Bettina Sax – Back in the hood
Text
Johannes Reichl
Ausgabe
02/2025
24 Jahre war Bettina Sax sozusagen von Wien verschluckt, wo sie als Bankerin Karriere machte. Nun kehrt sie als Vorstandsdirektorin der Sparkasse Niederösterreich Mitte West in ihre Heimatregion zurück. Wir plauderten mit ihr über Frauen in Spitzenjobs, die Rolle regionaler Banken in einer globalisierten Welt, warum sie die Bankenabgabe für reinsten Populismus hält und wo sich überall der Wandel der Zeit im Bankensektor niederschlägt.
Läuft Ihre Bestellung eigentlich unter dem Motto „Das Imperium schlägt zurück“– die neue Raiffeisen-Vorstandsdirektorin wechselte ja von der Sparkasse zu Raiffeisen, Sie nun umgekehrt von der Raiffeisenlandesbank zur Sparkasse.
(lacht) Nein, da besteht kein Zusammenhang, Ich wurde im Zuge eines Headhuntingprozesses von Deloitte im Auftrag der Sparkasse ausgewählt – das lief alles sehr transparent und positiv unpolitisch ab.
Sie haben sich gegenüber rund 40 anderen BewerberInnen durchgesetzt, sind die zweite Vorstandsdirektorin einer St. Pöltner Bank. Haben wir damit endlich die gläserne Karrieredecke für Frauen durchstoßen?
Also ich habe als Arbeitnehmerin und als Mama einer dreijährigen Tochter immer Unterstützung seitens meines Arbeitgebers erfahren, wurde auch hier in der Sparkasse gut aufgenommen. In meinem vorigen Job habe ich über viele Jahre österreichische Großunternehmen mit meinem Team betreut – da fand sich in der Vorstands- bzw. Geschäftsführerebene keine einzige Frau, von „Decke durchstoßen“ sind wir also noch weit entfernt. Dass sich so wenige Frauen an der Spitze finden, liegt aber nicht allein an den Unternehmen, das ist vor allem nach wie vor ein Systemproblem, eines der persönlichen Einstellung sowie allen voran eines der gesellschaftlichen Akzeptanz.
Weil wir noch immer klassischen Rollenmustern verhaftet sind?
Als ich, auch im Bekanntenkreis, meine Karriereentscheidung kundgetan habe, kamen sofort Fragen wie: Warum tust du dir das an? Wie bringst du das als Mutter unter einen Hut? Hast du da kein schlechtes Gewissen? Mein Mann wurde noch nie mit derlei Fragen konfrontiert! Viele Frauen haben da einen weniger breiten Rücken als ich, denken sich dann, wenn sie das ständig hören, vielleicht lass ich es doch lieber bleiben. Es wird ein schlechtes Gewissen suggeriert und die Entscheidung Kind oder Karriere: Bin ich gut genug als Mutter? Hat mein Kind wirklich in ausreichendem Maße meine Aufmerksamkeit? Das macht schon Druck.
Wobei Kind UND Karriere – jetzt geschlechtsneutral gesprochen – durchaus machbar sind.
Du musst einfach gut organisiert sein. Mein Mann und ich haben einen komplett durchgetakteten Betreuungskalender: Wann geh ich früher nachhause. Wann hol ich unsere Tochter ab. Wann ist er dran. Wann brauchen wir zusätzlich die Oma zur Betreuung etc. Und da reden wir noch gar nicht vom Haushalt, der gemacht werden muss. Möglich ist dies nur in einer gleichberechtigten Partnerschaft auf Augenhöhe. Das ist aber, da sind wir wieder beim gesellschaftlichen Dilemma, nicht immer der Fall. Nehmen wir häufige Gedankengänge wie „Die Frau könnte eh – Vollzeit – arbeiten gehen, aber das, was sie dann verdient, geht ja sowieso für die Kinderbetreuung drauf, da ist es besser, sie bleibt gleich zuhause.“ Was dies mit der finanziellen Unabhängigkeit der Frau, v. a. im Alter macht, wird in der Familie einfach nicht fair besprochen.
Das heißt auf die Idee, dass der Mann derjenige ist, der zuhause bleibt, kommt man erst gar nicht, ganz abgesehen von der Diskrepanz in Sachen finanzieller Gleichstellung. Eine Schieflage, die wir ja auch bei der Karenz beobachten können, wo Österreich mit 16 % Väterkarenz Schlusslicht in Europa ist – andere Länder haben Quoten jenseits der 70 %. Der Beginn des weiblichen Karriereknicks?
Sicher. Österreich hinkt diesbezüglich im internationalen Vergleich gehörig nach, wenngleich sehr wohl ein Prozess im Gange ist. Aber man muss gute Rahmenbedingungen für die Kinderbetreuung schaffen seitens der Politik, nicht eine Zurück zum Herd-Prämie, wie aktuell herumschwirrt. Und man muss bei der Bildung ansetzen, auch bei den Rollenbildern. Tatsächlich zeigen Mädls bei uns, wie zahlreiche Studien belegen, nach wie vor weniger auf, wenn es um die Karriere geht, trauen sich schlicht weniger zu. Viele denken sich, meine 110 % reichen nicht aus, während überspitzt formuliert männliche Kollegen oft mit nur 40 % voll Überzeugung sagen: „Na, sicher kann ich das!“ Diesbezüglich möchte ich auch bei uns im Haus Kolleginnen animieren und fördern, um mehr Frauen in Führungspositionen zu bekommen.
Als Vorstandsdirektorin können Sie darauf jetzt Einfluss nehmen. Was hat Sie eigentlich motiviert, den Job in St. Pölten anzunehmen? Sie waren zuvor bei Raiffeisen Niederösterreich-Wien als Abteilungsleiterin des Kommerzsektors ja eine große Nummer, haben Gelder von zwei Milliarden Euro verwaltet.
Ich wollte aber nie nur eine reine Spezialistin sein und einen Job, in dem ich Gestaltungsspielraum habe. Der Wechsel auf die regionale Ebene war tatsächlich ein langgehegter Wunsch. Zum einen aufgrund der Bandbreite und Buntheit – ich habe kleine Institute ebenso kennengelernt wie große, kann mich in den Privatkunden im Traisental ebenso hineinversetzen wie in den Großindustriellen. Andererseits durchaus auch geographisch. Ich bin ja hier in der Region, im Bezirk Lilienfeld aufgewachsen. Am meisten reizt mich aber, wie es bereits im Gründungsgedanken der Sparkasse festgeschrieben ist, tatsächlich für die Bevölkerung, die Gesellschaft hier vor Ort zu wirken, zumal diese regionale Ebene in Zeiten der Globalisierung immer wichtiger wird.
Inwiefern?
Nehmen wir als aktuelles Beispiel die Aktivitäten von Trump, über den manche mitunter lächeln – nur, lustig ist das gar nicht. Wenn etwa, wie angedroht, Zölle kommen, dann hat das ja nicht nur Auswirkungen auf irgendwelche Großkonzerne, sondern diese haben Zulieferer, und diese ihrerseits wieder Zulieferer und immer so weiter, bis du bei unseren heimischen Betrieben landest. Daher ist es umso wichtiger, dass du auf regionaler Ebene gut aufgestellt bist, eine Bank hast, die dich und die Situation vor Ort kennt, die individuell auf deine Bedürfnisse eingeht und auf kurzem Weg gemeinsam Lösungen findet – Großbanken können diese Flexibilität oftmals nicht erfüllen. Ebenso schlägt sich die Globalisierung in jedem Kundensegment nieder. Wenn etwa Russland den Ukrainekrieg vom Zaun bricht, hat dies unmittelbare Auswirkungen auf uns hier vor Ort, wie wir etwa angesichts gestiegener Energiekosten leidvoll erfahren mussten. Da ist es wichtig, dass wir als regionale Bank unsere KundInnen etwa bei der Umrüstung auf alternative Energiesysteme unterstützen und sie so in die Lage versetzen, von der globalen Lage unabhängiger zu werden, resilienter.
Resilienz – ein Stichwort, das auch im Nachgang der Banken- und Finanzkrise 2007/2008 häufig fiel. Wie steht die Bankenbranche heute da?
Die in Reaktion auf die Finanzkrise eingeführten Regularien haben die Branche insgesamt sicher widerstandsfähiger und stabiler gemacht. Die Institute verfügen über höhere Liquidität und mehr Eigenkapital. Ich möchte nicht wissen, wie es bei manchen heute aussehen würde, wenn es diese Vorgaben nicht gegeben hätte.
Möglicherweise so wie in der Wirtschaft insgesamt, die in der Krise steckt. Als Bank seid ihr direkt am Wirtschaftspuls. Ist es tatsächlich so schlimm, wie diverse Pleiten nahelegen?
Das muss man relativieren. Ich bin jetzt über 20 Jahre im Bankgeschäft tätig, habe große und kleine Betriebe kennengelernt, und eines hat sich ganz eindeutig herauskristallisiert: Jene, die ihre Hausaufgaben gemacht haben, sind solide aufgestellt und kommen meist gut durch Krisenzeiten. Da trennt sich dann, so brutal das klingt, die Spreu vom Weizen. Dennoch schwächen natürlich erhöhte Energiekosten, Inflation, gestiegene Arbeitskosten und – ein Thema, das alle betrifft – der Mangel an gut ausgebildetem Personal die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen. Da ist mehr den je umsichtige Politik gefragt, eine die über eine Regierungsperiode hinausdenkt.
Für unsere KundInnen sind dies aber Herausforderungen, die man – auch mit Unterstützung der Hausbank – in den meisten Fällen lösen kann. Jene aber, die schon zuvor Probleme hatten und sich zum Beispiel ausschließlich auf Coronaförderungen verlassen haben, sind nach deren Auslaufen rasch wieder in Schieflage geraten.
Die Banken machten dahingegen zuletzt Gewinne, weshalb manche Politker eine Bankenabgabe als Solidaritätsbeitrag fordern und das Bild der „bösen Banken“, wie wir es aus der Finanzkrise kennen, suggerieren. Zurecht oder Populismus?
Tatsächlich glaube ich, dass wir dieses negative Image aus der Bankenkrise 2007/2008 nie wieder ganz los geworden sind. Der Ruf nach einer Bankenabgabe ist dabei meiner Meinung nach Populismus, der leider von vielen Medien unhinterfragt weiterverbreitet wird und ein völlig verzerrtes Bild zeichnet. In der jahrelangen Nullzinsphase musste der Bankensektor etwa für jeden Euro, der bei der Europäischen Zentralbank geparkt wurde, 0,5% Strafzinsen zahlen – das waren Hunderte Millionen Euro! Darüber wurde aber komischerweise nirgends berichtet. Ebenso wenig darüber, wie viel die Banken alljährlich an Steuern abführen – alleine bei einem regionalen Institut wie unserem waren das in den letzten drei Jahren über 24 Millionen Euro!
Warum agitieren manche Politiker dann in diese Richtung?
Ich glaube, es ist der verzweifelte Versuch, irgendwie Liquidität aufzustellen, um Budgetlöcher zu stopfen, ohne sich aber der Konsequenzen dieser Forderung ehrlich bewusst zu sein. Gerade ein solides Finanzsystem ist eine DER tragenden Grundsäulen einer gesunden Wirtschaft – wenn man in einer Situation wie der aktuellen just hier das System schwächt, schwächt man die Gesamtwirtschaft – darüber kann ich wirklich nur den Kopf schütteln. Eine gesunde Wirtschaft ist bitteschön die Basis unseres Wohlstandes. Es wäre dahingegen zielführender, wenn die Politik auf Basis fundierter Daten wirtschaftlich nachhaltig und substanziell agierte, wenn sie anstatt des kurzfristigen persönlichen Machterhalts die langfristige Entwicklung für die Gesamtgesellschaft im Blick behielte.
Was würde Ihrer Ansicht nach denn konkret nottun, um den Wirtschaftsstandort wieder auf Vordermann zu bringen?
Allen voran Investitionen in Bildung, Bildung, Bildung! Nur so werden wir konkurrenzfähig bleiben.
Dringend notwendig wäre zudem Deregulierung. Wir administrieren uns in Österreich mittlerweile wirklich zu Tode. Dadurch entsteht im internationalen Wettbewerb – und in einem solchen, beinharten, befinden wir uns – ein enormer Wettbewerbsnachteil.
Außerdem müssen wir vom Gießkannen-Prinzip wegkommen. Der Grundgedanke verschiedenster Maßnahmen ist ja oft richtig, wenn wir etwa an die Corona-Förderungen denken, aber oft fehlt die Treffsicherheit.
Manche würden in diesem Kontext wohl auch die KIM Regelung zur Kreditvergabe anführen, weil viele – etwa potenzielle Häuslbauer – keine Finanzierung mehr zustande bringen.
In diesem Bereich wurden zuletzt Lockerungen beschlossen, wobei auch hier die Stoßrichtung prinzipiell richtig ist und sich auch mit unserem Grundanliegen deckt, dass unsere KundInnen finanziell auf gesunden Beinen stehen sollen. Wir werden sicher niemandem etwas anbieten, von dem wir wissen, dass er es sich am Ende des Tages nicht leisten kann. Die finanzielle Gesundheit aller unserer KundInnen hat Priorität. Aber man könnte die Verordnungen flexibler ausgestalten. Nehmen wir beispielsweise die vorgeschriebene Schuldendienstquote von 40%, das heißt man darf nicht mehr als 40% seines Einkommens für die Kredittilgung verwenden. Diese könnte man durchaus nach Einkommen abstufen, denn es macht einen grundlegenden Unterschied, ob ich die 40% von einem Familieneinkommen von z. B. 5.000 Euro stemmen muss oder aber von plakativ 10.000 Euro.
Weil Sie zuvor Bildung angesprochen haben. Unlängst ist mir vor der HAK ein Bus mit dem Claim „FLiP2Go“ aufgefallen, was hat es damit auf sich?
Das ist eines meiner Lieblingsprojekte im Zuge unseres gesamtgesellschaftlichen Engagements hier in der Region – wir sponsern ja jährlich rund 900.000 Euro, unterstützen zahlreiche Vereine, Kultur- und Freizeitbetriebe, Sozialeinrichtungen, Blaulichtorganisationen, wie etwa zuletzt beim Hochwasser – und eben auch Schulen. Bildung ist mir wirklich ein großes Anliegen! Deshalb begleiten wir zum Beispiel seit zwei Jahren in St. Pölten den „Business HAK“-Schulzweig von der 1. bis zur 5. Schulstufe. Da geht’s nicht darum, irgendwelche Finanzprodukte an den Mann/die Frau zu bringen, sondern wirklich um die Schulung wirtschaftlichen und finanziellen Denkens. Das passiert etwa im Zuge von Fachvorträgen, Wien-Fahrten, interaktiven Spielen wie im Fall des erwähnten Busses. Ein weiteres Instrument, das wir dafür einsetzen, ist Enomania, ein spannendes Rollenspiel, mit dem wir ein Verständnis für die Mechanismen einer Volkswirtschaft vermitteln. Wichtig ist bei alledem, dass Wirtschaft nicht als trockene Materie wahrgenommen wird, sondern das durchaus Spaß machen kann und soll!
Auch für Frauen möchte ich in Sachen Finanzbildung mehr Angebote seitens unseres Institutes schaffen. Nicht im Rahmen schöner Events für gestandene Unternehmerinnen, die diesen Support ohnedies nicht mehr brauchen, sondern ich denke da an alle Frauen in unserem Marktgebiet, Hausfrauen, Teilzeitarbeitende, pflegende Angehörige etc., denen wir die Relevanz von Vorsorge, von Finanzplanung näherbringen möchten, damit sie unabhängiger und resilienter werden und im Alter keine bösen Überraschungen erleben.
Apropos böse Überraschung: Eine solche war für manche die bevorstehende Schließung der Sparkassenfiliale in Wagram.
Überraschend kommt diese nicht – wir haben diesen Schritt ja schon im Herbst vorigen Jahres kommuniziert. Wir sperren auch nicht einfach nur eine Filiale zu, sondern investieren parallel in einen komplett neuen Standort Mühlbach Ost, der am 22. März eröffnen wird. Und auch wenn dieser Schritt schmerzhaft ist, er ist schlicht wirtschaftlicher Notwendigkeit geschuldet. Die Kosten für Standorte werden sukzessive mehr: Technik, Energie, Personal. Dieser Aufwand steht in vielen Fällen aber in keiner Relation mehr zur tatsächlichen Frequenz. Corona war diesbezüglich sicher ein Brandbeschleuniger, weil viele gesehen haben, dass sie über Internetbanking ohnedies die meisten Geschäfte von zuhause aus abwickeln können – unser George spielt diesbezüglich ja wirklich alle Stückerln.
An jeder Ecke eine vollausgestattete Bankfiliale gehört offensichtlich der Vergangenheit an. Was wird im analogen Bereich dennoch wichtig sein?
Dass wir an neuralgischen Punkten mit guter Erreichbarkeit präsent sind und ein umfassendes Angebot stellen. Der neue Standort Mühlbach Ost ist das beste Beispiel dafür – wir realisieren dort das Bankgeschäft der neuesten Generation, bieten etwa auf Kundenwunsch erstmals eine Selbstbedienungs-Safeanlage an. Zudem spielt der Wohlfühlfaktor, das Ambiente eine ganz entscheidende Rolle, auch im Hinblick auf diskrete Beratungsmöglichkeiten. Das wird unser neuer Standard für weitere Filialen, die wir erneuern wollen.
Mit dem Schließen der Filiale verschwindet aber auch der Bankomat – ein ebenfalls häufig heiß diskutiertes Thema, vor allem im ländlichen Raum.
Es geht hier glaub ich auch viel um Psychologie, was ich durchaus nachvollziehen kann. Ich selbst bin etwa einen Teil meines Lebens in Eschenau aufgewachsen, damals gab es noch einige Wirtshäuser, wo sich die Leute getroffen haben – heute kein einziges mehr. Da ist oft ein Gefühl des Verlustes, in kleineren Gemeinden oft der Gedanke „Jetzt nehmen sie uns auch noch den Bankomaten weg.“ Aber auch hier klaffen häufig die tatsächliche Nutzung und die Wirtschaftlichkeit auseinander. Im Grunde genommen ist das heute auch eine politische Frage: Begreife ich einen Bankomaten als notwendige Infrastruktureinrichtung, dann muss man sich seitens der öffentlichen Hand überlegen, wie man einen Betrieb stützen kann. Aber prinzipiell ist der Wandel nicht aufzuhalten, dem können wir uns nicht verschließen – nicht als Einzelperson, nicht als Unternehmen.
ZUR PERSON
Im Grunde genommen ist es wohl ein bisschen wie „Nachhausekommen“. Seit fast 25 Jahren lebt Bettina Sax in Wien, aufgewachsen ist sie aber hier in the hood, im Bezirk Lilienfeld. Die ersten Jahre in Eschenau „wo die Großeltern einen Bauernhof auf Selbstversorger-Basis hatten“, danach viele Jahre in Traisen und vor dem „Verschwinden nach Wien“ in Hohenberg. „Ich hab mich dieser Region immer verbunden gefühlt, hatte hier eine schöne Kindheit mit viel Bezug zur Natur.“ Noch heute erinnert sie sich gern an Spaziergänge und dem Leben am Bauernhof mit der Großmutter zurück „auf denen sie mir jedes Blumerl und Viecherl erklärt hat – das erdet.“ Mit der Stadt kommt sie dann erstmals mit dem Besuch der HAK St. Pölten intensiver in Kontakt. Eine neue Facette, die sie nicht minder missen möchte, „wie mir überhaupt diese Mischung aus ländlich und urban immer gefallen hat.“ Weshalb sie aktuell mit ihrem Mann ein Haus in der Region sucht. „Ich wünsche mir auch für unsere dreijährige Tochter ein Aufwachsen in diesem Lebensumfeld mit viel Natur.“
Sax selbst wird nach der Matura von der Metropole Wien verschluckt und über zwei Jahrzehnte nicht mehr losgelassen. An der FH des bfi Wien studiert sie berufsbegleitend Bank- und Finanzwirtschaft, danach landet sie über die Stationen Unicredit Bank Austria und Investkredit Bank schließlich bei der Raiffeisen Landesbank Niederösterreich-Wien, wo sie 2016 zur damals jüngsten Abteilungsleiterin im KommerzkundInnen-Bereich avanciert. Big business ist angesagt: „In meiner Abteilung wurden rund 2 Milliarden Euro an Finanzierungsvolumen gemangt!“ Kleine Brötchen wird sie freilich auch bei der Sparkasse Niederösterreich Mitte West mit ihren 440 MitarbeiterInnen und einer Bilanzsumme von rund 3,5 Milliarden Euro nicht backen, dafür aber abwechslungsreichere. „Ich wollte ja nie nur eine reine Spezialistin werden, deshalb hat mich das Regionale gereizt, das Bunte hier, der direkte Kontakt mit vielen verschiedenen Kundinnen und Kunden. Das entspricht mehr meinem Naturell.“
Diese Bandbreite schlägt sich auch in ihren Hobbys nieder. Sax liebt Mountainbiken und Schifahren, „wobei dafür aktuell kaum Zeit bleibt, weil ich jede freie Sekunde meiner Familie widme.“ Ganz frischer Beleg dafür ist ein Bild im Büro „das ich erst letztes Wochenende mit meiner kleinen Tochter gemalt habe!“, wie sie mit einem Glänzen in den Augen herzeigt. Malen ist dabei eine weitere Leidenschaft, „ich folge da aber keinem bestimmten Stil!“ Was man von ihren Lesegewohnheiten nicht behaupten kann – die sind einschlägig. „Ich liebe Fantasyromane! Ich habe zum Beispiel alle 10 Bände von ‚Game Of Thrones‘ gelesen, jeder Teil gut 1.000 Seiten stark.“ Dass Autor George R. R. Martin die Leser nach dem Marathon mit einem offenen Schluss zurückgelassen hat, „ist eine Gemeinheit“, lacht sie. Wiedergutmachung könnte vielleicht eine Reise zu den Schauplätzen der Geschichte bringen, denn Reisen ist ein weiteres ihrer Faible. USA, Kanada, Vietnam, Thailand, China, und und und – gefühlt war sie schon überall, wobei auf der Bucket-List noch einiges steht, ganz oben etwa „eine Fahrt mit der transsibirischen Eisenbahn, was aktuell aber eher suboptimal ist.“ Jetzt steht aber ohnedies einmal eine ganz neue Lebensreise an, die sie mitten nach St. Pölten führt, in die Welt der Sparkasse „Und darauf freu ich mich riesig!“