MFG - Bauprojekte im Umbau
Bauprojekte im Umbau


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St. Pöltens gute Seite

Bauprojekte im Umbau

Text Beate Steiner
Ausgabe 03/2023

Viele angekündigte Bauprojekte in der Stadt bleiben seit Jahren Luftschlösser. Andere werden umgehend realisiert. Ein Überblick.


Der Alumnatsgarten wird ab 2024 ein öffentlich zugänglicher „Stadtgarten“ sein – derzeit unterstützen erste Bauarbeiten die archäologischen Grabungen. Der neue Promenadenring wird zwar erst in rund fünf Jahren fertig, die Arbeiten am ersten Abschnitt haben aber schon begonnen. St. Pölten baut um und aus, seit vielen Jahren. Oder soll umgebaut werden. Ein Blick auf einige der zahlreichen Projekte, die St. Pölten verändern, vergrößern, modernisieren sollen: Wie geht’s weiter mit dem geplanten urbanen Stadtquartier, mit der Glanzstadt, mit dem Wohnquartier auf den WWE-Gründen? Was entsteht auf der Dauerbaustelle Neugebäudeplatz – und wann? 

Urbanes Stadtquartier beim Rathausplatz
Das Immobilienunternehmen SIGNA hat 2020 Pläne für das 9.000 Quadratmeter große Leiner-Areal in der Innenstadt vorgelegt, mit Geschäftslokalen, 180 Wohnungen, Konferenzzentrum und Hotel und das einreichfähige Projekt an die SÜBA AG verkauft. Der Bauträger evaluiert derzeit die bisherige Planung für das urbane Stadtquartier mit vielfältiger Nutzung. Der Flächenwidmungsplan ist aktuell. „Eine Baubewilligung soll zeitnah erwirkt werden“, hofft SÜBA-Sprecherin Linda Michalech auf rasche Aktivität der Behörde.

Büro- und Wohnhaus statt Hofer-Filiale
Noch vor der Jahrtausendwende sind die letzten Mieter unter den Löwa-Türmen ausgezogen. Seither stehen rund 10.000 Quadratmeter Handelsfläche am Neugebäudeplatz leer. Seit 2017 wird saniert. „Aktuell müssen das Innenleben und die Garage noch fertiggestellt werden“, sagt Eigentümer Michael Miksch, der verspricht, dass bis Ende des Jahres Mieter und Kunden die Geschäfte beleben. Mit der ursprünglich geplanten Hofer-Filiale neben den Türmen wird es jedenfalls nichts. Das Areal, auf dem das als „Eierspeisburg“ bekannte Arbeiterwohnhaus stand, hat den Eigentümer gewechselt. Die WETgruppe plant hier ein Wohn- und Bürogebäude. Das Projekt mit rund 12.000 Quadratmetern Wohn- Nutzfläche und sieben Stockwerken ist bereits baueingereicht und genehmigt, wird allerdings noch evaluiert. Bau­start soll Ende 2024/Anfang 2025 sein. „Die WETgruppe hat dieses Grundstück mit dem Ziel erworben, ein funktionales Büro- und Wohngebäude zu errichten, um den steigenden Bedarf an Büro- und Wohnflächen im Raum St. Pölten abzudecken“, informiert WET-Sprecherin Julia Leitner-Christ.

Neuer Stadtteil im Norden
Bereits 2024 soll mit dem Bau von 500 Wohnungen auf den WWE-Gründen, einem 5,5 Hektar großen ehemaligen Glanzstoffareal an der Traisen, begonnen werden. Die Entwürfe von fünf Architektenbüros wurden ausgewählt, um diesen neuen Teil der Landeshauptstadt zu gestalten. Geplant sind dort auch ein Kindergarten und Restaurants. 
Realisiert wird der Stadtteil zwischen Innenstadt und Viehofner Seen von ARE Austrian Real Estate (ARE) und der SIGNA Development Selection. Die Auslober sind begeistert von der Lage ihres Projekts: „Hier stoßen industrielle Relikte der ehemaligen Glanzstofffabrik und historische Prägungen auf verwilderte Landschaften am Wasser. Vor allem der Auwald entlang der Traisen, dessen weitgehende Erhaltung Priorität genießt, wird für höchste Freiraumqualität der zukünftigen Bewohner sorgen.“ Für die gibt es schon einen Ansprechpartner vor Ort und im Rathaus: Dietmar Zeiss beantwortet als Ombudsmann unter 0664/88543620 anstehende Fragen, wie: Wann starten die Arbeiten, wann und wo kann man sich für Wohnungen anmelden, wie groß sind diese, Kauf oder Miete.

Dauerbrenner in Warte-Position
Die Verantwortlichen bei NV-Immobilien sind anderer Ansicht über die Stadtentwicklung als die Auslober auf den WWE-Gründen und die WET am Neugebäudeplatz. Und so muss die Realisierung der seit 2015 geplanten 60 Wohnungen zwischen Wiener Straße und Fuhrmannsgasse warten: „Wegen der starken Bautätigkeit in St. Pölten in den letzten Monaten und Jahren haben wir uns entschlossen, dieses Projekt zu verschieben“, erklärt NV-Sprecherin Gabriela Schneider. Auch die „zuletzt enorm gestiegenen Baupreise“ spielen dabei eine Rolle. „Es ist uns sehr wichtig, leistbaren Wohnraum zu schaffen und gleichzeitig nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu agieren. Das ist unter den derzeitigen Bedingungen kaum möglich“, so Schneider. Ebenfalls vom NV-Baustopp betroffen sind die Gebäude Wiener Straße 6-8, die umgebaut werden sollten.
Ähnlich argumentiert auch Eva Czirny, Geschäftsführerin der Domus Liegenschaftsverwaltung, die das Glanzstoff-Areal zur Glanzstadt entwickelt: „Unsere Baupläne liegen wegen der Kostensteigerung auf Eis.“ Und weitere Ideen sind erst in einigen Wochen spruchreif.
Sicher ist, dass die Glanzstoff-Gebäude mehr und mehr als Event-Location gebucht werden. Nicht nur die Konerei, auch das Kesselhaus und die Turbinenhalle. Und der schöne Gastgarten des geschlossenen Lokals „Villa“ wird wieder genutzt – hier ziehen Food-Trucks ein. 
Zu den Dauerbrennern, die auf Wiederbelebung warten, gehört die Remise in der Herzogenburger Straße. Eigentümer Michael Miksch: „Verschiedene Nutzungsvarianten werden im Detail geprüft. Eine Sanierung wird nach Festlegung der neuen Nutzung gestartet.“

Wohnungen auf dem Markt und in Planung
Gibt es jetzt zu viele oder zu wenige Wohnungen in St. Pölten? Stehen wirklich soviele leer, wie Alleswisser im Netz und per Mundfunk behaupten? Wie viele Wohnungen sind in Planung, wie viele in Umsetzung?
„‚In Planung‘ ist natürlich ein sehr dehnbarer Begriff ist, weil hier auch Projekte eingerechnet werden, die – wenn überhaupt so – erst in vielen Jahren konkret werden“, sagt Rathaussprecher Thomas Kainz. Zum jetzigen Zeitpunkt kann jedenfalls grob mit folgenden Zahlen gerechnet werden: In Planung sind knapp 4.000 Wohneinheiten, davon alleine 1.000 bei der Glanzstoff – die ja derzeit nicht aktuell sind – und 500 bei den WWE-Gründen. In Umsetzung und vor der Fertigstellung sind 2.800 Wohneinheiten, darunter große Projekte wie Mühlbach Ost von der Alpenland Wohnungsgenossenschaft oder der Steingötterhof beim ehemaligen Metro mit knapp 390. 
Zum Leerstand gibt es keine Zahlen, weil dieser ja nirgends verzeichnet werden muss, erklärt Thomas Kainz und verweist auf die Gemeinderatsresolution, in der die Landesregierung aufgefordert wird, eine Leerstandsabgabe für Wohnungen nach dem Vorbild anderer Bundesländer einzuführen. 
Wie viele Eigentumswohnungen in St. Pölten gerade zu haben sind, darüber geben die Immobilien-Plattformen Auskunft. Zwischen 91 und 200 sind da zu finden – mit dabei das oben angeführte Alpenland-Projekt, das gerade fertiggestellt wird und auch der Steingötterhof, in den erst nächstes Jahr die Käufer einziehen können – das Angebot ist also überschaubar.