Kultur-Los
Text
Thomas Fröhlich
Ausgabe
In St. Pölten gibt’s eine neue Literaturzeitschrift, die Brache. Nun ist das selbstverständlich kein Alleinstellungsmerkmal – an vielen Orten existiert derlei. Was aber doch anders ist: Die Brache kommt ohne Subventionen und anderweitige politische Unterstützung aus. Weil die Macher das gar nicht wollen, warum auch immer.
Was allerdings feststellbar ist, ist die simple Tatsache, dass die meisten Kunstschaffenden und Kulturvermittler seit Beginn der Corona-Maßnahmen-Krise auf unsere Politkaste stinkangefressen sind. Zurecht. Ein Beispiel wäre etwa das Gleichsam-über-Nacht-Herabsetzen der Sperrstunde, das jegliche noch so zaghafte Planung kultureller Aufführungen völlig torpediert. Deren folgende gnädige Heraufsetzung auf 24 Uhr hingegen dürfte ja wohl nicht zuletzt der Wichtigkeit dräuender Champions League-Spiele zu verdanken sein, da man Fußballern und ihrem Publikum offenbar keine Vorverlegung ihrer Spielzeiten zumuten konnte, im Gegensatz zu den Obgenannten. Bei der Attackierung kultureller Institutionen hatte man weniger Skrupel – soviel auch zum Thema Faktenbasiertheit. Aber wer braucht schon Kultur, wenn er oder sie sich mit Freunden in Chatrooms (und anderswo) treffen kann, wo man dann hemmungslos und von der eigenen Bedeutung berauscht über politische Gegner und Andersdenkende herzieht, als befände man sich mitten im Dschungelcamp.
Dass es in Österreich dennoch unbeugsame Kulturtreibende gibt, ist geradezu ein Wunder. Dass diese mittlerweile auf Versprechungen aus der Politik pfeifen, keins.