Seilziehen fürs Klima
Text
Johannes Reichl
Ausgabe
02/2025
„Vor ein paar Jahren wäre es nicht denkbar gewesen, dass wir hier gemeinsam am Tisch sitzen!“, betonte Martin Gruber-Dorninger von der Klimakoordinationsstelle (KlimaK) der Stadt im Zuge des „Reinen Tisch“. Tatsächlich wurde das Initiativ-Netzwerk „Klimahauptstadt 2024“ bislang eher in der Rolle des zivilgesellschaftlichen Gegenparts und Kritikers der städtischen Klimapolitik wahrgenommen denn als Partner. Gruber-Dorninger stellte klar, „dass wir als Klimakoordinationsstelle Teil der Verwaltung sind und nicht für die Politik sprechen.“ Zugleich brach er eine Lanze für die Stadt(politik). „Da gibt es auch das ‚andere Gesicht‘ der Stadt, die offen ist für Ideen, für Petitionen – wie zuletzt etwa beim Bodenschutz – Gesprächsbereitschaft zeigt, Energiethemen vorantreibt“. Vieles – und das schimmerte als prinzipiell angestrebte Stoßrichtung des neuen Forums durch – könne eben nur im gemeinsamen Bemühen, wenn alle, wie es Initiativen-Sprecher Dieter Schmidradler bildlich formulierte „möglichst am selben Ende eines Stranges ziehen“, gelingen.
Bewegung, auch dank steten zivilgesellschaftlichen Triggerns, attestierte auch Maria Zögernitz von der Radlobby. So wurde im neuen Mobilitätsplan außer Streit gestellt, das bestehende „Flickwerk“ im Radverkehr zu einem durchgängigen Netz auszubauen. Zudem sei, wie die Mobilitätserhebung 2024 nahelegt, eine echte Verkehrswende eingeleitet. Nicht nur, dass der Anteil des Fahrradverkehrs von 11 % auf 18 % gestiegen ist, konnte – was Zögernitz als „Quadratur des Kreises“ bezeichnete – trotz eines Bevölkerungswachstums von 7 % gleichzeitig die Kilometerleistung im Verkehr um 17 % gesenkt werden. „An diesem Klimapfad müssen wir gemeinsam festhalten!“, forderte sie.
Gruber-Dorninger führte auch die Etablierung der KlimaK per se sowie St. Pöltens Teilnahme am Programm „Klimapionierstadt“ als konkrete Ausflüsse einer seriösen Klimapolitik an. „Der Klimazug in der Verwaltung ist ins Rollen gekommen.“ So wurden im Rahmen einer Strukturreform zuletzt die Agenden des Referats Umweltschutz und der KlimaK in einem gemeinsamen Geschäftsbereich „Nachhaltigkeit, Umwelt und Energiewirtschaft“ zusammengeführt. Im Bereich nachhaltige Energie gebe es zahlreiche Aktivitäten der Stadt: Von der energietechnischen Gebäudesanierung über den massiven Ausbau von Photovoltaik auf städtischen Gebäuden bis hin zum aktuellen Hochziehen einer Bürgerenergiegemeinschaft. „Dadurch wird das Netz entlastet, erneuerbare Energie gefördert, CO2 gespart und die BürgerInnen können sich zudem Geld ersparen“, erläuterte dazu KlimaK-Kollege David Obergruber.
Gruber-Dorninger verwies zudem, nachdem die Fernwärme zuletzt aufgrund des hochwasserbedingten Ausfalls der Müllverbrennungsanlage Dürnrohr wieder vermehrt auf Gas zurückgreifen musste, auf eine in Auftrag gegebene Studie zur Wärmespeicherung von Klärschlamm. Auf Nachfrage präzisiert Thomas Kainz vom städtischen Medienservice: „Es geht darum, wirtschaftlich, ökologisch und technisch zu überprüfen, ob – und wie es in St. Pölten möglich wäre, mit PV-Überstrom Wärmepumpen zu betreiben, die Klärschlamm trocknen, um diesen in weiterer Folge im Winter zu verbrennen und die Abwärme in die Fernwärme einzuspeisen. Durch eine Monoverbrennung würde außerdem Phosphor entstehen, der anschließend als Dünger genutzt werden kann.“
Der Pressesprecher führt als weitere Aktivitäten unter dem Prozess Klimapionierstadt „auch die Stadtklimaanalyse, das Energieraumplanungskonzept, die Teilnahme am Energieeffizienzprogramm e5, den KlimaTisch, die in Erarbeitung befindliche CO2-Bilanzierung etc. an.“ Zudem lerne man durch den fruchtbaren Austausch zwischen den Klimapionierstädten voneinander. Wie meinte Gruber-Dorninger beim „Reinen Tisch“: „Der Zug ist gut ins Rollen gekommen und wir werden uns auch nicht so schnell aufhalten lassen!“