Stau und Spiele
Text
Michael Müllner
Ausgabe
Beim Herbst scheiden sich die Geister. Die einen vermissen den Sommer, die legere Kleidung und die leergeräumten Kalender in der Ferienzeit, wenn alle einen Gang runterschalten. Die anderen hingegen kaufen voller Vorfreude den ersten Lebkuchen und genießen, dass der Baustellensommer zu Ende geht.
Eigentlich will ich ja gar nicht Sudern oder dem Mob der einschlägigen Facebook-Gruppen nach dem Maul reden. Zumal sich eh alle einig sind, dass das dichte Bauprogramm mit den damit verbundenen Einschränkungen genauso ein Witz ist, wie der neue Domplatz. Das sind billige Punkte, also mühe ich etwas in Präzision.
Natürlich muss man nötige Arbeiten an der Infrastruktur dann machen, wenn (statistisch gesehen) diese am wenigsten benutzt wird. Dass im Sommer viele Baustellen zusammenfallen, haben sich nicht St. Pöltner Garsteln ausgedacht. Dass aber manche Projekte schlicht nicht aufeinander abgestimmt werden, dass Ampeln auf verstopften Hauptverkehrsrouten selbst zur morgendlichen Primetime nicht von Polizisten geregelt werden, dass Aktivisten ihre Meinungsfreiheit nötigender Weise anderen aufs Auge drücken, das ist dann vielleicht doch etwas zu viel verlangt und ginge besser. Und vielleicht wäre vor zehn Jahren diese Art der Neugestaltung eines zentralen Innenstadtplatzes noch durchgegangen. Aber heute bleibt die berechtigte Frage, ob das wirklich alles an Kreativität, Qualität und Nachhaltigkeit ist, die man sich um ein paar Millionen Euro erwarten darf. Und diese Fragt bleibt, auch wenn man noch so viel Geld für Brot und Spiele nachwirft.