Christian Deix – „Bis jetzt war’s eigentlich ziemlich leiwand …“
Text
Beate Steiner
Ausgabe
05/2025
... sagt Christian Deix, Musiker, Songwriter, Schauspieler, Autor und Bühnenmensch über sein abwechslungsreiches Künstlerleben. So richtig begonnen hat er damit vor 40 Jahren in St. Pölten.
Sie war ein Riesen-Erfolg, die knallig bunte Zeitreise in die 1980er: Mit Glitzer, Vokuhilas, grandiosen Vibes und besten Kritiken glänzte „Bring me Edelweiss“, die Frühjahrsproduktion im Wiener Metropol. „Die Vorstellungen waren immer ausverkauft“, sagt Christian Deix. Mit zwölf neuen Songs ließ der Musiker und Komponist im Nostalgie-Musical die wilden 80er auferstehen, darunter mit „Prominent“ auch seine persönliche Hommage an Falco. Die 1980er. Das waren fantastische, aufregende Jahre. Auch in St. Pölten.
Rückblick: Ab Mitte der 1980er-Jahre geht’s los mit der „Hauptstadtwerdung“ – St. Pölten soll sich in NÖ zum Zentrum mausern. Und, ja, kulturell startet die Stadt durch, St. Pöltens Musikszene wird eine starke Nummer in Österreich (zur Opus-, STS-, Wilfried-, Bukowski-Zeit!). Mittendrin und ganz vorn dabei: Espresso, mit Frontman Christian Deix, Jahrgang 1964. Schon „Say“, die erste Single der jungen Musiker, klettert auf Platz drei der Austro-Hitparade. „Take it all down“ ist Nummer eins in den Austro-Charts und wird für den Pop-Amadeus nominiert, „Why don’t you listen to my music“ klettert auf Platz zwei der Ö3-Hitparade. Musik & Text: Christian Deix. „Uns sind in Wien alle Türen offen gestanden, wir wurden auch unterstützt von Ö3 – bis Mitte der 90er, da verbannte Ö3 die Österreicher aus seinem neu formatierten Programm.“
Eingestiegen in die Welt der Popmusik ist Espresso Ende 1985. „Wir haben überlegt, wie wir uns nennen. Mein Blick ist auf eine schöne glänzende Kaffeemaschine gefallen – das war’s“. Espresso hat damals viele Bühnen gerockt – schon das erste Konzert der Band, 1986, war ausverkauft. „Wir haben vor über 300 Leuten im Kuckucksnest gespielt. Meine Mutter ist an der Kassa gesessen und hat begeistert Tickets verkauft.“ Erzählt Christian Deix bei Kaffee und Torte am Herrenplatz. „Heute ist der Geburtstag meiner 2015 verstorbenen Mutter, da besuche ich immer ihr Grab.“ Sonst hat er nicht mehr viel Bezug zur Stadt, in der er in die Schule gegangen ist, seine musikalische Karriere gestartet hat und in den ersten Privatradios zu hören war: „Hie und da treff‘ ich noch Freunde von anno dazumal.“
Junges Musiktalent
Erste Bühnenerfahrung machte Christian Deix schon sehr früh: als Achtjähriger spielte er den Weihnachtsmann in der Kinderhort-Weihnachtsshow: „Ich hab‘ damals schon keine Angst vor Auftritten gehabt.“ Mit zwölf trat er mit den NÖ Tonkünstlern in „Carmina Burana“ auf. „Ich hatte zwar einen Vierer in Musik, weil ich mich beim Transponieren verhaut hab‘, aber ich war der Einzige in der Klasse, der singen konnte – also hat man mich ausgewählt.“ Christian Deix war dann Mitglied im Jugendensemble des Domchores, trat als Sänger, Gitarrist und Schlagzeuger mit verschiedenen Bands auf. Die Instrumente hatte er autodidaktisch erlernt. Als erstes nahm er die Ziehharmonika seines Bruders Manfred zur Hand. Viele Jahre später erreichten die Deix-Brüder mit ihrem gemeinsamen musikalischen Projekt „Deix & Die Good Vibrations Band – Musik aus Ameriga“ eine Goldauszeichnung für 25.000 verkaufte CDs/LPs in Österreich. Manfred Deix, Österreichs wohl berühmtester Karikaturist und 15 Jahre älter als sein Bruder, war Förderer und Unterstützer von Christian: „Manfred war ein sehr wichtiger Mensch in meinem Leben.“ Als der kleine Christian allerdings einmal seinen Eltern mitteilte, dass er Schauspieler werden wollte, bekam der Ältere einen Lachanfall. Christian Deix: „Er hat nicht mich ausgelacht. Er hat sich darüber lustig gemacht, dass auch das zweite Kind meiner Eltern auf die schiefe Künstler-Bahn geraten will.“
Schauspieler, Sänger, Komponist
Und so ist es dann auch gekommen. 2008 hatte Christian Deix sein Bühnendebüt als Schauspieler und Sänger in der Musical-Comedy „Ti Amo“ im Wiener Metropol. „Da gab es vier Fortsetzungen bis 2022, das haben über 50.000 Leute gesehen.“ Der Beginn war allerdings nicht einfach, „ich wollte schon aufgeben. Ich habe eine Putzfrau in High Heels gespielt und damit auch tanzen müssen.“ Erfolgreich. „Er hat dabei sogar die Zigarette wie eine Frau gehalten“, verrät Ehefrau Beatrix. Christian Deix spielte außerdem einige Jahre beim Kultursommer Laxenburg unter der Intendanz von Adi Hirschal. Von 2017 bis 2023 schrieb er gemeinsam mit seinem Freund und Co-Autor Olivier Lendl insgesamt sechs musikalische Komödien, die für volles Haus sorgten.
Seit 2012 ist Christian Deix mit der Italopop-Formation „Insieme“ auf Tour, auch heuer im Sommer, unter anderem am 30. Juli in Grafenegg im Wolkenturm. Er schreibt Musik, zum Beispiel für die deutsche Moderatorin und Sängerin Inka Bause. „Sie hat schon als Teenie-Star in der DDR reüssiert und hat jetzt ein neues Album anlässlich ihres 40jährigen Bühnenjubiläums herausgebracht. Sechs Songs – unter anderem die erste Singleauskopplung „Gute Laune“ – sind von mir.“
Und Christian Deix präsentiert sich auch als Solo-Künstler. Vor vier Jahren veröffentlichte er das Lied und das Musikvideo „Ohne di“. Die Liebeserklärung an seine Frau Beatrix war sofort bestplatzierter Newcomer-Song auf Radio NÖ. „Die Komposition entstand aus einem Gefühl, von dem ich mich habe leiten lassen.“ Grundsätzlich sind die Lieblingssongs des komponierenden Musikers jene, die in kürzester Zeit entstehen, „fast so, als würde sich alles von selbst ergeben. Da muss man dann als Komponist einfach zugreifen und hoffen, dass man nichts vergisst. Oft ist die Stimmung des ersten Moments die richtige und wahrhaftige.“
Entwicklung im Musik-Business
Warum aber werden überhaupt noch Alben oder CD’s produziert? Läuft nicht sowieso alles über Streaming-Dienste?
„Mir hat seinerzeit das Medium CD schon nicht gefallen“, sagt Christian Deix, „eine LP hingegen ist ein Gesamtkunstwerk.“ Die Entwicklung von Napster bis Spotify seit den 90er-Jahren findet der Künstler furchtbar. „Warum soll Musik gratis sein? Der Aufteilungsschlüssel der Streamingplattformen ist lächerlich. Das Einzige, wovon du leben kannst, ist live spielen.“ Video, CD und Vinyl seien eigentlich teure Werbespots vor einer Tournee. „Jeder kann alles im Homestudio zusammenschustern. Aber wenn es professionell und gut werden soll, musst du vorinvestieren.“ Zum Verfall des Musik-Business tragen dann noch KI-generierte Songs bei. „Wer soll noch erkennen, was Realität ist oder nicht – die Entwicklung find‘ ich beängstigend. Ich bin froh, dass ich nicht mehr 25 bin.“
Aber noch jung genug, um neue Pläne Realität werden zu lassen. „Ich geh‘ mit der Idee schwanger, mit einem Solo-Programm auf die Bühne zu kommen, mit einer Mischung aus Musik und Theater. Erste Gehversuche waren ein Erfolg, aber ich habe ziemlichen Respekt vor den Kabarett-Kollegen.“ Außerdem möchte Christian Deix eine spezielle Platte gestalten, „wo klassisch und rockig und funkig dabei ist – aus jedem Dorf ein Hund.“ Und noch einen Traum hat Multi-Talent Christian Deix: „Ich würde gerne in einer Film- oder Fernsehproduktion mitwirken. Das würde mir sicherlich liegen.“ Und das Leben soll leiwand weitergehen …