MFG - Dieter Schmidradler - Alle guten Geister
Dieter Schmidradler - Alle guten Geister


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

Dieter Schmidradler - Alle guten Geister

Text Johannes Reichl
Ausgabe 02/2025

Das Initiativnetzwerk „Klimahauptstadt 2024“ rührte die letzten Jahre in klimarelevanten Fragen gehörig um. Anfang des Jahres wurde es unter dem Motto „Reiner Tisch“ in ein „Forum Klimahauptstadt St. Pölten“ überführt. Was dies genau bedeutet, darüber sprachen wir mit Initiativen-Sprecher Dieter Schmidradler.

Wie ist die Idee eines „Forum Klimahauptstadt St. Pölten“ entstanden?
Als „Klimahauptstadt 2024“ hatten wir uns selbst ein Ablaufdatum gesetzt, um strikt aus der zivilgesellschaftlichen Rolle heraus Bewusstsein dafür zu schaffen, dass St. Pölten zu einer Modellstadt im Sinne unseres Leitbildes werden kann. Unserem Verständnis nach hat diese zurückliegende Bewusstseinsbildung Früchte getragen: Das Thema Klimaschutz ist im Rathaus angekommen und wird ernst genommen; wir haben eine kompetent besetzte Klimakoordinationsstelle und die Stadtplanung arbeitet mit inzwischen sichtbarem Erfolg an einem Alltag der kurzen Wege. Im Dezember haben wir uns dann zusammengesetzt und aufgrund der ermutigenden Zwischenergebnisse beschlossen, fortan mit der Einladung zur verstärkten Zusammenarbeit auf St. Pöltens Politik und Wirtschaft zuzugehen.

Aber dumm gefragt: Was ist an einem Forum Klimahauptstadt jetzt großartig anders als an einem Netzwerk Klimahauptstadt? 
Der große Unterschied findet ja mit der Neuausrichtung im wirklichen Leben statt, weil Klimahauptstadt 2024 eben die Vernetzungsplattform der Initiativen war, während mit „Forum Klimahauptstadt“ neben den Initiativen nun auch alle guten Geister von Politik, Wirtschaft und Institutionen eingeladen sind, gemeinsam an der Klimahauptstadt zu arbeiten. Beim „Reinen Tisch“ war erstmals etwa die Stadtverwaltung mit dabei. Die Arbeitsweise ist dabei dieselbe, die Außenwahrnehmung hoffentlich aber eine andere, weil damit verschiedene Blickwinkel vertreten sind und wir das gemeinsame Ziel noch glaubwürdiger in den Mittelpunkt rücken können. 

Hegt man nicht die Befürchtung, dass durch das neue Format ein Jahr vor der Wahl die Initiativen quasi an die Leine genommen und ihre Protestaktionen eingehegt werden sollen?
Nein, da haben wir keine Angst. Es ändert sich ja nichts an dem, wofür wir eintreten – das steht ja alles weiterhin Schwarz auf Weiß auf der Website nachzulesen, und es ist auch im Forum nicht beabsichtigt, das Ziel – gemeinsam an einer Klimahauptstadt im beworbenen Sinne zu arbeiten – irgendwie aufzuweichen. 

Im Verhältnis zur Stadt stehen aber gemeinsamen Zielen teils fundamentale Auffassungsunterschiede entgegen, wenn man etwa an S34, REWE Zentrallager, Polizei-Sicherheitszentrum oder zuletzt ÖAMTC-Hubschrauberlandeplatz denkt. Sind da nicht Konflikte vorprogrammiert?
Es sind dieselben Konflikte wie vorher. Wir werden diese aber nicht am gemeinsamen Tisch des Forums austragen, weil wir als Forum weiterhin zu 100 % auf unseren verschriftlich­ten Positionen und Zielsetzungen der Klimahauptstadt 2024 aufbauen. Es hatten ja auch niemals alle Initiativen deckungsgleiche Positionen, und nicht alle beteiligten Initiativen können/wollen/dürfen so klare Kante zeigen, wie wir das gemeinsam über das Klimahauptstadt 2024-Netzwerk gemacht haben. 

Den Initiativen wird ja bisweilen vorgeworfen, dass sie bei jedem größeren Projekt a priori dagegen sind, damit aber – gäbe man dem immer nach – eine Fortentwicklung der Stadt in Sachen Kommunalabgaben, Wohnraum, Betriebsansiedlungen etc. nicht möglich wäre. Prallen da einfach zu unterschiedliche Ansätze von „Entwicklung“ aufeinander? 
Wer wirft das vor? Es gibt glücklicherweise rechtsstaatliche Grundsätze, die von Initiativen eingemahnt werden, und auch subjektive nachbarschaftliche Interessen, die zu wahren sind. Mit der Ungewissheit, ob in 500 Jahren der Mensch auf seinem Heimatplaneten weiter überlebensfähig sein wird, kann die Richtung, die Altvordere eingeschlagen haben, schlichtweg nicht mehr so weitergeführt werden. Auch mit Hinblick auf die Reduktionsziele gemäß Klimapfades gibt es aus der Zeit gefallene Projekte, die mit einer zukunftsgewandten Weiterentwicklung unserer Gesellschaft unvereinbar sind. In diesem Sinn ist es auch in gesamtgesellschaftlicher Hinsicht entscheidend, dass sich Initiativen weiterhin engagieren und ihre Möglichkeiten bündeln.

MITGLIEDER DES FORUM KLIMAHAUPTSTADT ST. PÖLTEN
• Alpenverein St. Pölten
• Bauwende 3100
• Bodenschutz St. Pölten
• Exit Green
• Extinction Rebellion NÖ
• Fridays For Future St. Pölten
• Gemeinwohl Ökonomie
• Grünstattgrau
• Klimavolksbegehren
• Landrettung.at
• Lebenswertes Traisental
• Metamorphosis 2050
• Naturfreunde St. Pölten
• Nein zur Spange Wörth
• NÖ Berg- und Naturwacht
• Radlobby St. Pölten
• Stopp S34
• Umwelt Lebenswert Obergrafendorf
• Verkehrswende.at
• ZUUM