MFG - Integriertes Wohnen
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St. Pöltens gute Seite

Integriertes Wohnen

Text Johannes Reichl
Ausgabe 11/2015

Dieses Monat ließ der von der Regierung beauftragte Flüchtlingskoordinator Christian Konrad mit der Idee aufhorchen, dass Wohnbau-Genossenschaften zur Schaffung von Wohnraum für Asylwerber und Flüchtlinge beitragen sollen. Auch Norbert Steiner, Obmann der in St. Pölten ansässigen „Alpenland“, war bei der Veranstaltung der ARGE Eigenheim dabei.

Für die Alpenland ist dieser Ansatz, wenngleich in anderer Form, nicht völliges Neuland. So steht unmittelbar der Einzug von sechs syrischen Flüchtlingsfamilien in eine Reihenhausanlage der Alpenland in Pöggstall bevor – ein Projekt, das bereits vor gut einem Jahr seinen Ausgang nahm. „Damals ist der leider viel zu früh verstorbene Superintendent Paul Weiland an mich herangetreten mit der Bitte, ob wir nicht der Diakonie bei der Schaffung von Startwohnungen für Flüchtlinge helfen können.“ Das Projekt in Pöggstall bot sich – da noch nicht vollends belegt – aus Sicht Steiners ideal an, auch wenn einem zunächst ein rauer Wind entgegen blies. „Es gab bald einen ersten Artikel in HEUTE mit dem üblichen Ängste schürenden Wortschatz“, erinnert er sich, und auch ein Transparent mit der Aufschrift „Schluss mit Asylwahnsinn“ prangte irgendwann an einem Zaun. Besonders sauer stieß Steiner aber ein Kommentar in der „Presse“ auf, in welchem der gemeinnützigen Genossenschaft als Pars pro Toto für alle Genossenschaften vorgeworfen wurde, sie würde ein Objekt, das am Markt aufgrund zu hoher Mieten nicht nachgefragt werde, jetzt eben auf andere Weise lukrativ verwerten. „Ein Lehrbeispiel, wie man Fremdenfeindlichkeit schürt“, ließ die Autorin wissen und suggerierte damit, dass Flüchtlinge auf Kosten von Österreichern bevorzugt werden. Ein Vorwurf, den Steiner nicht auf sich sitzen ließ und in einem Leserbrief von einer Polemik sprach „die wir in ihrer unzureichend recherchierten und tendenziösen Form einer Qualitätszeitung wie der ‚Presse‘ nie zugetraut hätten.“ In seiner Antwort stellte Steiner klar, dass es sich um ein Projekt „Integriertes Wohnen“ handelt, „bei dem ca. ein Drittel der Wohnungen hilfsbedürftigen anerkannten Flüchtlingsfamilien angeboten werden. Diese Personen sind den Österreichern gleichgestellt und haben daher dasselbe Anrecht auf geförderte Wohnungen wie Inländer“, erläuterte er die Gesetzeslage. Es spricht für den Qualitätsanspruch der „Presse“, dass sie Steiners Replik gänzlich abdruckte.
Steiner räumt heute ein, dass man bei der Anbahnung des Projektes (wofür man letztlich Mieter wie Bevölkerung gewinnen konnte), „sicher Fehler in der Kommunikation beging, weil wir zu wenig herausgearbeitet hatten, dass es um Integration geht! Wir schaffen ja kein Ghetto, sondern die Flüchtlingsfamilien sind in eine Gesamtsiedlung mit österreichischen Nachbarn eingebettet!“ Und genau darin sieht er auch eine neue, wohl länger auf die gemeinnützigen Genossenschaften zukommende Aufgabe: Leistbaren Wohnraum für die geflüchteten Mitbürger zu schaffen und damit einen aktiven Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt zu leisten.
Auch im Segment Wohnraum für Asylwerber hilft man im Einzelfall  – aktuell stellt man etwa einzelne Wohnungen in Blindenmarkt und Matzleinsdorf-Zelking bereit. „Mieter sind in diesen Fällen aber nicht die Asylwerber, sondern der Verein Wohnen.“ Die prinzipielle Schaffung von Massenquartieren für Asylwerber in Form von Fertigteilhausanlagen  – wie zuletzt ventiliert – die anfangs vielen Personen Platz bieten und späterhin zu Wohneinheiten umgebaut werden können, ortet Steiner „aber bei der öffentlichen Hand. Den Fokus der gemeinnützigen Wohnungsgenossenschaften sehe ich im Schaffen von langfristigen Wohnmöglichkeiten für anerkannte Flüchtlinge, die nicht mehr in der Grundversorgung sind.“
Steiner ist auch überzeugt, dass „durch die Power von Leuten wie Konrad die noch notwendigen, winterfesten Quartiere rechtzeitig geschaffen werden.“ Sorgen bereiten ihm eher die vielen Freiwilligen und NGO’s. „Das Rote Kreuz etwa, das auf Katastrophenfälle eingestellt ist, zeigt Überlastungserscheinungen, weil diese ‚Katastrophe‘ keine punktuelle ist, sondern uns noch lange begleiten wird. Die Leute sind extrem gefordert und brauchen unsere Unterstützung.“ Umso unverständlicher empfindet er daher jüngste Aussagen des Finanzministers, v.a. auch die Kleinstbeschäftigten und Freiwilligen ins Visier des Fiskus zu nehmen. „Das halte ich in der aktuellen Situation für absolut kontraproduktiv.“
Wichtig sei vielmehr breite Solidarität und ein nationaler Schulterschluss „Und da leisten eben auch wir als Alpenland unseren, wenn vielleicht auch kleinen Beitrag. Aber wenn jeder etwas tut, bringt man auch etwas weiter! Ich gehöre jedenfalls zu der Partie, die sagt: ‚Wir schaffen das!‘“