15 Jahre MFG
Text
Herbert „Hebi“ Binder
Ausgabe
Was alles hätte da draus werden können, als man sich vor 15 Jahren im St. Pöltner VAZ entschloss, eine periodische „Kundenzeitschrift“ herauszubringen. Animierende Veranstaltungs-Ankündigungen mit etwas journalistischem Füllmaterial dazwischen.
It’s somewhat different …
Publizistisches Trara und Begleitmusik für ein megabreites Zielpublikum in den Bereichen Entertainment, Musik und so. Gratis in hoher Auflage jedenfalls. Und regional relevant sollte die Sache auch noch sein. Aber more oft the same im Hinblick auf die ohnehin üppige Lokalpresse natürlich keinesfalls.
Diese „eierlegende Wollmilchsau“ im Gewande einer Zeitschrift hätte durchaus auch so was werden können wie ein periodisches Druckwerk mit der literarischen Tiefe eines BILLA-Folders und der journalistischen Brillanz eines ADOLORIN-Beipackzettels …
Noch dazu nannte man das Objekt etwas zögerlich MFG. Abkürzung für das total unpersönliche „Mit freundlichen Grüßen“ am Ende absolut unpersönlicher Briefe. Na ja. Wikipedia zählt unter der Abkürzung MFG noch auf „Marinefliegergeschwader“ und „Multifunktionsgerät“.
Allerdings, aber dann: entpuppte sich in der Person des damals noch juvenilen René Voak als VAZ-Boss und MFG-Herausgeber ein zu früher Weisheit erblühter Idealtypus von strategischem wie auch ökonomischem Begleiter eines publizistischen Produkts dieser Art. Einer mit jenem langen Atem, der in allen Ups & Downs eines Mediums nie zu hecheln beginnt oder gar zum Seufzer gerät.
Vor allem aber gab es mit Hannes Reichl, dem Leiter des VAZ-Marketings, vom Start weg einen Chefredakteur, der es verstand, aus einem prima vista bloßen Kommerzprodukt was somewhat völlig Differentes zu machen. Tatsächlich ein Printmedium von Rang. MFG wurde inzwischen eine überregionale Chiffre für regionalen Qualitätsjournalismus.
Wie hatte es sich denn dargestellt, das Ambiente beim Start anno 2004: Genua und Lille waren die europäischen Kulturhauptstädte (na bitte), Heinz Fischer wurde Bundespräsident und Liese Prokop Innenministerin (das waren noch Zeiten). Das offiziell verlautbarte österreichische Unwort des Jahres war „Bubendummheiten“ (St. Pöltens linguistischer Beitrag zur kirchlichen Zeitgeschichte). Und ein 20-jähriger US-amerikanischer Student namens Mark Zuckerberg bastelte für sich und seine Kommiliton*innen eine Kommunikationsplattform, die er Facebook nannte …
In diesen eineinhalb Jahrzehnten – mögen wir sie nun als lang oder letztlich doch als schnell vorübergegangen empfinden – arbeitete Hannes Reichl mit ständigen wie wechselnden journalistischen Begleiterinnen und Begleitern aller Altersstufen und weltanschaulichen Herkünften unermüdlich an der Ausgestaltung seines lokaljournalistischen Modells fern von „Radfahrer beißt Hund“. Ein publizistischer Parnass mit Hannes als Apoll ist es geworden, das MFG. Edle Vielfalt, musischer Playground in durchaus opulenter Seitenlandschaft; nobler Umgang – auch mit Ungustln.
Edelfedern fanden ihre Freiheiten, beharrliche Re-Checker/innen die ihnen gebührende Geduld, Junge ihre ersten Chancen und Sprungschanzen. Alte ihre Toleranz, Meinungsjournalisten ihre Podien und Sprachverliebte ihre Spalten. Auch der Schreiber dieses durfte ein rundes Jahrzehnt lang, hinter dem Pseudonym Hebi versteckt, bei MFG periodisch seine bildungsbürgerlichen Emanationen im Kolumnenrahmen von jeweils 1.700 Zeichen (mit Leerzeichen) absondern.
Die schätzomativ 30 bis 40 Journalistinnen und Journalisten, die sich rund um die Uhr in den verschiedensten Medien papierener und elektronischer Art hauptberuflich um das „fünfte Landesviertel“ St. Pölten und die Region NÖ Zentral kümmern, die könnte gelegentlich die Wehmut packen: So viel gemeinsame Vision in einer Redaktion und doch lange Leine, so viel Zeit und Raum für sauber durchrecherchierte Geschichten, so viele originelle Kolumnisten, die ohne Honorar arbeiten und doch pünktlich abliefern. Gibt’s das tatsächlich?
HERBERT BINDER
DER Medien-Doyen Niederösterreichs schlechthin. Er war langjähriger Geschäftsführer des Pressehauses, Präsident des Österreichischen Zeitungsherausgeberverbandes sowie Autor zahlreicher Beiträge für Anthologien und Bücher. Ein Jahrzehnt lang bereicherte er unter dem Pseudonym Hebi das MFG mit seiner Kolumne.
Diese „eierlegende Wollmilchsau“ im Gewande einer Zeitschrift hätte durchaus auch so was werden können wie ein periodisches Druckwerk mit der literarischen Tiefe eines BILLA-Folders und der journalistischen Brillanz eines ADOLORIN-Beipackzettels …
Noch dazu nannte man das Objekt etwas zögerlich MFG. Abkürzung für das total unpersönliche „Mit freundlichen Grüßen“ am Ende absolut unpersönlicher Briefe. Na ja. Wikipedia zählt unter der Abkürzung MFG noch auf „Marinefliegergeschwader“ und „Multifunktionsgerät“.
Allerdings, aber dann: entpuppte sich in der Person des damals noch juvenilen René Voak als VAZ-Boss und MFG-Herausgeber ein zu früher Weisheit erblühter Idealtypus von strategischem wie auch ökonomischem Begleiter eines publizistischen Produkts dieser Art. Einer mit jenem langen Atem, der in allen Ups & Downs eines Mediums nie zu hecheln beginnt oder gar zum Seufzer gerät.
Vor allem aber gab es mit Hannes Reichl, dem Leiter des VAZ-Marketings, vom Start weg einen Chefredakteur, der es verstand, aus einem prima vista bloßen Kommerzprodukt was somewhat völlig Differentes zu machen. Tatsächlich ein Printmedium von Rang. MFG wurde inzwischen eine überregionale Chiffre für regionalen Qualitätsjournalismus.
Wie hatte es sich denn dargestellt, das Ambiente beim Start anno 2004: Genua und Lille waren die europäischen Kulturhauptstädte (na bitte), Heinz Fischer wurde Bundespräsident und Liese Prokop Innenministerin (das waren noch Zeiten). Das offiziell verlautbarte österreichische Unwort des Jahres war „Bubendummheiten“ (St. Pöltens linguistischer Beitrag zur kirchlichen Zeitgeschichte). Und ein 20-jähriger US-amerikanischer Student namens Mark Zuckerberg bastelte für sich und seine Kommiliton*innen eine Kommunikationsplattform, die er Facebook nannte …
In diesen eineinhalb Jahrzehnten – mögen wir sie nun als lang oder letztlich doch als schnell vorübergegangen empfinden – arbeitete Hannes Reichl mit ständigen wie wechselnden journalistischen Begleiterinnen und Begleitern aller Altersstufen und weltanschaulichen Herkünften unermüdlich an der Ausgestaltung seines lokaljournalistischen Modells fern von „Radfahrer beißt Hund“. Ein publizistischer Parnass mit Hannes als Apoll ist es geworden, das MFG. Edle Vielfalt, musischer Playground in durchaus opulenter Seitenlandschaft; nobler Umgang – auch mit Ungustln.
Edelfedern fanden ihre Freiheiten, beharrliche Re-Checker/innen die ihnen gebührende Geduld, Junge ihre ersten Chancen und Sprungschanzen. Alte ihre Toleranz, Meinungsjournalisten ihre Podien und Sprachverliebte ihre Spalten. Auch der Schreiber dieses durfte ein rundes Jahrzehnt lang, hinter dem Pseudonym Hebi versteckt, bei MFG periodisch seine bildungsbürgerlichen Emanationen im Kolumnenrahmen von jeweils 1.700 Zeichen (mit Leerzeichen) absondern.
Die schätzomativ 30 bis 40 Journalistinnen und Journalisten, die sich rund um die Uhr in den verschiedensten Medien papierener und elektronischer Art hauptberuflich um das „fünfte Landesviertel“ St. Pölten und die Region NÖ Zentral kümmern, die könnte gelegentlich die Wehmut packen: So viel gemeinsame Vision in einer Redaktion und doch lange Leine, so viel Zeit und Raum für sauber durchrecherchierte Geschichten, so viele originelle Kolumnisten, die ohne Honorar arbeiten und doch pünktlich abliefern. Gibt’s das tatsächlich?
HERBERT BINDER
DER Medien-Doyen Niederösterreichs schlechthin. Er war langjähriger Geschäftsführer des Pressehauses, Präsident des Österreichischen Zeitungsherausgeberverbandes sowie Autor zahlreicher Beiträge für Anthologien und Bücher. Ein Jahrzehnt lang bereicherte er unter dem Pseudonym Hebi das MFG mit seiner Kolumne.