Suderanten-Schmerz
Text
Beate Steiner
Ausgabe
Wandel tut weh. Wie weh muss Wandel erst tun, wenn kein Pflasterstein dort bleibt, wo er jahrzehntelang war, kein Schleichwegerl mehr in die gewohnte Richtung führt, der angestammte Parkplatz einem Haus, einem Baum, einer Straße weichen musste – zu hören und zu lesen ist das laut und deutlich an realen und in digitalen Stammtischen.
Denn: St. Pölten verändert sich, sehr rasch, sehr sichtbar, sehr spürbar. Ja, dürfen‘s denn das, wer auch immer, die da oben? „Mir hat keiner was gesagt!“, klagen die einen. Die, die an Bringschuld glauben und Holschuld aus ihrem Vokabular gestrichen haben. „Bin schon gespannt, wie das schiefgeht“, ätzen die andern, die Leute vom Fach, halt nicht vom passenden. Das sind dann auch die, die sich teilweise informiert haben und die wissen, wie’s gehen hätte sollen, wenn sie das Sagen gehabt hätten: Mit „sehe ich kritisch“, „nicht bis zum Ende gedacht“, tun sie ihre „Es-bleibt-nix-wie-es-ist-Schmerzen“ in Social Media kund – egal, zu welchem Thema, egal zu welchem geplanten Projekt, egal zu welchem Vorhaben in der Stadt. Zum Beispiel auch beim Umbau der Promenade – einem vom unabhängigen Verkehrsclub Österreich preisgekrönten Projekt mit Bürgerbeteiligung. Dürften nicht mitgemacht haben, beim Entstehungsprozess, die Herren und Damen Kritiker. Oder ihre Vorschläge waren doch nicht so zukunftsorientiert und g’scheit, um echte Fachleute zu überzeugen. Ja, und dann keimt natürlich beim bösen Beobachter zusätzlich der Gedanke auf, dass beim „Wandel-Weh“ höchstpersönliche Interessen der Suderanten eine klitzekleine Rolle spielen könnten.