MFG - Gleichheit nicht genügend
Gleichheit nicht genügend


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

Gleichheit nicht genügend

Text Herbert „Hebi“ Binder
Ausgabe 10/2007
Julius Meinl V und der Holzarbeiter vom Lahnsattel, beide haben sie laut ÖVP das Recht, frei zu entscheiden, ob sie ihre Sprösslinge mit zehn Jahren ins Gymnasium oder in die Hauptschule schicken. Aus diesem „klaren Ja zur Wahlfreiheit“ ergibt sich, dass die Döblinger Regimenter rund 80 Prozent ihrer Kinder im Gymnasium unterbringen, das obere Mürztal dagegen bestenfalls 10. So sind halt nach dem ewigen Ratschluss des Schöpfers die Begabungen regional verteilt. „Gleichmacherei“ ist sichtlich eine der gefährlichsten Bedrohungen, denen sich eine Partei mit christlichsozialen Wurzeln ausgesetzt wähnt. In dieser Situation kommt Sympathieträgern wie GÖD-Neugebauer die Aufgabe zu, als Bildungssprecher seiner Gesinnungsgemeinschaft Überzeugungsarbeit unter Österreichs Intellektuellen zu leisten. Stramm steht ihm, abendländisch und erfolgsgewohnt, zur Seite die AHS-Personalvertretung, irgendwie die Eisenbahnergewerkschaft unter Österreichs Akademikern. Denn nach wie vor gilt der Grundsatz: Schulpolitik heißt Lehrerpolitik! Früher war alles besser: Da konnten sich die armen Bauern wenigstens frei aussuchen, ob sie ihre Buben ins teure Stiftskonvikt oder ins preiswerte Knabenseminar schicken wollten. Beides übrigens Ganztagsschulen. Völlig abgemeldet, auch hier, Österreichs Grüne. Wo dösen sie, die Alt- 68-er, für die es damals keine wahre Freiheit unter Ungleichen gab? Um ehrlich zu sein, das alles kratzte mich auch nicht so, bis ich jüngst als Gast eines Industriellen Tischherr einer Reihe von eleganten Müttern aus höchsten sozialdemokratischen Kreisen war. Seither weiß ich Bescheid über die elitären Differenzierungen zwischen Ursulinen, Lycée und Sacré-Coeur …