MFG - Die Sache mit dem Markt
Die Sache mit dem Markt


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St. Pöltens gute Seite

Die Sache mit dem Markt

Ausgabe 06/2009

Der Domplatz soll ein Facelifiting erhalten. Soweit so gut, denn das Ambiente des Platzes ist wahrlich suboptimal bis lieblos. Die städtische Herangehensweise verdient allerdings das Prädikat „patschert“. So muss es als billiger PR-Gag gewertet werden, dass man gleich die gesamte Bevölkerung per Fragebogen um ihre Wünsche befragt, und als nichts anderes denn Arroganz, dass man die Marktstandler bislang außen vor lässt.

Dies ist umso unverständlicher, weil akutell ja auch groß über etwaige Änderungen des Marktes diskutiert wird. Warum man da auf die Involvierung der unmittelbar davon Betroffenen verzichtet, die gleichzeitig auch die kompetentesten Experten in der Causa sind – nämlich die Marktbeschicker – ist völlig schleierhaft!
Dementsprechend sauer sind die Marktstandler dieser Tage, v. a. auch über die zur Schau getragene Präpotenz, „weil wir einige der Herren, die da groß von ‚Marktviertel‘ und Änderung des Marktes sprechen, hier überhaupt noch nie zu Gesicht bekommen haben!“ Auch dem Ansatz eines täglichen Marktes – zumindest bei bestehendem Personal – wird eine Abfuhr erteilt. „80% der Marktbeschicker hier sind selbständig und können daher gar nicht jeden Tag da sein“, ärgert sich etwa Anna Bracher, Landwirtin aus St. Pölten. Abgesehen davon hält sie die Überlebenschancen für einen täglichen Markt am Domplatz für unrealisitsch: „Natürlich ist der Markt am Domplatz am besten besucht von allen St. Pöltner Märkten. Es stellt sich halt die Frage, ob ein täglicher Markt überhaupt Sinn macht, wenn es die Frequenz dafür nicht gibt.“

Markt am Rathausplatz
Dabei hätte sie einen ganz anderen Vorschlag parat, der in Vergangenheit von den Marktbeschickern immer wieder in die Diskussion eingebracht wurde und auch für die Gestaltungsmöglichkeiten des Domplatzes ganz neue Perspektiven eröffnete. „Warum macht man den Markt nicht am Rathausplatz? Dort sind die Infrastruktur und die Parksituation viel besser! Außerdem würden die Leute dann durch die Stadt flanieren und somit gleichzeitig die Innenstadt beleben“, ist Bracher überzeugt. Jedenfalls sei es unerlässlich, auch weiterhin die Parkmöglichkeiten zu erhalten, denn „keine Autos am Domplatz wären ein Hirngespinst. Wenn man die Stadt sterben lassen will, soll man die Autos raushauen“, meint sie. „Man hat ja schon den Rathausplatz durch das Parkverbot umgebracht.“

Keine Hilfe
Im Gespräch kommen aber auch die kleinen Alltagssorgen zutage bzw. Wünsche, wie man die Marktsituation generell verbessern könnte. So wünscht sich Franziska König, Marktbeschickerin von einem Bio-Betrieb aus der Wachau, so wie Frau Bracher, eine Überdachung am Domplatz. Was sie sich da genau vorstellt? „Glaskuppeln vielleicht. Da können ja dann auch die Autos unter der Woche darunter parken.“ Momentan brauche man zwei Schirme für seinen Stand, „wenn jedoch der Wind geht kann man ja nicht beide gleichzeitig festhalten“. Außerdem drücken im Winter die Schneemassen die Überdachung ein, wie der Winter überhaupt so seine Tücken habe: Mangelnde Schneeräumung, zusammenbrechende Stromversorgung durch das Heizen, ausbleibende Kundschaft machen den Marktbeschickern während der kalten Jahreszeit zu schaffen. Und die Infrastruktur mit fehlenden Wasser- & Stromanschlüssen, die es am Rathausplatz gäbe, sei prinzipiell schlecht. „Am Domplatz wird nichts für uns getan!“, kann sich König einen Seitenhieb auf die Gemeinde nicht verkneifen und zeigt als „Beweis“ auf das kleine Blumenbeet rund um die Laterne. „Die Blumen hab ich selbst angesetzt.“ Die Stadtgärtnerei habe sich nicht zuständig gefühlt, nicht einmal ein paar Blumenaussetzer hätte man für die Bepflanzung übrig gehabt. „Dabei hätte ich mich sogar darum angenommen, mich um die Blumen zu kümmern“.

Kein Grab schaufeln
Mehr Grün wünscht sich auch Marktsprecher Erich Schaberger. Außerdem fehle Gastronomie am Platz. Der Markt sei zwar gut besucht, weshalb er sich eventuell einen dritten Markttag vorstellen könnte, aber einem Dauermarkt erteilt auch Schaberger eine Absage. „Ein Marktviertel jeden Tag ist einfach nicht möglich!“ Das bestätigt auch eine Bäurin, die hier Äpfel, Säfte und andere Produkte aus ihrer Landwirtschaft vertreibt. „Ich muss ja auch zuhause arbeiten, ich kann nicht jeden Tag hier sein“. Prinzipiell will Schaberger keine große Umgestaltung. „Sachen, die gut laufen, sollte man nicht verändern“. Und auch er ist überzeugt, dass ein Streichen von Parkplätzen „tödlich wäre, damit gräbt man sich selbst sein eigenes Grab. Jeder, der das will, soll einmal mit 10 Kilo Einkaufstaschen spazieren gehen, dann weiß er, wie das ist! Das geht einfach nicht!“
Aber die Schreibtischtäter im Magistrat werden den Marktbeschickern schon sagen, was geht und wie der Hase läuft...