Kein gelber Impfpass
Text
Thomas Winkelmüller
Ausgabe
Vor ein paar Wochen hätte ich beinahe einen gefälschten Impfpass gekauft. Nicht, weil ich Regeln brechen wollte. Ich wollte wissen, wie einfach Bürger Impfpässe online erwerben können. Ziemlich einfach, stellte sich heraus. Gelbe Papierpässe werden einem in manchen Telegram-Gruppen sogar per Gewinnspiel hinterhergeworfen.
Nicht aber die begehrte Eintragung ins E-Impfregister, die auch der Impfpflicht standhält. Sie zu bekommen ist schwieriger. In St. Pölten stellte zum Beispiel ein Impfstraßenmitarbeiter gefälschte Pässe aus. In meinen Recherchen bin ich u. a. auf ein Ärzteehepaar aus einem anderen Bundesland gestoßen, das mich illegal ins Impfregister eingetragen hätte.
Wer aber einfach nur einen Pass möchte, der hat es einfacher – auch ohne Telegram. Die analogen, gelben Papierpässe kann jeder online billig kaufen. Stempel und Unterschrift fälschen, Impfstoff-Sticker ausdrucken und aufkleben. Damit ist der eigene Impfnachweis fertig. In einem internen Schreiben des Bundeskriminalamtes an Polizisten stand, dass solche Imitate bei Kontrollen kaum entdeckbar sind.
Traurig, aber gesundheitspolitisch erträglich. Wenn wir eine Durchimpfungsrate von 90 Prozent brauchen, kann theoretisch jeder zehnte Bürger Fälschungen besitzen. Ein Armutszeugnis wäre das trotzdem. Die Lösung: den Gelben Impfpass für COVID abschaffen. Müsste stattdessen jeder nach der Impfung verpflichtend zum Hausarzt oder in eine Apotheke, um dort einen QR-Code auf Papier zu bekommen, wäre das Problem gelöst.