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Text
Michael Müllner
Ausgabe
Überlaufene Arzt-Praxen sind im österreichischen Gesundheitswesen nichts Neues. Besonders prekär ist die Lage derzeit in der Kinder- und Jugendheilkunde. Nach Pensionierungen gibt es in St. Pölten nur mehr einen Kinderarzt mit Kassenvertrag. Während sich auf die ausgeschriebenen Kassenstellen monatelang niemand bewirbt, boomen die Wahlärzte.
In der „Krone“ berichtet Robert Artmann, er sei der einzige Kassenarzt im Einzugsgebiet zwischen Krems, Wien, St. Aegyd und Melk. Seine Ordination läuft am Limit, neue Patienten nimmt er nur im Ausnahmefall auf. Artmann hat einen Kassenvertrag, das heißt, man zahlt bei ihm nichts für den Ordinationsbesuch. Der Arzt rechnet mit der Krankenkasse ab, diese finanziert sich aus dem Gesundheitswesen. Das klassische Modell in Österreich, das aber zunehmend unter Druck gerät, denn die Erwartungshaltungen von Patienten und Medizinern haben sich geändert. Der typische Kassenarzt hat volle Wartezimmer, die Masse machts, denn die einzelnen Vergütungen je Patient sind niedrig. Da hilft nur Tempo. Kein Wunder, dass viele Ärzte ihre berufliche Zukunft nicht im Kassenmodell sehen.
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Es geht nämlich auch anders. Wahlärzte können ihre Honorare selbst bestimmen. So kostet etwa der Besuch bei einem St. Pöltner Kinderarzt 45 Euro. Reicht ein Angestellter diese Honorarnote bei der Gebietskrankenkasse ein, so retourniert diese 80 Prozent des Kassentarifes, also etwa 11,66 Euro. Während der Arzt also für seine Leistung dem Patienten 45 Euro verrechnet, würde er von der Krankenkassa dafür nur knapp 15 Euro erhalten. Die Kasse profitiert insofern, als der Patient ja 20 Prozent Selbstbehalt hat, er erhält ja nur 80 Prozent des Tarifs. Weiterer Nebeneffekt: Viele Patienten verzichten häufig auf die Mühsal der Einreichung und somit auf „die paar Euro“ Rückerstattung. Für die Kassen freilich in Summe ein stolzer Betrag. All dies ist aber natürlich nicht neu, woher kommt also nun der eklatante Mangel an Kinderärzten?
Es geht nämlich auch anders. Wahlärzte können ihre Honorare selbst bestimmen. So kostet etwa der Besuch bei einem St. Pöltner Kinderarzt 45 Euro. Reicht ein Angestellter diese Honorarnote bei der Gebietskrankenkasse ein, so retourniert diese 80 Prozent des Kassentarifes, also etwa 11,66 Euro. Während der Arzt also für seine Leistung dem Patienten 45 Euro verrechnet, würde er von der Krankenkassa dafür nur knapp 15 Euro erhalten. Die Kasse profitiert insofern, als der Patient ja 20 Prozent Selbstbehalt hat, er erhält ja nur 80 Prozent des Tarifs. Weiterer Nebeneffekt: Viele Patienten verzichten häufig auf die Mühsal der Einreichung und somit auf „die paar Euro“ Rückerstattung. Für die Kassen freilich in Summe ein stolzer Betrag. All dies ist aber natürlich nicht neu, woher kommt also nun der eklatante Mangel an Kinderärzten?
Götter in Weiß, lieber angestellt
Der Obmann der NÖ Gebietskrankenkasse (NÖGKK), Gerhard Hutter, sieht die Politik dringend gefordert. In der Vergangenheit seien zu wenig Kinderärzte ausgebildet worden, womit auch die Spitäler gefordert sind. Dort finden die Facharzt-ausbildungen ja statt. Die NÖGKK habe in den letzten Jahren die Kassenplanstellen aufgewertet, damit die Work-Life-Balance für Ärzte besser ausfällt. Zudem gäbe es mittlerweile Verträge, die nur eine reduzierte Mindestordinationszeit vorsehen. Es könnten sich auch mehrere Ärzte zu Gruppenpraxen zusammenschließen. Und man plane Kinderärzte verstärkt in zukünftigen Primärversorgungszentren eine Rolle spielen zu lassen. Allesamt Maßnahmen, die auch von Standesvertretern und Ärzten gefordert werden, mit denen man dieser Tage spricht. Gerade junge Ärzte berichten, dass sie das unternehmerische Risiko einer eigenen Ordination scheuen. Anstellungen in den Landeskliniken werden von vielen als attraktivere Job-Option beschrieben: man arbeite dort mit Kollegen, bilde sich intensiv weiter und habe naturgemäß auch abwechslungsreichere Aufgabengebiete und medizinische Fälle. Und der vermeintliche Luxus eines Dienstvertrages mit Krankenstand und Urlaub ist auch für Jungmediziner ein schlagendes Argument. Vom Gott in Weiß zum Normalsterblichen also?
Christoph Reisner, Präsident der NÖ-Ärztekammer, berichtet über die vielschichtigen Ursachen des Problems (siehe Seite 20). Natürlich ist es die Work-Life-Balance, natürlich sind es die Honorare, auch wenn diese für die Kinderheilkunde zwischen 2017 und 2019 nach Verhandlungen zwischen Kammer und Kasse um knapp 27 Prozent gesteigert wurden. Eine wesentliche Schraube sieht Reisner aber in der Ausbildung, bei der nur geschaut wird, wer schnell sein Studium schaffen wird und somit dem Staat wenig kostet, ohne zu berücksichtigen, wer später in der Rolle des Arztes auch im niedergelassenen Bereich glücklich würde.
Der Obmann der NÖ Gebietskrankenkasse (NÖGKK), Gerhard Hutter, sieht die Politik dringend gefordert. In der Vergangenheit seien zu wenig Kinderärzte ausgebildet worden, womit auch die Spitäler gefordert sind. Dort finden die Facharzt-ausbildungen ja statt. Die NÖGKK habe in den letzten Jahren die Kassenplanstellen aufgewertet, damit die Work-Life-Balance für Ärzte besser ausfällt. Zudem gäbe es mittlerweile Verträge, die nur eine reduzierte Mindestordinationszeit vorsehen. Es könnten sich auch mehrere Ärzte zu Gruppenpraxen zusammenschließen. Und man plane Kinderärzte verstärkt in zukünftigen Primärversorgungszentren eine Rolle spielen zu lassen. Allesamt Maßnahmen, die auch von Standesvertretern und Ärzten gefordert werden, mit denen man dieser Tage spricht. Gerade junge Ärzte berichten, dass sie das unternehmerische Risiko einer eigenen Ordination scheuen. Anstellungen in den Landeskliniken werden von vielen als attraktivere Job-Option beschrieben: man arbeite dort mit Kollegen, bilde sich intensiv weiter und habe naturgemäß auch abwechslungsreichere Aufgabengebiete und medizinische Fälle. Und der vermeintliche Luxus eines Dienstvertrages mit Krankenstand und Urlaub ist auch für Jungmediziner ein schlagendes Argument. Vom Gott in Weiß zum Normalsterblichen also?
Christoph Reisner, Präsident der NÖ-Ärztekammer, berichtet über die vielschichtigen Ursachen des Problems (siehe Seite 20). Natürlich ist es die Work-Life-Balance, natürlich sind es die Honorare, auch wenn diese für die Kinderheilkunde zwischen 2017 und 2019 nach Verhandlungen zwischen Kammer und Kasse um knapp 27 Prozent gesteigert wurden. Eine wesentliche Schraube sieht Reisner aber in der Ausbildung, bei der nur geschaut wird, wer schnell sein Studium schaffen wird und somit dem Staat wenig kostet, ohne zu berücksichtigen, wer später in der Rolle des Arztes auch im niedergelassenen Bereich glücklich würde.
Hohe Politik gefragt
Auch rechtliche Rahmenbedingungen spielen eine Rolle: Teamplay und das gemeinsame Schultern des Risikos, das sich aus einer Arztpraxis ergibt, wird den Ärzten zunehmend wichtig. Bereiche, in denen die Politik mit Gesetzen den Rahmen vorgeben und Veränderungen anstoßen kann. Im Niederösterreichischen Landtag forderte Edith Kollermann, Gesundheitssprecherin der Neos: „Das Land NÖ trägt wesentliche Teile der Gesundheitskosten. Deshalb müsste man auch darauf achten, dass diese sinnvoll eingesetzt werden. Es gilt die zahlreichen Ursachen für den Ärztemangel zu bekämpfen, nicht nur als Alibi-Maßnahme mehr Ausbildungsplätze zu fordern. Wir brauchen mehr Primärversorgungszentren, höhere Abgeltungen für Ärzte und vor allem endlich eine Komplettreform der Finanzierung des österreichischen Gesundheitswesens, wie es andere Länder vorgemacht haben. Gesundheitspolitik beginnt bei der Vorsorge.“ Auch wenn dieses österreichweite Thema nicht im NÖ-Landtag gelöst werden kann, sieht sie Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und ihre ÖVP in der Pflicht: „Da könnten sie ihren Einfluss auf die Bundespolitik sinnvoll nutzen.“
Die zuständige Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) betont, dass die Landesregierung wenig konkrete Möglichkeiten habe, die Situation zu verbessern und verweist auf Kassen und Ärztekammer. Das Land plane bis Ende 2021 vierzehn neue Primärversorgungszentren. Da dafür jeweils mindestens drei Ärzte als „Kernteam“ nötig sind, überlegt Königsberger-Ludwig das Modell so zu adaptieren, dass künftig auch Kinderärzte zum Kernteam gezählt werden, wodurch sie sich mehr Gründungen erhofft. Weiters könne sie sich ein Studien- und Ausbildungsstipendium des Landes vorstellen, bei dem sich geförderte Jungmediziner verpflichten, für einen Zeitraum als niedergelassene Ärzte zu arbeiten.
Auch rechtliche Rahmenbedingungen spielen eine Rolle: Teamplay und das gemeinsame Schultern des Risikos, das sich aus einer Arztpraxis ergibt, wird den Ärzten zunehmend wichtig. Bereiche, in denen die Politik mit Gesetzen den Rahmen vorgeben und Veränderungen anstoßen kann. Im Niederösterreichischen Landtag forderte Edith Kollermann, Gesundheitssprecherin der Neos: „Das Land NÖ trägt wesentliche Teile der Gesundheitskosten. Deshalb müsste man auch darauf achten, dass diese sinnvoll eingesetzt werden. Es gilt die zahlreichen Ursachen für den Ärztemangel zu bekämpfen, nicht nur als Alibi-Maßnahme mehr Ausbildungsplätze zu fordern. Wir brauchen mehr Primärversorgungszentren, höhere Abgeltungen für Ärzte und vor allem endlich eine Komplettreform der Finanzierung des österreichischen Gesundheitswesens, wie es andere Länder vorgemacht haben. Gesundheitspolitik beginnt bei der Vorsorge.“ Auch wenn dieses österreichweite Thema nicht im NÖ-Landtag gelöst werden kann, sieht sie Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und ihre ÖVP in der Pflicht: „Da könnten sie ihren Einfluss auf die Bundespolitik sinnvoll nutzen.“
Die zuständige Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) betont, dass die Landesregierung wenig konkrete Möglichkeiten habe, die Situation zu verbessern und verweist auf Kassen und Ärztekammer. Das Land plane bis Ende 2021 vierzehn neue Primärversorgungszentren. Da dafür jeweils mindestens drei Ärzte als „Kernteam“ nötig sind, überlegt Königsberger-Ludwig das Modell so zu adaptieren, dass künftig auch Kinderärzte zum Kernteam gezählt werden, wodurch sie sich mehr Gründungen erhofft. Weiters könne sie sich ein Studien- und Ausbildungsstipendium des Landes vorstellen, bei dem sich geförderte Jungmediziner verpflichten, für einen Zeitraum als niedergelassene Ärzte zu arbeiten.
Klug gerechnet
Gerade im Bereich der Kinder- und Jugendheilkunde ist der Wechsel ins Lager der Wahlärzte besonders verführerisch. Wer für sein Neugeborenes eine private Krankenversicherung abschließt, die Wahlarzt-Honorare übernimmt, kommt auf eine Jahresprämie von knapp 400 Euro. Scharfe Rechner stellen rasch fest, dass sich das mit einigen Arztbesuchen rechnerisch schnell auszahlt. Gerade in den ersten Jahren sind Arzttermine planbar: Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen, Impfungen, in den ersten Jahren ist eine Zusatzversicherung ein gutes Geschäft. Peter Gombas ist Experte für Krankenversicherungen bei Uniqa, Österreichs größter privater Krankenversicherer: „Von 2009 auf 2018 hat sich die Zahl unserer Kunden mit einer Zusatzversicherung, die Wahlarztkosten erstattet, um 40 Prozent auf 276.000 Österreicher erhöht.“ Rund 25 Prozent der jährlichen Neukunden sind Kinder bis 18 Jahre, davon gut ein Drittel Neugeborene, die sozusagen gleich mit einer Zusatzversicherung ins Leben starten, berichtet er. Den Hauptvorteil für die Patienten sieht er nicht so sehr in der „Kalkulierbarkeit“, sondern im Umstand, dass die Versicherung einen Patienten nicht kündigen darf. Wer als junger Mensch eine private Krankenversicherung abschließt, behält diese zu günstigen Prämien sein Leben lang. Ältere Menschen, womöglich mit Vorerkrankungen, müssen später deutlich tiefer in die Tasche greifen.
Gerade im Bereich der Kinder- und Jugendheilkunde ist der Wechsel ins Lager der Wahlärzte besonders verführerisch. Wer für sein Neugeborenes eine private Krankenversicherung abschließt, die Wahlarzt-Honorare übernimmt, kommt auf eine Jahresprämie von knapp 400 Euro. Scharfe Rechner stellen rasch fest, dass sich das mit einigen Arztbesuchen rechnerisch schnell auszahlt. Gerade in den ersten Jahren sind Arzttermine planbar: Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen, Impfungen, in den ersten Jahren ist eine Zusatzversicherung ein gutes Geschäft. Peter Gombas ist Experte für Krankenversicherungen bei Uniqa, Österreichs größter privater Krankenversicherer: „Von 2009 auf 2018 hat sich die Zahl unserer Kunden mit einer Zusatzversicherung, die Wahlarztkosten erstattet, um 40 Prozent auf 276.000 Österreicher erhöht.“ Rund 25 Prozent der jährlichen Neukunden sind Kinder bis 18 Jahre, davon gut ein Drittel Neugeborene, die sozusagen gleich mit einer Zusatzversicherung ins Leben starten, berichtet er. Den Hauptvorteil für die Patienten sieht er nicht so sehr in der „Kalkulierbarkeit“, sondern im Umstand, dass die Versicherung einen Patienten nicht kündigen darf. Wer als junger Mensch eine private Krankenversicherung abschließt, behält diese zu günstigen Prämien sein Leben lang. Ältere Menschen, womöglich mit Vorerkrankungen, müssen später deutlich tiefer in die Tasche greifen.
Bewerbungsfrist
Doch was tun, wenn man sich keine Zusatzversicherung leisten kann und beim letzten verbliebenen Kassenarzt kein Termin zu bekommen ist? Viele Eltern landen so mit ihren Sprösslingen beim Hausarzt. Als Sofortmaßnahme empfiehlt NÖGKK-Obmann Hutter den Eltern für Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen auch auf Allgemeinmediziner oder Fachärzte auszuweichen, die diese Untersuchungen ebenso durchführen können. Für die zweieinhalb Stellen im St. Pöltner Bereich der Kinder- und Jugendheilkunde läuft die aktuelle Ausschreibungsrunde bis 13. Dezember 2019. In der vorangegangenen Bewerbungsrunde gab es dafür übrigens keine einzige Bewerbung.
INTERVIEW
Doch was tun, wenn man sich keine Zusatzversicherung leisten kann und beim letzten verbliebenen Kassenarzt kein Termin zu bekommen ist? Viele Eltern landen so mit ihren Sprösslingen beim Hausarzt. Als Sofortmaßnahme empfiehlt NÖGKK-Obmann Hutter den Eltern für Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen auch auf Allgemeinmediziner oder Fachärzte auszuweichen, die diese Untersuchungen ebenso durchführen können. Für die zweieinhalb Stellen im St. Pöltner Bereich der Kinder- und Jugendheilkunde läuft die aktuelle Ausschreibungsrunde bis 13. Dezember 2019. In der vorangegangenen Bewerbungsrunde gab es dafür übrigens keine einzige Bewerbung.
INTERVIEW
Dr. Christoph Reisner ist Präsident der Ärztekammer für Niederösterreich. Der Orthopäde ist auch Sachverständiger und Buchautor, unter anderem über Wahlärzte in Österreich.
Wieso findet sich in St. Pölten nur ein Kinderarzt mit Kassenvertrag?
Das ist kein spezifisch-lokales Phänomen, sondern begleitet uns derzeit überall. Aktuell sind in Niederösterreich 15 Facharzt-Praxisstellen ausgeschrieben, davon betreffen zehn die Kinder- und Jugendheilkunde. Es gibt wohl ein grundsätzliches Problem: Mit einer Wahlarzt-Ordination kann man den gleichen Umsatz mit deutlich weniger Patienten erzielen – somit hat man viel mehr Zeit für seine Patienten. Es ist allgemein zu beobachten, dass Kassenverträge für viele Ärzte nicht mehr sonderlich erstrebenswert sind. Dazu kommt, dass viele Eltern Zusatzversicherungen haben.
Wieso findet sich in St. Pölten nur ein Kinderarzt mit Kassenvertrag?
Das ist kein spezifisch-lokales Phänomen, sondern begleitet uns derzeit überall. Aktuell sind in Niederösterreich 15 Facharzt-Praxisstellen ausgeschrieben, davon betreffen zehn die Kinder- und Jugendheilkunde. Es gibt wohl ein grundsätzliches Problem: Mit einer Wahlarzt-Ordination kann man den gleichen Umsatz mit deutlich weniger Patienten erzielen – somit hat man viel mehr Zeit für seine Patienten. Es ist allgemein zu beobachten, dass Kassenverträge für viele Ärzte nicht mehr sonderlich erstrebenswert sind. Dazu kommt, dass viele Eltern Zusatzversicherungen haben.
Haben wir zu wenig Ärzte?
Wir warnen seit vielen Jahren vor einem Mangel an Medizinern, jetzt merkt man ihn auch in der breiten Öffentlichkeit. Es betrifft viele Bereiche, besonders Notärzte, aber auch Allgemeinmediziner und Kinderärzte. Dass eine Pensionswelle ansteht, war auch bekannt und kam nicht überraschend. Meiner Meinung nach muss man sich bei der Ausbildung nicht nur fragen, wie viele Ärzte man ausbilden möchte, sondern auch welche Ärzte man gerne in Zukunft hätte. Das beginnt beim Aufnahmetest. Derzeit filtert dieser jene heraus, die mit hoher Wahrscheinlichkeit das Studium in kurzer Zeit absolvieren können. Das halte ich für falsch. Vielmehr müsste man jene Leute finden, die dann als Ärztin oder Arzt arbeiten wollen, eben auch in Ordinationen am Land, selbständig und breit aufgestellt. Darauf nimmt das System überhaupt keine Rücksicht.
Wir warnen seit vielen Jahren vor einem Mangel an Medizinern, jetzt merkt man ihn auch in der breiten Öffentlichkeit. Es betrifft viele Bereiche, besonders Notärzte, aber auch Allgemeinmediziner und Kinderärzte. Dass eine Pensionswelle ansteht, war auch bekannt und kam nicht überraschend. Meiner Meinung nach muss man sich bei der Ausbildung nicht nur fragen, wie viele Ärzte man ausbilden möchte, sondern auch welche Ärzte man gerne in Zukunft hätte. Das beginnt beim Aufnahmetest. Derzeit filtert dieser jene heraus, die mit hoher Wahrscheinlichkeit das Studium in kurzer Zeit absolvieren können. Das halte ich für falsch. Vielmehr müsste man jene Leute finden, die dann als Ärztin oder Arzt arbeiten wollen, eben auch in Ordinationen am Land, selbständig und breit aufgestellt. Darauf nimmt das System überhaupt keine Rücksicht.
Junge Mediziner scheinen die Einzelpraxis generell eher zu scheuen.
Ja, die Bereitschaft sich selbständig zu machen ist gering. In Anbetracht des großen wirtschaftlichen Risikos ist das auch kein Wunder. Der klassische Hausarzt am Land ist ja ein Einzelkämpfer, er muss alles alleine schultern. Natürlich passt das nicht mehr in die heutige Lebenswelt, insbesondere der jungen Kollegen. Die wollen sich im Team austauschen, vernetzen. Es ist auch ein Generationenproblem, unabhängig vom Ärztestand. Einer Studie zufolge wollen heut nur mehr 18 Prozent der Jungen selbständig arbeiten, früher lag der Wert bei rund 30 Prozent. Viele Junge wollen sich das einfach nicht antun. Das ist im Handwerk das gleiche, aber dort sieht man es nicht so, während natürlich die ganze Gemeinde schreit, wenn der pensionierte Allgemeinmediziner nicht mehr nachbesetzt werden kann.
Ja, die Bereitschaft sich selbständig zu machen ist gering. In Anbetracht des großen wirtschaftlichen Risikos ist das auch kein Wunder. Der klassische Hausarzt am Land ist ja ein Einzelkämpfer, er muss alles alleine schultern. Natürlich passt das nicht mehr in die heutige Lebenswelt, insbesondere der jungen Kollegen. Die wollen sich im Team austauschen, vernetzen. Es ist auch ein Generationenproblem, unabhängig vom Ärztestand. Einer Studie zufolge wollen heut nur mehr 18 Prozent der Jungen selbständig arbeiten, früher lag der Wert bei rund 30 Prozent. Viele Junge wollen sich das einfach nicht antun. Das ist im Handwerk das gleiche, aber dort sieht man es nicht so, während natürlich die ganze Gemeinde schreit, wenn der pensionierte Allgemeinmediziner nicht mehr nachbesetzt werden kann.
Welche Rolle spielen die Vergütungen der Krankenkassen?
Sind diese einfach zu niedrig?
Bei den Tarifverhandlungen haben wir für Kinder- und Jugendheilkunde Besserungen erreicht. Aber ja, es ist eine Kunst eine Kassenordination so zu organisieren, dass die Honorare ausreichen. Das Problem ist aber vielschichtiger. Denken wir nur daran, dass es bis vor kurzem rechtlich gar nicht möglich war, dass ein Arzt einen anderen anstellt. Es geht auch darum, wie sich Ärzte ihre Berufswelt organisieren können. Der Trend ist ganz klar, dass diese dichte Versorgung mit Einzelpraxen nicht mehr zu halten ist. Die Kollegen wollen weg vom Einzelkämpfer, hin zum Arbeiten in Teams. Gruppenpraxen, Primärversorgungszentren, all das sind wichtige Schritte zu einer Gesamtlösung.
Sind diese einfach zu niedrig?
Bei den Tarifverhandlungen haben wir für Kinder- und Jugendheilkunde Besserungen erreicht. Aber ja, es ist eine Kunst eine Kassenordination so zu organisieren, dass die Honorare ausreichen. Das Problem ist aber vielschichtiger. Denken wir nur daran, dass es bis vor kurzem rechtlich gar nicht möglich war, dass ein Arzt einen anderen anstellt. Es geht auch darum, wie sich Ärzte ihre Berufswelt organisieren können. Der Trend ist ganz klar, dass diese dichte Versorgung mit Einzelpraxen nicht mehr zu halten ist. Die Kollegen wollen weg vom Einzelkämpfer, hin zum Arbeiten in Teams. Gruppenpraxen, Primärversorgungszentren, all das sind wichtige Schritte zu einer Gesamtlösung.