Mit-Denken
Text
Beate Steiner
Ausgabe
Wenn ein Laster mittags zwischen zwei Schanigärten parkt, unter Getöse und Staub einen Laden entrümpelt und damit den dort Essenden die Mittagspause verstinkt, dann denken sich Auftraggeber und Ausführender entweder nix oder „I bin I – und die andern san ma wurscht.“
Wenn eine Horde Betrunkener um vier Uhr morgens laut grölend und stöckelklappernd durch die Innenstadt zieht, dann denken sich die entweder nix oder „Mia san mia – und die andern san uns wurscht.“
Wenn ein Kinderwagen von einer Oma mitten auf dem Radweg geschoben wird und die Radler dahinter schon stauen, dann denkt sich die Oma entweder nix oder „I bin I – und die Klingler san ma wurscht!“
Wenn eine Gruppe Kids Handy-tippend in einer Sechser-Reihe durch die Fußgängerzone schleicht und Entgegenkommende quasi überrollt, dann denken sich die Kinder sicher nix, außer vielleicht: „Mia san mia – und sonst is uns alles wurscht!“
Jetzt kann ich annehmen, dass Entrümpler, nächtens Besoffene, eifrige Omas und Handy-beschäftigte Kids wirklich ohne Denken durchs Leben stolpern. Ich glaub aber eher, dass diese wenig empathischen Mitmenschen zwar mit Denken aber ohne Mitdenken neben den andern existieren. Sie sind halt einfach auf sich selbst konzentriert und kriegen gar nicht mit, dass sie dabei die daneben behindern – bewusst oder unbewusst. Den altgedienten Satz „Meine Freiheit hört dort auf, wo die des andern beginnt“ interpretieren diese netten Mitmenschen als Aufforderung, die eigenen Grenzen so weit zu stecken, bis ihnen Widerstand entgegenschlägt und nicht, die Grenzen mit dem Gegenüber abzustimmen. Ich kann mir leider nicht vorstellen, dass unsere Gesellschaft das Mitdenken demnächst internalisiert. Das müsste nämlich schon Kindern vorgelebt und beigebracht werden.
Wenn eine Horde Betrunkener um vier Uhr morgens laut grölend und stöckelklappernd durch die Innenstadt zieht, dann denken sich die entweder nix oder „Mia san mia – und die andern san uns wurscht.“
Wenn ein Kinderwagen von einer Oma mitten auf dem Radweg geschoben wird und die Radler dahinter schon stauen, dann denkt sich die Oma entweder nix oder „I bin I – und die Klingler san ma wurscht!“
Wenn eine Gruppe Kids Handy-tippend in einer Sechser-Reihe durch die Fußgängerzone schleicht und Entgegenkommende quasi überrollt, dann denken sich die Kinder sicher nix, außer vielleicht: „Mia san mia – und sonst is uns alles wurscht!“
Jetzt kann ich annehmen, dass Entrümpler, nächtens Besoffene, eifrige Omas und Handy-beschäftigte Kids wirklich ohne Denken durchs Leben stolpern. Ich glaub aber eher, dass diese wenig empathischen Mitmenschen zwar mit Denken aber ohne Mitdenken neben den andern existieren. Sie sind halt einfach auf sich selbst konzentriert und kriegen gar nicht mit, dass sie dabei die daneben behindern – bewusst oder unbewusst. Den altgedienten Satz „Meine Freiheit hört dort auf, wo die des andern beginnt“ interpretieren diese netten Mitmenschen als Aufforderung, die eigenen Grenzen so weit zu stecken, bis ihnen Widerstand entgegenschlägt und nicht, die Grenzen mit dem Gegenüber abzustimmen. Ich kann mir leider nicht vorstellen, dass unsere Gesellschaft das Mitdenken demnächst internalisiert. Das müsste nämlich schon Kindern vorgelebt und beigebracht werden.