Weisskohlscheisse
Text
Tina Reichl
Ausgabe
Der erste Sommer im Garten und dann durchgehend Badewetter. Kein Witzbold, der mir schon in der ersten Augustwoche unter die Nase reiben will, dass es ja jetzt bald wieder los geht (mit der Schule) und überhaupt herbstlts schon irgendwie, weil die Nächte schon wieder kühler werden! Hah! Dieser Sommer hats allen gezeigt! Mein Sohn kann einen perfekten Köpfler, schwimmt 50m Brust – gemischt mit Freistil, hat seine erste Zahnlücke und ein neues Schimpfwort erfunden, das er gern auch mal eine halbe Stunde durchgehend vor sich hin summt – es heißt Weißkohlscheiße.
Die Tage brummen angenehm vor sich hin wie die Pumpe unseres Pools, träge Müdigkeit und Zufriedenheit mit dem Leben im Allgemeinen könnte sich breit machen. Doch mitten in meinem frisch gemähten Garten wird mir mein Herz so schwer wie die reifen Sonnenblumen, die vornüber hängen, ob des Gewichtes ihrer Samen.
Zeitungen und facebook tragen mir die Neuigkeiten der Flüchtlingskatastrophen hinein in meine heile Welt. Ich bin sprachlos, habe einen Klos im Hals, Tränen brennen in den Augen und ich schluck sie weg. Jeder kennt diese Situationen, in denen er sich machtlos fühlt, aber sprachlos war ich bisher nur sehr selten. Da war meine erster Freund Hansi im Gym, dem ich tapfer meine Liebe gestand, und der mich, als ich mich zu ihm hochgestreckt hatte um ihn zu küssen, einfach stehen ließ, vor all meinen Mitschülern. Da war der Arzt, der erklärte, dass meine Schwester nur noch Wochen zu leben hat. Und da war der Bademeister, der, als ich handtuchumwickelt meinem Sohn nach dem Baden eine Banane in den Mund stopfte, diesem zurief: „Gö, die Oma hot imma ollas mit!“
Nächstes Mal bin ich aber gewappnet. Ich sag einfach:“ So eine verdammte Weißkohlscheiße!“
Die Tage brummen angenehm vor sich hin wie die Pumpe unseres Pools, träge Müdigkeit und Zufriedenheit mit dem Leben im Allgemeinen könnte sich breit machen. Doch mitten in meinem frisch gemähten Garten wird mir mein Herz so schwer wie die reifen Sonnenblumen, die vornüber hängen, ob des Gewichtes ihrer Samen.
Zeitungen und facebook tragen mir die Neuigkeiten der Flüchtlingskatastrophen hinein in meine heile Welt. Ich bin sprachlos, habe einen Klos im Hals, Tränen brennen in den Augen und ich schluck sie weg. Jeder kennt diese Situationen, in denen er sich machtlos fühlt, aber sprachlos war ich bisher nur sehr selten. Da war meine erster Freund Hansi im Gym, dem ich tapfer meine Liebe gestand, und der mich, als ich mich zu ihm hochgestreckt hatte um ihn zu küssen, einfach stehen ließ, vor all meinen Mitschülern. Da war der Arzt, der erklärte, dass meine Schwester nur noch Wochen zu leben hat. Und da war der Bademeister, der, als ich handtuchumwickelt meinem Sohn nach dem Baden eine Banane in den Mund stopfte, diesem zurief: „Gö, die Oma hot imma ollas mit!“
Nächstes Mal bin ich aber gewappnet. Ich sag einfach:“ So eine verdammte Weißkohlscheiße!“