MFG - Wie man uns die Politik so richtig abgewöhnt
Wie man uns die Politik so richtig abgewöhnt


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St. Pöltens gute Seite

Wie man uns die Politik so richtig abgewöhnt

Text Johannes Reichl
Ausgabe 07/2005
Liebe Politiker, nur fürs Protokoll: Offiziell finden die Gemeinderatswahlen erst 2006 statt! Von „Sunnyboys“ und „Nestbeschmutzern“
Was sich zuletzt etwa um die Kopalkaserne, die Krankenhaus Betriebsratswahlen u.a. abgespielt hat, verdiente das Etikett „Schmierenkomödie“. Da beschimpfte man einander als „Sunnyboy“, „Nestbeschmutzer“, sprach von „Gewissenlosigkeit“, „kommunistischen oder usbekischen Zuständen“ und unterstellte - ohne Beweise - der anderen Partei einfach irgendetwas. Nun mag es manch Politiker ja seiner Eitelkeit schuldig sein, medienwirksam herumzupoltern und auf Schulterklopfen und Lobeshymnen der Parteikollegen („Denan host das zagt.“) zu spitzen. Nur - von der Öffentlichkeit erntet man dafür bestenfalls Kopfschütteln und erreicht das Gegenteil dessen, was man möchte: eine Abkehr von der Politik.  Die Parteien sehen die Politikverdrossenheit ja gerne in einem allgemeinen Desinteresse der Bürger begründet, was ich zu bezweifeln wage. Heute sind die Leute einfach kritischer und freier (das alte „Geben-Nehmen“ Prinzip der Parteiapparate funktioniert nicht mehr). Wenn sie eine verbale Schlammschlacht sehen wollen, ziehen sie sich eine Talkshow im Fernsehen rein. Serviert ihnen dies hingegen die Politik, reagieren sie angewidert! Närrisches Volk
Die Situation ist aber nicht hoffnungslos. So war in einer Rathaus-Aussendung zum Thema Wagramer Fasching zu lesen, man könne nicht glauben „dass in St. Pölten das närrische Volk ausgestorben ist, angesichts so mancher Lacherfolge in diversen Gemeinderatssitzungen.“ Einsicht ist der erste Weg zur Besserung, wenngleich die Perspektive noch verzerrt ist: Die gegenseitigen Anwürfe sind nämlich nicht wirklich lustig.  Als „närrisch“ bezeichnen manche Leute übrigens auch Frenkie Schinkels, weil er das „Himmelfahrtskommando“ Austria Wien angenommen hat. Zum „Narrischwerden“ ist, dass plötzlich die Farbe Orange wegen des BZÖ nicht mehr salonfähig sein soll. , weshalb wir diese Ausgabe – quasi als Protest - in die Farbe der Aurora tauchen. Und „narrisch guat ist“, dass man mit Mfg-Voucher (im Blattninneren)  um 5 Euro billiger zum House Of Riddim Fest kommt.