Lichtspiele
Text
Thomas Fröhlich
Ausgabe
Kann sich noch jemand an die alten Leuchtschriften erinnern, die üblicherweise über Kinoeingängen angebracht waren?
Die meisten derer, die diese Zeilen hier lesen, wohl nicht – zu lange ist das her. Ich erinnere mich, als Kind (und auch noch als Jugendlicher) in staunender Vorfreude unter
diesen durchgeschritten zu sein – und plötzlich war ich in einem anderen Universum. Der Kinosaal drinnen dunkelte schon verheißungsvoll – Abenteuer jenseits des Alltags erwarteten mich; und nicht selten veränderte der eine oder andere gezeigte Film meine gewohnte Wahrnehmung und meine Sicht der Welt.
Seit 20 Jahren verändert das Cinema Paradiso in St. Pölten kontinuierlich die Stadt und die Sicht darauf. Man darf mit Fug und Recht behaupten, dass urbanes Leben, wie wir es hierorts kennen, mit dem Cinema seine Initialzündung erfahren hat – und das gegen massive anfängliche Widerstände, vor allem in jener Zeit, als ein Platz ein Parkplatz zu sein hatte und nichts anderes. Es ist mehr als ein Kino (als ob das nicht schon genug wäre): mit seinem Café ist’s zugleich ein Biotop, ein Way of Life, ein Beweis dafür, dass mit Beharrlichkeit, Stilwillen und Herzblut etwas sehr Schönes erreicht werden kann.
Seit einigen Wochen prangt nun auch eine Leuchtschrift überm und neben dem Eingang. Da kommen nicht nur Erinnerungen hoch, sondern auch eine Riesenfreude, dass es in einer mitunter recht prosaischen und banalen Gegenwart Orte gibt, in denen das Staunen nicht nur möglich sondern erwünscht ist.
Dafür ein herzliches Dankeschön!