Nächtliches
Text
Thomas Fröhlich
Ausgabe
02/2025
„Der Tag ist nur der weiße Schatten der Nacht.“ Diese bemerkenswerte Aussage tätigt eine tuberkulosekranke Gräfin in der famosen TV-Serie „Davos 1917“, einer mitreißenden Mischung aus Agententhriller, Melodram und Geschichtsstunde. Ein Europa am Abgrund, zerrissen von Krieg, Hass und nicht verhandelbaren Interessen. Nicht, dass diese Situation 1:1 auf unsere Tage übertragbar wäre – aber es ist kein Zufall, dass der venezianische Theaterregisseur Ezio Toffolutti, der auch regelmäßig in Österreich, etwa in Salzburg oder Reichenau, inszeniert, vor Kurzem in einem Gespräch meinte: „Wir sind die letzten Venezianer.“ Eine Stadt, die von Mietwucher, Massentourismus und – wie bei uns – falscher Zuwanderung in den Untergang getrieben werden könnte. „Wir sind die letzten Europäer“, meinte ein Weiterer am Tisch – und ich muss ihm rechtgeben. Eine abgehobene Union, der die Europäer und Europa als geistig-mentales Territorium wurscht sind, eine galoppierende (Radikal-)Islamisierung (man sehe sich nur in STP um), damit verbunden rasant wachsender Antisemitismus, der von einer völlig heruntergekommenen Antifa nicht nur geduldet, sondern auch unterstützt wird (eine Partie, die ansonsten hinter jedem Würstelstand Heerscharen an Nazis imaginiert), und die Unwilligkeit, miteinander zu reden, da auf nahezu allen Seiten Denkverbote jegliches eigenständige Denken überlagern. Wie schön ist’s da, in die Nacht hinaus zu treten, die grellen Dummheiten des Tages zu vergessen und den dunklen Tanz auf dem Vulkan zu wagen.
Gute Nacht, Europa!
Morgen ist leider auch ein Tag.