dann haben wir keinen Anlass zu Sorge. Das Zweite Vatikanische Konzil hat uns bewusst gemacht, wovon auch ich persönlich überzeugt bin. Dass wir tolerant sein sollen gegenüber der Überzeugung anderer – umgekehrt aber auch diese Toleranz für uns einfordern. Meine Sorgen will ich an der Stelle auch nicht ganz verschweigen. Ich kann nicht nachvollziehen, wenn jemand damit ein Problem hat, dass in unseren Krankenhäusern Kreuze hängen, oder wenn in den Kindergärten der Heilige Nikolaus Geschenke bringt!
Stellen Sie sich bitte vor, Sie wären Vater einer pubertären, 14-jährigen Tochter. Würden Sie ihr tatsächlich Kondome verbieten?
Ich würde ihr sagen: ‚Schenk dich nicht so billig her. Denk nach, was du wert bist!’ Viele Wunden entstehen, wenn man diesen eigenen Wert nicht beachtet, weil man zu schnell nachgibt, weil man ein Verhältnis eingeht, das nicht lange dauern kann, weil die Voraussetzungen fehlen. Die Folgen sind Enttäuschung, Traurigkeit und Depression. Ich kenne viele junge Frauen, die stehen gelassen wurden und darunter leiden, die sich wie gebrauchte Handtücher fühlen…
Aus Liebe zur Tochter würde ich versuchen sie mit viel Verständnis zu begleiten und ich würde ihr sagen: ‚Schau erst mal, ob dein Freund taugt fürs Leben!’ Ich würde echte Gespräche mit ihr suchen. Da läuft heute in den Familien vieles falsch. Diese Sexualisierung des Alltags, das ist nicht normal.
Ihre Antwort macht den negativen Zugang der Amtskirche zum Thema Sexualität deutlich. Ist nicht gerade der Umgang mit diesen ‚Reizthemen‘ der Punkt, der immer wieder junge Menschen aus der Kirche vertreibt?
Auch unter jungen Leuten sind viele konsequent. Es lohnt sich konsequent zu sein! Ich würde jedenfalls raten, dass der Vater mit seiner Tochter im Gespräch bleibt, dass er immer für sie da ist. Die Möglichkeit für einen Neuanfang hat man jeden Tag.
Stellen Sie sich die Diözese in 20 Jahren vor – was wird sich hier ändern? Soll die römisch-katholische Kirche eine ‚Volkskirche’ bleiben? Oder soll man sich auf jene Menschen beschränken, die sich inhaltlich voll anschließen?
Es werden sich Glaubenszentren herauskristallisieren, von jenen Menschen, die an Christus glauben. Das Gewand der Kirche wird sich stark ändern. Ich sehe als Vision eine junge Kirche, die sich besonders in den Themenbereichen Jugend, Familie und Pastoraltätigkeit engagiert. In der Berufung gesucht wird, in der die Frage gestellt wird: ‚Was will Gott von mir?’ und in der Familien nach Wegen suchen um die ‚Schule’ des Glaubens und des Lebens zu sein. Die Pfarre der Zukunft wird Heimat der christlichen Familie sein, die Menschen erfahren dort geistliche Nahrung, Trost und Begleitung. Wie viele Menschen das sein werden, das wage ich nicht zu prognostizieren. Klar ist aber, dort wo es Nachfolger Christi, also gefirmte Menschen, geben wird, dort entstehen Ausbreitung und Wachstum. Dort strahlt die Kirche in die Gesamtbevölkerung aus. Seeleute des Lichts.
Warum war das nicht schon die letzten 20 Jahre der Fall? Was wurde bis dato falsch gemacht?
Es ist ein Reifungsprozess. Nehmen Sie das Bild der verschiedenen Jahreszeiten. Der Baum verliert seine Blätter und scheint tot. Aber wenn er gut verwurzelt ist, dann bleibt er lebendig und blüht im Frühjahr von Neuem auf. Manche der gefallenen Blätter sind auch ein guter Nährboden für diese Kraft des Frühlings. Und manchmal muss man den Baum beschneiden. Das tut ein Gärtner! Gott selber tut es. Daraus entsteht ein Vorgang, der mich an den Ursprung der Kirche erinnert: Dass Gottes Vorsehung es so einrichtet, dass wir in unserer Zeit erleben, was die Jünger Jesu erlitten. Und ich denke, dass in 20 oder vielleicht 100 Jahren viele junge Menschen sagen werden: Er hat es gut getan. Infos zum Thema: Check-in / Check-out
Mit der Volljährigkeit kommt der erste höfliche Erlagschein. Zumindest für die meisten Getauften unter uns steht dann zum ersten Mal die Frage im Raum: Will ich was beitragen? Oder wie tritt man eigentlich aus der Kirche aus? Oder noch spannender: Wie trete ich überhaupt ein? Oder wie wechsle ich in ein anderes „Team“? MFG hat sich schlau gemacht.
Wo geht’s rein?
Der Eintritt in eine Glaubensgemeinschaft erfolgt prinzipiell über das jeweilige Pfarramt bzw. das zentrale Sekretariat und wird in der jeweiligen Gemeinde z.B. in einem Kirchenbuch vermerkt. Die Aufnahme erfolgt dabei im Rahmen einer Tauffeier bzw. durch einen feierlichen Akt in der jeweiligen Gemeinde. Unterschieden wird dabei zwischen Kinder- und Erwachsenentaufe. Der Taufpate muss katholisch sein, das heilige Sakrament der Eucharistie empfangen haben und gefirmt sein sowie das 16. Lebensjahr vollendet haben.
Wo geht’s woanders hin?
Der Übertritt in einen anderen Glauben hängt von der jeweiligen Glaubensgemeinschaft ab. Bspw. erfolgt der Eintritt in die Evangelische Kirche beim Wohnsitzpfarramt. Beim Eintritt wird ein Formular ausgefüllt, das beim Pfarramt aufliegt. Erforderliche Unterlage dafür ist der Taufschein mit Austrittserklärung der zuständigen staatlichen Behörde. Auf der Rückseite des Originaltaufscheines wird der Eintritt in die Evangelische Kirche vermerkt. Erfolgt ein Übertritt von einer nicht-christlichen Religionsgesellschaft zur Evangelischen Kirche, wird das Sakrament der Taufe gespendet. Dafür sind eine Beitrittserklärung der vorhergehenden Glaubensgemeinschaft mit Austrittserklärung der zuständigen staatlichen Behörden sowie persönliche Dokumente im Original, z.B. amtlicher Lichtbildausweis, Geburtsurkunde notwendig.
Wie komm ich hier raus?
Die Erklärung über den Austritt aus gesetzlich anerkannten Kirchen, Religionsgesellschaften und staatlich eingetragenen religiösen Bekenntnisgemeinschaften erfolgt über eine Behörde. Die zuständige Behörde ist die Bezirkshauptmannschaft bzw. in Städten mit eigenem Statut der Magistrat. Erforderliche Unterlagen sind ein amtlicher Lichtbildausweis sowie der Nachweis der Mitgliedschaft in der Glaubensgemeinschaft. Ein Austritt kann nur dann rechtswirksam werden, wenn richtige Angaben über die bisherige Zugehörigkeit zu einer Glaubensgemeinschaft gemacht werden und die Behörde den Austritt der richtigen Glaubensgemeinschaft mitteilt. Der Austritt erfolgt durch persönliche Vorsprache oder schriftlich durch ein formloses Schreiben oder unter Verwendung eines Formulars, wenn die Behörde ein solches zur Verfügung stellt. Ein (Wieder-)eintritt erfolgt bei der jeweiligen Glaubensgemeinschaft.
Ich bin für die Entwicklung der letzten Jahre sehr dankbar, es ist Ruhe im Sinne eines guten Gesprächsklimas eingekehrt. Natürlich ist aber auch die Diözese St. Pölten in einem Umbruchsprozess – wie alle Diözesen Mitteleuropas.
Wie kommt es zu diesem Umbruch?
Es ist ein Wandel von Gesellschaft und Kirche. Wir müssen darum Ausschau halten nach möglichen Schritten der Erneuerung. Einerseits schreitet die Säkularisierung in allen Wohlstandsgesellschaften voran, der Materialismus rückt in den Vordergrund. Nur ein kleiner Teil der Menschen praktiziert den Glauben. Es kommt zu einer Krise der Familie, die zu einer Krise der Weitergabe des Glaubens führt, weil die Kinder in Bezug auf den Glauben wenig mitbringen. Das sehen wir etwa in den Schulen, aber auch in den Pfarren, die ja aus einer Zeit stammen, als man noch zu Fuß in die Kirche gegangen ist. Der Priestermangel ist eine Folge des Mangels an Gläubigen. Wir haben einen Gläubigenmangel – und das ist wenn man so will die Schuld einer Gesamtentwicklung. Da es unmöglich ist alle Pfarren zu besetzen müssen wir uns neue Strategien überlegen.
Merken Sie ökonomische Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf Ihre Kirche?
Bis jetzt haben wir keine besonderen Auswirkungen bemerkt. Manche Spenden sind zurückgegangen. Auch der Anstieg der Kirchenaustritte kann teilweise dadurch bedingt sein.
Und auf der spirituellen Ebene? Jetzt, wo das Dogma des Materialismus in Frage steht?
Ich denke spontan an die Pilgerbewegung. Viele Menschen tragen offenbar eine Sehnsucht im Herzen, oft auch jene, die aus materieller Sicht alles haben. Und doch sind sie nicht zufrieden. Viel Leid entsteht durch das Zerbrechen von Beziehungen. Pilgerbewegungen stehen für diesen Suchprozess, auch bei jungen Menschen. Wo eine Persönlichkeit mit Ausstrahlung oder eine engagierte Gemeinschaft vorhanden ist, dort stößt die Kirche auf großes Interesse. Denken Sie nur an Heiligenkreuz oder Göttweig!
Sie haben mit der ‚Aufbruchkampagne’ klassische Werbung gemacht, in der Botschaften von Gott plakatiert werden. Wie weit kümmert sich die Kirche heute um Marketing?
Ich denke, dass der Heilige Paulus heute nicht am Marktplatz stehen würde, sondern auch den Gang in die Medien suchen würde. Ziel unserer Kampagne ist es, die wesentliche Botschaft der Kirche auf freundliche Art und Weise durch die Mittel der Werbung den Menschen darzubringen. Erst vor kurzem hat mir die Telefonseelsorge berichtet, dass sich viele Anrufer direkt auf die aktuelle Plakatserie beziehen. Das ist ein Erfolg.
Wenn ich mit knapp 30 Jahren in meinem Freundeskreis durchschaue, so sind die meisten aus der Kirche ausgetreten. Der Grund war stets der Kirchenbeitrag, bei dem man sich das erste Mal aktiv und nur selber entscheiden muss dabeizubleiben – sprich einzuzahlen. Wieso schafft es die Kirche nicht mit diesem Reizthema anders umzugehen?
Nunja, es ist ja eine Frage des Hausverstands, dass die Kirche ihre Leute bezahlen muss um Gutes zu tun. Alle Finanzierungssysteme haben ihre Vor- und Nachteile. Wir sind jedenfalls um Transparenz bemüht und wollen bewusst machen, dass die Kirche ihr Geld wert ist!
Ruht man sich auf der privilegierten Sonderstellung aus? Sie könnten auf freiwillige Beiträge setzen und sagen: ‚Das leisten wir für die Gesellschaft, trag freiwillig was bei!’
Jedes System hat Nachteile, auch das Beitragssystem. Ich kenne andere Finanzierungssysteme, in denen die Kirchen auf freiwillige Spenden angewiesen sind. Es besteht die Gefahr, dass Abhängigkeiten von Spendern oder andere Fehlentwicklungen entstehen, weil in der Seelsorge die Suche nach Geld Überhand nimmt. Ich bin zuversichtlich, dass die Kirche immer überlebt, also bis zum Ende der Welt. Ob der ‚Liebe Gott’ will, dass wir arm werden? Kann sein... Aber jeder, der glaubt und sich mit uns identifiziert, wird bereit sein, sein Scherflein beizutragen.
Ihr Vorgänger Altbischof Krenn hat vor Jahren den Spruch geprägt, er befürchte eine dritte Türkenbelagerung, die auch den christlichen Glauben bedrohe. Wie sehen Sie das Zusammenwirken unterschiedlicher Religionen in unserer Diözese?
Das Ziel ist die Erneuerung des Glaubens – wenn unser Christsein authentisch ist, dann haben wir keinen Anlass zu Sorge. Das Zweite Vatikanische Konzil hat uns bewusst gemacht, wovon auch ich persönlich überzeugt bin. Dass wir tolerant sein sollen gegenüber der Überzeugung anderer – umgekehrt aber auch diese Toleranz für uns einfordern. Meine Sorgen will ich an der Stelle auch nicht ganz verschweigen. Ich kann nicht nachvollziehen, wenn jemand damit ein Problem hat, dass in unseren Krankenhäusern Kreuze hängen, oder wenn in den Kindergärten der Heilige Nikolaus Geschenke bringt!
Stellen Sie sich bitte vor, Sie wären Vater einer pubertären, 14-jährigen Tochter. Würden Sie ihr tatsächlich Kondome verbieten?
Ich würde ihr sagen: ‚Schenk dich nicht so billig her. Denk nach, was du wert bist!’ Viele Wunden entstehen, wenn man diesen eigenen Wert nicht beachtet, weil man zu schnell nachgibt, weil man ein Verhältnis eingeht, das nicht lange dauern kann, weil die Voraussetzungen fehlen. Die Folgen sind Enttäuschung, Traurigkeit und Depression. Ich kenne viele junge Frauen, die stehen gelassen wurden und darunter leiden, die sich wie gebrauchte Handtücher fühlen…
Aus Liebe zur Tochter würde ich versuchen sie mit viel Verständnis zu begleiten und ich würde ihr sagen: ‚Schau erst mal, ob dein Freund taugt fürs Leben!’ Ich würde echte Gespräche mit ihr suchen. Da läuft heute in den Familien vieles falsch. Diese Sexualisierung des Alltags, das ist nicht normal.
Ihre Antwort macht den negativen Zugang der Amtskirche zum Thema Sexualität deutlich. Ist nicht gerade der Umgang mit diesen ‚Reizthemen‘ der Punkt, der immer wieder junge Menschen aus der Kirche vertreibt?
Auch unter jungen Leuten sind viele konsequent. Es lohnt sich konsequent zu sein! Ich würde jedenfalls raten, dass der Vater mit seiner Tochter im Gespräch bleibt, dass er immer für sie da ist. Die Möglichkeit für einen Neuanfang hat man jeden Tag.
Stellen Sie sich die Diözese in 20 Jahren vor – was wird sich hier ändern? Soll die römisch-katholische Kirche eine ‚Volkskirche’ bleiben? Oder soll man sich auf jene Menschen beschränken, die sich inhaltlich voll anschließen?
Es werden sich Glaubenszentren herauskristallisieren, von jenen Menschen, die an Christus glauben. Das Gewand der Kirche wird sich stark ändern. Ich sehe als Vision eine junge Kirche, die sich besonders in den Themenbereichen Jugend, Familie und Pastoraltätigkeit engagiert. In der Berufung gesucht wird, in der die Frage gestellt wird: ‚Was will Gott von mir?’ und in der Familien nach Wegen suchen um die ‚Schule’ des Glaubens und des Lebens zu sein. Die Pfarre der Zukunft wird Heimat der christlichen Familie sein, die Menschen erfahren dort geistliche Nahrung, Trost und Begleitung. Wie viele Menschen das sein werden, das wage ich nicht zu prognostizieren. Klar ist aber, dort wo es Nachfolger Christi, also gefirmte Menschen, geben wird, dort entstehen Ausbreitung und Wachstum. Dort strahlt die Kirche in die Gesamtbevölkerung aus. Seeleute des Lichts.
Warum war das nicht schon die letzten 20 Jahre der Fall? Was wurde bis dato falsch gemacht?
Es ist ein Reifungsprozess. Nehmen Sie das Bild der verschiedenen Jahreszeiten. Der Baum verliert seine Blätter und scheint tot. Aber wenn er gut verwurzelt ist, dann bleibt er lebendig und blüht im Frühjahr von Neuem auf. Manche der gefallenen Blätter sind auch ein guter Nährboden für diese Kraft des Frühlings. Und manchmal muss man den Baum beschneiden. Das tut ein Gärtner! Gott selber tut es. Daraus entsteht ein Vorgang, der mich an den Ursprung der Kirche erinnert: Dass Gottes Vorsehung es so einrichtet, dass wir in unserer Zeit erleben, was die Jünger Jesu erlitten. Und ich denke, dass in 20 oder vielleicht 100 Jahren viele junge Menschen sagen werden: Er hat es gut getan. Infos zum Thema: Check-in / Check-out
Mit der Volljährigkeit kommt der erste höfliche Erlagschein. Zumindest für die meisten Getauften unter uns steht dann zum ersten Mal die Frage im Raum: Will ich was beitragen? Oder wie tritt man eigentlich aus der Kirche aus? Oder noch spannender: Wie trete ich überhaupt ein? Oder wie wechsle ich in ein anderes „Team“? MFG hat sich schlau gemacht.
Wo geht’s rein?
Der Eintritt in eine Glaubensgemeinschaft erfolgt prinzipiell über das jeweilige Pfarramt bzw. das zentrale Sekretariat und wird in der jeweiligen Gemeinde z.B. in einem Kirchenbuch vermerkt. Die Aufnahme erfolgt dabei im Rahmen einer Tauffeier bzw. durch einen feierlichen Akt in der jeweiligen Gemeinde. Unterschieden wird dabei zwischen Kinder- und Erwachsenentaufe. Der Taufpate muss katholisch sein, das heilige Sakrament der Eucharistie empfangen haben und gefirmt sein sowie das 16. Lebensjahr vollendet haben.
Wo geht’s woanders hin?
Der Übertritt in einen anderen Glauben hängt von der jeweiligen Glaubensgemeinschaft ab. Bspw. erfolgt der Eintritt in die Evangelische Kirche beim Wohnsitzpfarramt. Beim Eintritt wird ein Formular ausgefüllt, das beim Pfarramt aufliegt. Erforderliche Unterlage dafür ist der Taufschein mit Austrittserklärung der zuständigen staatlichen Behörde. Auf der Rückseite des Originaltaufscheines wird der Eintritt in die Evangelische Kirche vermerkt. Erfolgt ein Übertritt von einer nicht-christlichen Religionsgesellschaft zur Evangelischen Kirche, wird das Sakrament der Taufe gespendet. Dafür sind eine Beitrittserklärung der vorhergehenden Glaubensgemeinschaft mit Austrittserklärung der zuständigen staatlichen Behörden sowie persönliche Dokumente im Original, z.B. amtlicher Lichtbildausweis, Geburtsurkunde notwendig.
Wie komm ich hier raus?
Die Erklärung über den Austritt aus gesetzlich anerkannten Kirchen, Religionsgesellschaften und staatlich eingetragenen religiösen Bekenntnisgemeinschaften erfolgt über eine Behörde. Die zuständige Behörde ist die Bezirkshauptmannschaft bzw. in Städten mit eigenem Statut der Magistrat. Erforderliche Unterlagen sind ein amtlicher Lichtbildausweis sowie der Nachweis der Mitgliedschaft in der Glaubensgemeinschaft. Ein Austritt kann nur dann rechtswirksam werden, wenn richtige Angaben über die bisherige Zugehörigkeit zu einer Glaubensgemeinschaft gemacht werden und die Behörde den Austritt der richtigen Glaubensgemeinschaft mitteilt. Der Austritt erfolgt durch persönliche Vorsprache oder schriftlich durch ein formloses Schreiben oder unter Verwendung eines Formulars, wenn die Behörde ein solches zur Verfügung stellt. Ein (Wieder-)eintritt erfolgt bei der jeweiligen Glaubensgemeinschaft.