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St. Pöltner Beginn. Die Leidenschaft zur Musik ist eine der Eigenschaften, die Bernhard Kiehas bis zum Chefredakteur von GoTV geführt haben. Dabei war Kiehas immer klar, dass er in die Musikbranche will, auch wenn die Ausbildung eine andere ist: „Ich hab damals in St. Pölten die Erzieherschule gemacht, aber für mich war relativ früh klar, dass das kein Job ist, der mich jetzt sonderlich interessiert.“ Doch auch ohne Interesse kann man maturieren und somit war der Fahrschein gelöst fürs Studium in Wien. Auch wenn er dieses nicht beendete, so wurde Wien Ausgangspunkt seines weiterenLebensweges. „Mein Interesse für Musik war schon immer groß, weil ich seit ich 15 bin in einer Band spiele, aber in Wien ist mir klar geworden, dass mich eigentlich die Musikbranche mehr interessiert, als selbst Musik zu machen“, erzählt Kiehas über seine Berufswahl.
Auf der Jagd nach einer Utopie. In Wien angekommen, arbeitet Kiehas neben der Uni in einem Fitnessstudio. Nach Abbruch des Studiums wird der Job in der Muckibude zur Vollzeitbeschäftigung. „Die Arbeit war nichts, was mich auf Dauer interessiert hätte, aber ich hab mir gedacht, die Musikbranche wartet eh auf mich.“ Nach einigen erfolglosen Bewerbungen wird ihm aber schnell klar, dass ein Job in der Musikindustrie nichts damit zu tun hat, ob man selbst Musik spielt. So nimmt er neben seinem Fulltime Job einen Aushilfsjob in einer Plattenfirma an, der, im Nachhinein betrachtet, den Einstieg ins Musikgeschäft ebnet. „Den Job hätt jeder machen können. Aber rückblickend war es eine super Gelegenheit, die Branche besser kennen zu lernen“, so Kiehas. Nach einem Jahr wird er fix angestellt, neue Aufgaben mit immer bekannteren Bands kommen hinzu. Schließlich heuer Kiehas bei GoTV an, wo er mittlerweile zum Chefredakteur avanciert ist.
Von St. Pölten nach Wien. Auf die Frage, warum er St. Pölten verlassen hat, gibt es eine kurze und knappe Antwort: „Ich wollt damals einfach weg aus St. Pölten. Das war für alle so.“ Wien ist da natürlich naheliegend, das Studium spielt eine weitere nicht unwesentliche Rolle. Freilich, in der Zwischenzeit haben sich St. Pölten und die hiesigePöltner Musikszene weiterentwickelt, wie auch Keihas bestätigt. Vor allem durch die Festivals diesen Sommer hat St. Pölten ein Ausrufezeichen in der Musiklandschaft Österreich gesetzt. „Ich glaube, dass die lokale Szene immer profitiert von Großveranstaltungen wie Frequency, Beatpatrol oder früher Nuke. Ich hab mich wirklich gefreut für St. Pölten heuer, dass sie das Frequency bekommen haben – natürlich auch weil man als Wiener jetzt nicht mehr bis nach Salzburg fahren muss.“ Mit der Wiener Szene kann man nicht mit, auch die Linzer Szene mit der Hip Hop Vergangenheit ist größer, danach kommt aber für Kiehas schon St. Pölten. Aushängeschilder sind die üblichen Verdächtigen – Warehouse, VAZ, Freiraum sowie lokale Bands wie Bauchklang tragen viel zum musikalischen Image der Stadt bei. Ein großes Manko gäbe es aber noch: „Wenn Bands durch Österreich touren ist einmal an erster Stelle Wien. Gibts mehrere Gigs kommt noch der Posthof Linz oder das Rockhaus Salzburg – in St. Pölten touren die Bands aber nicht, das fehlt vielleicht noch etwas.“ Der sonstige Bezug zur alten Heimat ist eher familiärer Natur, wenngleich sich der Blick im Laufe der Zeit gewandelt hat. „Aus heutiger Sicht kann mir durchaus vorstellen, in ein paar Jahren wieder nach St. Pölten zurück zu ziehen.“
Wege ins Musikbiz. Und was braucht es zum guten Musikredakteur? „Wenn zu mir jemand sagt, er kennt sich super in der Musikbranche aus und er kennt die und die Band – das ist völlig uninteressant. Wenn jemand als Redakteur arbeiten will, setz ich das voraus. Wichtig ist, sich zuerst zu fragen: ‚Was will ich eigentlich?‘“ Denn oft unterscheidet sich die Realität stark von der Wunschvorstellung. Das Wichtigste aber ist Praxis sammeln. „Ich kenn viele Leute die angefangen haben, indem sie einfach mit einer Band auf Tour gegangen sind“, zeigt Kiehas eine Möglichkeit auf, den Einstieg in die Branche zu schaffen. Auch wenn man im Bereich der Promotion anfangen will, hilft es sich kleine Bands, eventuell im Freundeskreis zu suchen und zum Beispiel an einem professionellen MySpace Auftritt zu arbeiten. Gerade im Bereich des öffentlichen Auftretens ortete Kiehas noch Rückstände bei österreichischen Bands. „Ich hab das Gefühl den österreichischen Bands ist es peinlich sich zu präsentieren. Bei ausländischen Bands ist man da schon weiter – dort weiß man, dass die Arbeit mit Medien einfach dazugehört.“
Schlüsselerlebnis. Er selbst hat im Hinblick auf den Redakteurs-Job eine Art Schlüsselerlebnis gehabt. Alles beginnt mit dem österreichischen Musikmanager Peter Viehweger, u. a. auch langjähriger Wegbegleiter Falcos. „Beim Konzert einer Band von Peter Viehweger ist ihm kurzfristig ein Keyboarder ausgefallen. Durch unsere Bandkontakte haben wir ihm Ersatz besorgt und als Dankeschön hat er versprochen, sich ein Demo von unserer Band anzuhören.“ Nächtelang werden Demos aufgenommen, um Viehweger etwas zu präsentieren, doch am großen Tag, werden alle Hoffnungen der jungen Band mit einem Satz weggewischt: „Wos wollts ihr überhaupt mit der Musik?“ Während der Sänger der Band sich mit einem saloppen „du bist a oaschloch“ verabschiedet und wutentbrannt aus der Wohnung rennt, zeigt sich Kiehas interessiert und forscht weiter nach: „Wir hatten uns damals nie Gedanken gemacht, wen wir eigentlich ansprechen wollen mit unserer Musik. Wie viele andere haben wir halt gesagt, wir machen die Musik nur für uns und ich hab dann noch stundenlang mit ihm geredet – das war der Tag an dem mir klar geworden ist, dass ich da meine Zukunft sehe.“