MFG - So ein Müll
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St. Pöltens gute Seite

So ein Müll

Ausgabe 05/2025

Da herrschte Rauschen im Blätterwald: Im Jänner erstattete der Magistrat Anzeige und teilte mit: „Aufgrund von Hinweisen und nach sofortiger Einleitung magistratsinterner Ermittlungsarbeiten konnte der Anfangsverdacht gegen mehrere beteiligte Personen erklärt werden, dass Abfälle in nicht geringem Ausmaß für private Gegenleistungen entsorgt worden wären, ohne dass dafür die entsprechenden Abgaben entrichtet worden wären.“

Zwei Monate später lichten sich die Nebel allmählich, wenngleich sehr zäh. Zum einen ist mittlerweile klar, dass die kriminellen Praktiken schon länger gingen. „Der Zeitraum der Tätigkeit dürfte ein Jahr deutlich überschreiten“, lässt diesbezüglich Stadt-Pressesprecher Thomas Kainz wissen. 
Hatte man im Jänner in unmittelbarer Reaktion seitens des Magistrates mehrere Mitarbeiter dienstfreigestellt, so wurde mit drei mittlerweile das Dienstverhältnis beendet. „Es wird jedoch von mehr Personen ausgegangen“, so Kainz. Auch im Hinblick auf jene Personen/Firmen, welche die Dienste der schwarzen Müll-Schafe in Anspruch genommen und sich so die Gebühren „gespart“ haben, nennt Kainz eine Zahl: „Derzeit geht man von zumindest zwölf Entsorgungspflichtigen aus.“ Tendenz steigend.
Unmittelbar nach Bekanntwerden der Anzeige hatte sich in diversen Foren eine teils skurrile Debatte entsponnen. So wurde von nicht wenigen, ohne irgendeine Ahnung über Ausmaß, Netzwerk und Schadensumme zu haben, das Bild der (armen) „kleinen“ Müllmänner gezeichnet, wo gleich großes Trara gemacht werde, während es sich „die Großen“ doch immer richten würden. Abgesehen davon, dass das eine mit dem anderen nichts zu tun hat, kann im Falle der Machenschaften sicher nicht von einem Kavaliersdelikt gesprochen werden. „Aufgrund des sich darbietenden Sachverhalts wird von Geschenkannahme, Bestechung und Bestechlichkeit ausgegangen. Der Verdacht der Abgabenhinterziehung drängt sich ebenfalls auf!“, umreißt Kainz die Bandbreite möglicher Vergehen. Klar ist, dass die Stadt – sobald das Ausmaß eruiert ist – Schadenersatzforderungen stellen wird. 
Ins Rollen gebracht wurde die Causa von einem internen Whistleblower. Seitens der Stadt versucht man dessen Identität zu schützen, intern wohl nicht ohne Grund. So wurde unlängst einer der in der Müllcausa Verdächtigten zu drei Monaten bedingt verurteilt, weil er einem ebenfalls dienstfreigestellten Kollegen nach dessen Aussage in einem internen Verfahren gedroht hatte.