MFG - Ja, aber
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MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

Ja, aber

Text Herbert „Hebi“ Binder
Ausgabe 05/2007
Die Mieselsucht der St.Pöltner ist eine Abart der wienerischen Raunzerei, nur dass bei den Wienern immer wer anderer schuld ist, während bei uns aus einer Sache schon allein deshalb nichts werden kann, weil sie gerade ein St.Pöltner in die Hand genommen hat. Wissenschaftlich betrachtet ein klarer Fall von Ambivalenzproblematik, die eines fundierten Diskurses bedarf. Die Glanzstoff etwa pestilenziert weit nicht mehr so fauleiig wie früher – ja, aber die Mariazellerstraße stinkt dafür umso mehr. Bei der DM-Fassade in der Kremser Gasse und beim Burger King hat sich die Stadt durchgesetzt – ja, aber beim ehemaligen Finanzamt am Bahnhofplatz, bei der früheren Löwa und bei den immer mehr den Sophiensälen ähnlichen Stadtsälen sucht sie eher im Nebel ihren Weg. Jetzt haben wir gleich zwei Griechen und beide sind voll – ja, aber dafür fehlt uns ein echter Italiener. Die Bühne im Hof, Erwins erste Liebe in St.Pölten, ist zwar inzwischen für Kleinkunst viel zu groß – ja, aber dafür haben die Gemeinde und ihre Mehrheit jetzt endlich ein würdiges zentrales Veranstaltungslokal. Wohl fehlt uns im Landesmuseum zum Standard einer normalen Billa-Filiale noch immer ein Lift von der Garage her – ja, aber der Lift auf den Klangturm funktioniert dafür inzwischen auch bei Regen. In der City werden zügig neue Wohnungen gebaut – ja, aber aus den preisgekrönten Architektenträumen am Rande der Innenstadt ziehen inzwischen schon wieder die ersten Mieter aus. Die gewählten Mandatare der Stadt wollen jetzt, nachdem die Bürger begonnen haben, sich mit Ideen zur Stadtentwicklung in ihre eigenen Angelegenheiten einzumischen, die Prioritäten reihen – ja, aber hätten sie hiefür nicht schon in den letzten zehn, zwanzig Jahren Zeit gehabt?