Unser Blick liegt in der Zukunft
Text
Johannes Reichl
Ausgabe
Als Laie läuft man rasch Gefahr, den Überblick zu verlieren: Im Büro von Jens de Buck schwirren Begriffe wie Bauordnung, Stadtentwicklungskonzept, Grünraumkonzept, Raumordnungskonzept, Bebauungsplan, Generalverkehrskonzept, Flächenwidmungsplan & Co. durch den Raum. Alle gleichzeitig, und doch – denn dies ist de Bucks ureigenste Aufgabe – geordnet und strukturiert.
Tatsächlich fließen all die genannten Teilbereiche nicht nur parallel zueinander, sondern auch ineinander über. Als einigende Klammer werden sie vom Stadtentwicklungskonzept zusammengehalten, quasi dem großen Hafen, in den alles einmündet beziehungsweise, richtiger, aus dem alles ausläuft. Dass die einzelnen Teilfelder dabei auf einem unterschiedlichen Aktualitätslevel sind, liegt in der Natur der Sache. „Das Stadtentwicklungskonzept etwa stammt aus dem Jahr 1992/1993, wurde im Jahr 2000 modifiziert. Seit 2011 arbeiten wir nunmehr an einer Neuerarbeitung“, erklärt de Buck. Kurzum – Raumplanung ist zum einen strukturierte Planung, zum anderen work in progress. Es bedarf der steten Überprüfung und Neuanpassung, denn die Stadt ist wie ein lebender Organismus: Sie wächst, verändert sich, streckt sich, zieht sich zusammen – Tag für Tag. Dass sie dabei in ihrem Expansionsdrang oder auch jenem der jeweiligen Protagonisten, die aus einem immanenten Egoismus heraus jeder für sich persönlich das Beste rausholen wollen (den „besten“ Bauplatz, den „besten“ Verkehrsweg, das „beste“ Betriebsansiedlungsgebiet ...) nicht unkontrolliert ausufert, genau dafür ist die ordnende Hand der Stadtplanung vonnöten. De Buck formuliert seine Aufgabe nüchtern: „Grundsätzlich sind wir für die Stadt-, Verkehrs- und Grünraumplanung zuständig. Wir schaffen die planerischen Grundlagen für die Politik, wobei wir rechtsgebunden sind.“ Soll heißen, dass die Raumordnung in Österreich gesetzlich verankert ist.
Spagat zwischen Vision & Realität
Durch die gesetzlich legitimierte Aufgabe, die durchaus Macht verleiht, steht man nolens volens auch in einem steten Spannungsfeld zur Politik, ticken die Uhren von Planern und Politikern doch in der Regel anders. „Wir sind langfristigen Planungen verpflichtet“, so de Buck. „Unser Blick liegt also immer in der Zukunft. Wir spielen verschiedene Szenarien durch, was sich wie auswirken würde.“ Auch der Maßstab von Planern und Politikern ist unterschiedlich: „Wenn wir von kurzfristiger Planung sprechen, dann reden wir von einem Horizont zwischen fünf und zehn Jahren; wenn wir von mittelfristig sprechen, dann von zehn bis 20 Jahren; alles darüber hinaus ist langfristig.“ Eine Kategorisierung, mit der Politiker selbstredend nicht allzuviel anfangen können – das Raumplanungs-„Kurzfristig“ hat die Dimension einer „langen“ Legislaturperiode, da könnte man schon wieder weg vom politischen Fenster sein. Ihr Zukunftsbegriff liegt daher näher an der Gegenwart, wofür de Buck durchaus Verständnis hat. „Die Politik muss teilweise ja kurzfristig denken, denn sie ist mit den unmittelbaren Ansprüchen der Bevölkerung konfrontiert, die sie eben im Jetzt hat.“ Letztlich finde man aber fast immer einen konsensualen Weg. „Im Grunde genommen ist es zwischen Politik und Raumplanung ein Geben und Nehmen, wobei die Politik entscheidet. Wir schaffen dafür die Planungsgrundlagen, machen sozusagen ein Angebot und hoffen, dass dieses – nachdem wir die Konsequenzen und Szenarien dementsprechend darstellen – auch angenommen wird“, so de Buck, und verweist auf eine gutes Auskommen: „Prinzipiell gibt es eine sehr gute Zusammenarbeit, wir sind praktisch in sämtliche Projekte unmittelbar mit eingebunden.“
Als Beispiel nennt er die zuletzt präsentierte Handelsstudie bezüglich der Standortentwicklung großflächiger Einkaufszentren. „Diesbezüglich fand ein breiter Diskussionsprozess im Vorfeld statt. Wichtig war es, den Blick von einzelnen Projekten zu lösen und auf eine Makroebene zu heben – von welchen Größenordnungen reden wir überhaupt, welche Auswirkungen bringen neue Flächen mit sich, welche Fakten kann ich daraus ableiten.“ Das Ergebnis war, dass man große Handelsflächen nur mehr in der Fußgängerzone und an bereits angebahnten Hotspots wie Traisenpark im Norden und Merkur im Süden ins Kalkül zieht. Anderswo sind, je nach Bedarf, kleingewerbliche Umsetzungen sinnvoller.
Viele Städte in der einen
Womit man bei einem anderen fundamentalen Aspekt der Raumplanung ist: Der „Ausstattung“, ja der „Nutzung“ der Stadt an sich. Denn die grundlegende Frage lautet: Wo wird was angesiedelt, angeboten bzw. eben ganz bewusst nicht. Die Aufgabe der Raumordnung erschöpft sich also beileibe nicht im reinen Regulieren, sondern sie soll durch die Einschränkung von Möglichkeiten auf ganz bestimmte Räume auch ganz gezielt lenken! Damit kommen wir zur Substanz: Wo etwa soll Wohnraum, Betriebsraum geschaffen werden, wo soll bestimmte Infrastruktur wie Kindergärten, Schulen u. ä. entstehen, entlang welcher Achsen soll der übergeordnete Verkehr laufen, wo macht die Forcierung des Öffentlichen Verkehrs Sinn, wo entstehen Park- und Grünraumanlagen, wo landwirtschaftliche Nutzflächen etc. Kurzum: Wir sind mittendrin im Stadtleben als solchem. Dabei verfolgt man in St. Pölten keinen monostrukturellen Ansatz nach dem Motto „hier Wohnen, hier Betriebe, hier Freizeit“, sondern „idealtypisch streben wir eine gesunde Durchmischung in allen Stadtteilen an!“ Wobei mit dem Wort „Stadtteil“ schon der Groschen im Hinblick auf ein St. Pöltner Spezifikum gefallen ist. „Wir haben ja mit über 108 km² ein extrem großes Stadtgebiet, das ist selbst größer als Linz. Im Kern wohnen ca. 25.000-30.000 Menschen, der Rest lebt im Umland. St. Pölten hat sozusagen das Umland, die ‚Dörfer‘ innerhalb des Stadtgebietes.“ Planerisch betrachtet ein Vorteil, weil man alles aus einer Hand, einem großen Gedanken umsetzen kann, ohne sich etwa mit anderen Kommunen matchen zu müssen. Zugleich aber ebenso eine große Herausforderung, weil man einerseits im Kern eine urbane Stadtplanung betreiben muss, aufgrund der Entfernungen zu den Stadtteilen wie Pottenbrunn, Radlberg etc. aber in den Dörfern eben auch eine ländliche. Beide Ansätze haben dabei ihre ureigensten Ansprüche und Eigenheiten, zugleich müssen sie aber im Gesamtkontext „Landeshauptstadt“ auf einen Nenner gebracht werden. „Wir möchten die dörflichen Strukturen natürlich ganz bewusst erhalten, z. B. Pengersdorf nicht überformen, sondern in seinem Charakter erhalten und die jeweilige Identität stärken“, erklärt de Buck. Deshalb bemüht man sich, sogenannte „Stadtteilzentren“, welche zum Teil den ehemaligen Ortskernen der Dörfer entsprechen, mit einer gewissen Grundausstattung zu erhalten. Aufgrund allgemein gesellschaftlicher Tendenzen wie etwa der Ausdünnung des ländlichen Raumes (mit dementsprechender Abwanderung der Jungen, in weiterer Folge von Gewerbetrieben etc. – gemeinhin als zirkuläre Schrumpfung bezeichnet) eine regelrechte Herkulesarbeit. Die Stadt versucht etwa durch ganz spezifische Förderungen sowie einer gelenkten „Ansiedlungspolitik“ der Abwanderung in gewissen Stadtteilen entgegenzuwirken. So wurde die städtische Baurechtsaktion zu Beginn ganz bewusst in Ratzersdorf umgesetzt, um die dort bestehenden Strukturen – wie z. B. die Schule – auch für die Zukunft zu sichern. Durch den Zuzug junger Familien ist es tatsächlich gelungen, die Auslastung der Schule oder auch des Kindergartens zu gewährleisten. Auch dem Greißlersterben, ja einem regelrechten Zusammenbrechen der Nahversorgung in bestimmten Stadtteilen, versucht man – so weit möglich – entgegenzuwirken. So freut sich de Buck, dass man in Pottenbrunn oder Stattersdorf neue Nahversorger etablieren konnte. Umgekehrt macht er kein Hehl daraus, dass etwa in einem peripheren Raum wie Radlberg die Ansiedlung eines Lebensmittelhändlers eine kaum bewältigbare Herausforderung darstellt: „Wir kämpfen seit Jahren, doch wir stoßen an unsere Grenzen, weil es für die Handelsketten aufgrund der Bevölkerungszahl sowie der Lage schlicht unwirtschaftlich ist, sich dort anzusiedeln. Aber wir geben die Hoffnung nicht auf.“
Verdichtung spart Geld
Wirtschaftlichkeit ist auch ein fundamentaler Aspekt der Raumplanung an sich. So hat der Grundansatz einer „Verdichtung der Räume“ nicht nur rein ästhetische Hintergründe, um eine Zersiedelung zu verhindern, sondern ebenso kostenrelevante. Jeder Meter Kanal, jedes Stück Straße, jeder Spielplatz etc. kostet der Kommune Geld, sowohl in der Anschaffung als auch in der Erhaltung. Daher macht es Sinn, dort, wo bereits Infrastkrutur vorhanden ist, weiter zu verdichten. Im Innenstadtbereich passiert dies aktuell durch den zunehmenden Ausbau von Dachböden. Die Stadt versucht diesen Trend zur Reurbanisierung durch eigene Förderprogramme wie z. B. Miet- oder Sanierungszuschuss für Wohnraumschaffung zu unterstützen. „Wir können natürlich keine Wunder wirken. Bezogen auf den gesamten Wohnungsmarkt haben wir im Hinblick auf die Preisstruktur nur eingeschränkt Möglichkeiten der Steuerung, aber durch derlei Aktionen können wir zumindest einen Anstoß geben“, so de Buck. Und somit die Folgekosten für die Kommune niedrig halten.
Ein anderes Beispiel, anhand dessen de Buck die Gefahr einer sich öffnenden Kostenschere nachvollziehbar macht, betrifft den Verkehr. „Man muss sich vorstellen, dass wir aufgrund unserer großen Stadtfläche über 500 Kilometer Straßen und Wege zu erhalten haben! Im Hinblick auf die Anbindung der Stadtteile an den Öffentlichen Verkehr muss man daher sehr darauf achten, dass die Frequenz in Relation zur Nutzung steht. Tut sie dies nicht, ist eine Investition schlichtweg nicht gerechtfertigt.“
Zugleich, womit sich der Kreis schließt, forciert die Stadtplanung unter dem Kalkül obengenannter „Verdichtung“ auch nur mehr solche Gebiete als Wohnareale, die dementsprechend an derlei (auch öffimäßig erschlossenen) Verkehrsachsen liegen.
Durch die gesetzlich legitimierte Aufgabe, die durchaus Macht verleiht, steht man nolens volens auch in einem steten Spannungsfeld zur Politik, ticken die Uhren von Planern und Politikern doch in der Regel anders. „Wir sind langfristigen Planungen verpflichtet“, so de Buck. „Unser Blick liegt also immer in der Zukunft. Wir spielen verschiedene Szenarien durch, was sich wie auswirken würde.“ Auch der Maßstab von Planern und Politikern ist unterschiedlich: „Wenn wir von kurzfristiger Planung sprechen, dann reden wir von einem Horizont zwischen fünf und zehn Jahren; wenn wir von mittelfristig sprechen, dann von zehn bis 20 Jahren; alles darüber hinaus ist langfristig.“ Eine Kategorisierung, mit der Politiker selbstredend nicht allzuviel anfangen können – das Raumplanungs-„Kurzfristig“ hat die Dimension einer „langen“ Legislaturperiode, da könnte man schon wieder weg vom politischen Fenster sein. Ihr Zukunftsbegriff liegt daher näher an der Gegenwart, wofür de Buck durchaus Verständnis hat. „Die Politik muss teilweise ja kurzfristig denken, denn sie ist mit den unmittelbaren Ansprüchen der Bevölkerung konfrontiert, die sie eben im Jetzt hat.“ Letztlich finde man aber fast immer einen konsensualen Weg. „Im Grunde genommen ist es zwischen Politik und Raumplanung ein Geben und Nehmen, wobei die Politik entscheidet. Wir schaffen dafür die Planungsgrundlagen, machen sozusagen ein Angebot und hoffen, dass dieses – nachdem wir die Konsequenzen und Szenarien dementsprechend darstellen – auch angenommen wird“, so de Buck, und verweist auf eine gutes Auskommen: „Prinzipiell gibt es eine sehr gute Zusammenarbeit, wir sind praktisch in sämtliche Projekte unmittelbar mit eingebunden.“
Als Beispiel nennt er die zuletzt präsentierte Handelsstudie bezüglich der Standortentwicklung großflächiger Einkaufszentren. „Diesbezüglich fand ein breiter Diskussionsprozess im Vorfeld statt. Wichtig war es, den Blick von einzelnen Projekten zu lösen und auf eine Makroebene zu heben – von welchen Größenordnungen reden wir überhaupt, welche Auswirkungen bringen neue Flächen mit sich, welche Fakten kann ich daraus ableiten.“ Das Ergebnis war, dass man große Handelsflächen nur mehr in der Fußgängerzone und an bereits angebahnten Hotspots wie Traisenpark im Norden und Merkur im Süden ins Kalkül zieht. Anderswo sind, je nach Bedarf, kleingewerbliche Umsetzungen sinnvoller.
Viele Städte in der einen
Womit man bei einem anderen fundamentalen Aspekt der Raumplanung ist: Der „Ausstattung“, ja der „Nutzung“ der Stadt an sich. Denn die grundlegende Frage lautet: Wo wird was angesiedelt, angeboten bzw. eben ganz bewusst nicht. Die Aufgabe der Raumordnung erschöpft sich also beileibe nicht im reinen Regulieren, sondern sie soll durch die Einschränkung von Möglichkeiten auf ganz bestimmte Räume auch ganz gezielt lenken! Damit kommen wir zur Substanz: Wo etwa soll Wohnraum, Betriebsraum geschaffen werden, wo soll bestimmte Infrastruktur wie Kindergärten, Schulen u. ä. entstehen, entlang welcher Achsen soll der übergeordnete Verkehr laufen, wo macht die Forcierung des Öffentlichen Verkehrs Sinn, wo entstehen Park- und Grünraumanlagen, wo landwirtschaftliche Nutzflächen etc. Kurzum: Wir sind mittendrin im Stadtleben als solchem. Dabei verfolgt man in St. Pölten keinen monostrukturellen Ansatz nach dem Motto „hier Wohnen, hier Betriebe, hier Freizeit“, sondern „idealtypisch streben wir eine gesunde Durchmischung in allen Stadtteilen an!“ Wobei mit dem Wort „Stadtteil“ schon der Groschen im Hinblick auf ein St. Pöltner Spezifikum gefallen ist. „Wir haben ja mit über 108 km² ein extrem großes Stadtgebiet, das ist selbst größer als Linz. Im Kern wohnen ca. 25.000-30.000 Menschen, der Rest lebt im Umland. St. Pölten hat sozusagen das Umland, die ‚Dörfer‘ innerhalb des Stadtgebietes.“ Planerisch betrachtet ein Vorteil, weil man alles aus einer Hand, einem großen Gedanken umsetzen kann, ohne sich etwa mit anderen Kommunen matchen zu müssen. Zugleich aber ebenso eine große Herausforderung, weil man einerseits im Kern eine urbane Stadtplanung betreiben muss, aufgrund der Entfernungen zu den Stadtteilen wie Pottenbrunn, Radlberg etc. aber in den Dörfern eben auch eine ländliche. Beide Ansätze haben dabei ihre ureigensten Ansprüche und Eigenheiten, zugleich müssen sie aber im Gesamtkontext „Landeshauptstadt“ auf einen Nenner gebracht werden. „Wir möchten die dörflichen Strukturen natürlich ganz bewusst erhalten, z. B. Pengersdorf nicht überformen, sondern in seinem Charakter erhalten und die jeweilige Identität stärken“, erklärt de Buck. Deshalb bemüht man sich, sogenannte „Stadtteilzentren“, welche zum Teil den ehemaligen Ortskernen der Dörfer entsprechen, mit einer gewissen Grundausstattung zu erhalten. Aufgrund allgemein gesellschaftlicher Tendenzen wie etwa der Ausdünnung des ländlichen Raumes (mit dementsprechender Abwanderung der Jungen, in weiterer Folge von Gewerbetrieben etc. – gemeinhin als zirkuläre Schrumpfung bezeichnet) eine regelrechte Herkulesarbeit. Die Stadt versucht etwa durch ganz spezifische Förderungen sowie einer gelenkten „Ansiedlungspolitik“ der Abwanderung in gewissen Stadtteilen entgegenzuwirken. So wurde die städtische Baurechtsaktion zu Beginn ganz bewusst in Ratzersdorf umgesetzt, um die dort bestehenden Strukturen – wie z. B. die Schule – auch für die Zukunft zu sichern. Durch den Zuzug junger Familien ist es tatsächlich gelungen, die Auslastung der Schule oder auch des Kindergartens zu gewährleisten. Auch dem Greißlersterben, ja einem regelrechten Zusammenbrechen der Nahversorgung in bestimmten Stadtteilen, versucht man – so weit möglich – entgegenzuwirken. So freut sich de Buck, dass man in Pottenbrunn oder Stattersdorf neue Nahversorger etablieren konnte. Umgekehrt macht er kein Hehl daraus, dass etwa in einem peripheren Raum wie Radlberg die Ansiedlung eines Lebensmittelhändlers eine kaum bewältigbare Herausforderung darstellt: „Wir kämpfen seit Jahren, doch wir stoßen an unsere Grenzen, weil es für die Handelsketten aufgrund der Bevölkerungszahl sowie der Lage schlicht unwirtschaftlich ist, sich dort anzusiedeln. Aber wir geben die Hoffnung nicht auf.“
Verdichtung spart Geld
Wirtschaftlichkeit ist auch ein fundamentaler Aspekt der Raumplanung an sich. So hat der Grundansatz einer „Verdichtung der Räume“ nicht nur rein ästhetische Hintergründe, um eine Zersiedelung zu verhindern, sondern ebenso kostenrelevante. Jeder Meter Kanal, jedes Stück Straße, jeder Spielplatz etc. kostet der Kommune Geld, sowohl in der Anschaffung als auch in der Erhaltung. Daher macht es Sinn, dort, wo bereits Infrastkrutur vorhanden ist, weiter zu verdichten. Im Innenstadtbereich passiert dies aktuell durch den zunehmenden Ausbau von Dachböden. Die Stadt versucht diesen Trend zur Reurbanisierung durch eigene Förderprogramme wie z. B. Miet- oder Sanierungszuschuss für Wohnraumschaffung zu unterstützen. „Wir können natürlich keine Wunder wirken. Bezogen auf den gesamten Wohnungsmarkt haben wir im Hinblick auf die Preisstruktur nur eingeschränkt Möglichkeiten der Steuerung, aber durch derlei Aktionen können wir zumindest einen Anstoß geben“, so de Buck. Und somit die Folgekosten für die Kommune niedrig halten.
Ein anderes Beispiel, anhand dessen de Buck die Gefahr einer sich öffnenden Kostenschere nachvollziehbar macht, betrifft den Verkehr. „Man muss sich vorstellen, dass wir aufgrund unserer großen Stadtfläche über 500 Kilometer Straßen und Wege zu erhalten haben! Im Hinblick auf die Anbindung der Stadtteile an den Öffentlichen Verkehr muss man daher sehr darauf achten, dass die Frequenz in Relation zur Nutzung steht. Tut sie dies nicht, ist eine Investition schlichtweg nicht gerechtfertigt.“
Zugleich, womit sich der Kreis schließt, forciert die Stadtplanung unter dem Kalkül obengenannter „Verdichtung“ auch nur mehr solche Gebiete als Wohnareale, die dementsprechend an derlei (auch öffimäßig erschlossenen) Verkehrsachsen liegen.
Herausforderung Verkehr
Damit liegt man auch voll am gesamtgesellschaftlichen Puls der Zeit: „Es geht zunehmend um leistbare Mobilität. Die Menschen sind immer weniger dazu bereit, lange Anfahrtszeiten für ihren Arbeitsweg auf sich zu nehmen, weil dies einen Verlust von Freizeit bedeutet. Daher sind funktionierende Öffis von größter Bedeutung! Ebenso ist auch ein hohes Potenzial im Hinblick auf den Ausbau des Radwegenetzes gegeben“, erläutert de Buck
Dies ist in einer Stadt wie St. Pölten umso wichtiger, da die Zahl der Arbeitnehmer in den letzten Jahren überproportional zu jener der Bewohner gestiegen ist (52.000 Hauptwohnsitzern stehen mittlerweile fast ebenso viele Arbeitnehmer gegenüber). Dadurch ist auch das Verkehrsaufkommen enorm gestiegen, „was große Probleme mit sich bringt!“, wie de Buck warnt. „Die Eindämmung des Individualverkehrs ist daher eines unserer Hauptanliegen, zumal sie eine Grundvoraussetzung für die Erhaltung der hohen Lebens- und Wohnqualität darstellt.“ Gefährdet wird diese dabei nicht nur durch die unmittelbaren Umweltbelastungen oder eine zunehmende Verstauung der Hauptverkehrsachsen, sondern insbesondere auch durch ein Ausweichen des Verkehrs auf Nebenlinien sowie ein Verparken der Wohngebiete. „Wir müssen es also schaffen, die Einpendler zu einem Umstieg auf den Öffentlichen Verkehr zu motivieren.“
Wie das gelingen soll? Einerseits durch die Attraktivität des Systems an sich, wobei de Buck diesbezüglich auch die Etablierung eines S-Bahnnetzes ins Umland sowie die Verbesserung des Regionalbusverkehrs für unabdingbar hält, andererseits aber auch „durch begleitende Maßnahmen im ruhenden Verkehr.“ Konkret meint de Buck damit eine notwendige Qualitätssteigerung des öffentlichen Raumes, um das zu Fuß Gehen oder Rad fahren attraktiver zu machen, auch wenn das punktuell zu Lasten von Stellplätzen gehen kann. Zur Sicherung der Lebensqualität in den Wohngebieten mit hohem Parkdruck durch Pendler schlagen Studien auch die Einführung gebührenpflichtiger Parkzonen in sogenannten Grünen Zonen vor. Dies wird in den weiteren verkehrsplanerischen Überlegungen zu prüfen sein. „Die Lenker sollen zum Umsteigen angeregt werden, sie sollen erkennen, dass es billiger ist, mit den Öffis anzureisen – und stressfreier sowieso. Solange aber jemand die Möglichkeit hat, in unmittelbarer Nähe zu seinem Arbeitsplatz zu parken, wird er diese auch nutzen!“
Während dieser Ansatz vor allem nach außen wirkt, plädiert der passionierte Radfahrer zudem für einen weiteren massiven Ausbau des Radwegenetzes. „Das sollte ganz oben auf der Agenda der Politik stehen!“
Potenzial richtig nutzen
Im Grunde genommen geht es bei Raumplanung immer darum, Potenziale eines Raumes zu erkennen und sie auszuschöpfen – wobei dieses „Ausschöpfen“ auch darin bestehen kann, sie unangetastet zu lassen, wie es etwa für Naturschutzzonen u. ä. gilt. Und schöpft man die „Potenziale“ aus, so ist die Herausforderung wiederum, dies in einem ausgewogenen Maß zu tun. Wo die Raumplanung fehlt oder, aus welch Gründen auch immer, fehlgeleitet ist, dort kann es zu unschönen, mitunter fatalen Folgen kommen. Fährt man etwa in Wien Hütteldorf ein, könnte man angesichts der Zersiedelung leicht auf den Gedanken verfallen, der Name des Ortes leite sich von „Verhüttelung“ ab. Und die jüngste Hochwasserkatastrophe hat einmal mehr gezeigt, welch dramatische Folgen es zeitigen kann, wenn man wider besseren, auch in Flächenwidmungsplänen verankerten Wissens in Gefahrenzonen bauen lässt. Raumplanung ist – wenn auch von vielen Bürgern nicht bewusst wahrgenommen – eine der fundamentalsten Disziplinen der Stadtverwaltung. Sie ist der in Pläne gegossene Wille einer Gesellschaft, Abbild des Lebens und zugleich Zukunftsentwurf, der sich freilich stetig verändert – wie das Leben selbst. Sie unterliegt dabei idealtypisch, wie es Jens de Buck formuliert, vor allem einer großen Maxime: „Lebensqualität!“ Der Stadtplaner wird dadurch zu so etwas wie einem Gralshüter derselben. Er muss sie gegen den Sturm verschiedenster Interessensgruppen, bisweilen auch der Politik, verteidigen, wobei sein Dogma letztlich wie die Antithese zum aktuell grassierenden Neoliberalismus klingt: „Ungezügeltes Wachstum ist NIE gesundes Wachstum! Wenn, dann geht es um ein Wachstum der Qualität – und dazu ist Steuerung unabdingbar!“
Damit liegt man auch voll am gesamtgesellschaftlichen Puls der Zeit: „Es geht zunehmend um leistbare Mobilität. Die Menschen sind immer weniger dazu bereit, lange Anfahrtszeiten für ihren Arbeitsweg auf sich zu nehmen, weil dies einen Verlust von Freizeit bedeutet. Daher sind funktionierende Öffis von größter Bedeutung! Ebenso ist auch ein hohes Potenzial im Hinblick auf den Ausbau des Radwegenetzes gegeben“, erläutert de Buck
Dies ist in einer Stadt wie St. Pölten umso wichtiger, da die Zahl der Arbeitnehmer in den letzten Jahren überproportional zu jener der Bewohner gestiegen ist (52.000 Hauptwohnsitzern stehen mittlerweile fast ebenso viele Arbeitnehmer gegenüber). Dadurch ist auch das Verkehrsaufkommen enorm gestiegen, „was große Probleme mit sich bringt!“, wie de Buck warnt. „Die Eindämmung des Individualverkehrs ist daher eines unserer Hauptanliegen, zumal sie eine Grundvoraussetzung für die Erhaltung der hohen Lebens- und Wohnqualität darstellt.“ Gefährdet wird diese dabei nicht nur durch die unmittelbaren Umweltbelastungen oder eine zunehmende Verstauung der Hauptverkehrsachsen, sondern insbesondere auch durch ein Ausweichen des Verkehrs auf Nebenlinien sowie ein Verparken der Wohngebiete. „Wir müssen es also schaffen, die Einpendler zu einem Umstieg auf den Öffentlichen Verkehr zu motivieren.“
Wie das gelingen soll? Einerseits durch die Attraktivität des Systems an sich, wobei de Buck diesbezüglich auch die Etablierung eines S-Bahnnetzes ins Umland sowie die Verbesserung des Regionalbusverkehrs für unabdingbar hält, andererseits aber auch „durch begleitende Maßnahmen im ruhenden Verkehr.“ Konkret meint de Buck damit eine notwendige Qualitätssteigerung des öffentlichen Raumes, um das zu Fuß Gehen oder Rad fahren attraktiver zu machen, auch wenn das punktuell zu Lasten von Stellplätzen gehen kann. Zur Sicherung der Lebensqualität in den Wohngebieten mit hohem Parkdruck durch Pendler schlagen Studien auch die Einführung gebührenpflichtiger Parkzonen in sogenannten Grünen Zonen vor. Dies wird in den weiteren verkehrsplanerischen Überlegungen zu prüfen sein. „Die Lenker sollen zum Umsteigen angeregt werden, sie sollen erkennen, dass es billiger ist, mit den Öffis anzureisen – und stressfreier sowieso. Solange aber jemand die Möglichkeit hat, in unmittelbarer Nähe zu seinem Arbeitsplatz zu parken, wird er diese auch nutzen!“
Während dieser Ansatz vor allem nach außen wirkt, plädiert der passionierte Radfahrer zudem für einen weiteren massiven Ausbau des Radwegenetzes. „Das sollte ganz oben auf der Agenda der Politik stehen!“
Potenzial richtig nutzen
Im Grunde genommen geht es bei Raumplanung immer darum, Potenziale eines Raumes zu erkennen und sie auszuschöpfen – wobei dieses „Ausschöpfen“ auch darin bestehen kann, sie unangetastet zu lassen, wie es etwa für Naturschutzzonen u. ä. gilt. Und schöpft man die „Potenziale“ aus, so ist die Herausforderung wiederum, dies in einem ausgewogenen Maß zu tun. Wo die Raumplanung fehlt oder, aus welch Gründen auch immer, fehlgeleitet ist, dort kann es zu unschönen, mitunter fatalen Folgen kommen. Fährt man etwa in Wien Hütteldorf ein, könnte man angesichts der Zersiedelung leicht auf den Gedanken verfallen, der Name des Ortes leite sich von „Verhüttelung“ ab. Und die jüngste Hochwasserkatastrophe hat einmal mehr gezeigt, welch dramatische Folgen es zeitigen kann, wenn man wider besseren, auch in Flächenwidmungsplänen verankerten Wissens in Gefahrenzonen bauen lässt. Raumplanung ist – wenn auch von vielen Bürgern nicht bewusst wahrgenommen – eine der fundamentalsten Disziplinen der Stadtverwaltung. Sie ist der in Pläne gegossene Wille einer Gesellschaft, Abbild des Lebens und zugleich Zukunftsentwurf, der sich freilich stetig verändert – wie das Leben selbst. Sie unterliegt dabei idealtypisch, wie es Jens de Buck formuliert, vor allem einer großen Maxime: „Lebensqualität!“ Der Stadtplaner wird dadurch zu so etwas wie einem Gralshüter derselben. Er muss sie gegen den Sturm verschiedenster Interessensgruppen, bisweilen auch der Politik, verteidigen, wobei sein Dogma letztlich wie die Antithese zum aktuell grassierenden Neoliberalismus klingt: „Ungezügeltes Wachstum ist NIE gesundes Wachstum! Wenn, dann geht es um ein Wachstum der Qualität – und dazu ist Steuerung unabdingbar!“