MFG - In was für einer Stadt leben wir eigentlich...
In was für einer Stadt leben wir eigentlich...


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

In was für einer Stadt leben wir eigentlich...

Ausgabe 11/2014
In der man sich auf der Fahrt entlang der Stattersdorfer Hauptstraße neuerdings an einen „schicken“ Frachtenbahnhof oder ein Abrissareal erinnert fühlt. So „erfreuen“ zum einen die dem Auge ungemein schmeichelnden grellgelben Container der Firma „Diskont Depot“, daneben – was dem Augenschmaus noch das gewisse Tüpfelchen auf dem i aufsetzt – die wunderschön vor sich hinrostenden Müllcontainer des Entsorgers AVE. Nichts gegen die an sich gute Idee von „Diskont Depot“, günstige Lagermöglichkeiten zu schaffen: Aber der Slogan „besser, billiger, lagern“ hält an diesem Standort nur bedingt: Man kann zwar lagern, besser sieht es dort aber keinesfalls aus, dafür äußerst billig. Und die AVE sollte Abfälle entsorgen, nicht den Charme einer Müllhalde mitten in der Stadt verbreiten. Und eines fragt man sich: Wo ist der Aufschrei der ästhetischen Gralshüter, die sonst bei jeder Behübschung in der City (Stichwort Hausbemalung) die Krise bekommen? Verschönerung tut hier jedenfalls not, und wenns nur ein Zaun ist ...
In der die im Gemeinderat vertretenen Parteien sich mittlerweile nicht einmal mehr auf Dinge einigen können, in denen sie übereinstimmen. So echauffier-ten sich in der letzten Sitzung zwar alle über die geplante Auflösung der Militärmusik NÖ, eine gemeinsame Resolution brachte man dennoch nicht zustande, weil im letztlich nur von der SPÖ beschlossenen Text das Thema mit der Forderung nach einer Steuerreform verquickt worden war. Eine verblüffende Erklärung hierfür hatte der Bürgermeister parat: Den Wortlaut habe ja die Verwaltung ausgearbeitet. AHA! Dann hat also ein auf Schmalkost gehaltener Gemeindebediensteter seinen Wunsch nach ein paar Euro mehr im Börserl hinterlistig eingebaut, oder wie?! Der mag dann freilich auch hinterfragt haben, ob das Ende der Militärmusik wirklich so furchtbar ist, und v.a. mag ihn die Chuzpe der Politiker erstaunt haben, die die jährlich kolportierten 200.000 Euro Einsparungspotenzial als Klax hinstellten. Andererseits erklärt ihm das vielleicht, warum es mit der Steuerreform nicht so leicht ist ...
In der aus einer „Schasaffäre“ eine Staatsaffäre gemacht wird. So wurde die Grüne Nicole Buschenreiter für ihren Vorwurf an ÖVP und SPÖ, dass sie sich jede Sitzung deren „parteipolitischen Schas“ anhören müsse, ordentlich zerpflückt. So ein böses Wort sagt man aber auch wirklich nicht! Die nunmehrige Erregung könnte freilich unvorhergesehene Folgen zeitigen, etwa wenn spitzfindige Mandatare den „Schas“ in Hinkunft zwar nicht mehr beim Namen nennen, ihn dafür aber als Form nonverbalen Protestes im wahrsten Sinne des Wortes in den Raum stellen. Oder aber die Wortwahl wird eleganter, weil man – wie es der rote Gemeinderat Andreas Fiala in seiner Rüge Buschenreiters vorexerzierte – einfach verklausuliert und von „menthanöser Blähung“ spricht. So hochtrabend muss es aber gar nicht sein - der legitime Ausdruck „heiße Luft“ tut‘s auch, oder aber – ein Privileg, das freilich nur dem Bürgermeister zusteht – man läutet einfach mit der Glocke. Im letzten Gemeinderat tat dies der BGM 27 Mal – was er damit wohl ausdrücken wollte ...