MFG - Norbert Bauer I. - König St. Pauli
Norbert Bauer I. - König St. Pauli


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

Norbert Bauer I. - König St. Pauli

Text Johannes Reichl
Ausgabe 09/2012

Er betreibt mit Warehouse und Club Maquie die resistentesten Szeneclubs der Hauptstadt. Er hatte bei der Etablierung zahlreicher Festivalformate wie NUKE, Frequency, UAF oder Beatpatrol seine Finger im Spiel. Er lotste Künstler wie Paul Kalkbrenner, Skrillex, Avicii oder CRO zum ersten Mal zu Großveranstaltungen nach Österreich. Er hat defintiv schon alle Höhen und Tiefen des Veranstaltungsbusiness durchgemacht – und steht immer noch!

Als Treffpunkt haben wir das Warehouse, zugleich Bauers Firmensitz, gewählt, das gerade großzügig umgebaut wird. Überall wird gehämmert, gebohrt, gesägt – eine Art Manifestation des steten Wandels im Veranstaltungsbusiness.
Um dem Lärm zu entgehen, ziehen wir uns in eine der Künstlergarderoben zurück. Das Ambiente Backstage ist – wider manch Teenagervorstellung – wenig glamourös, dafür frohlockt ein Getränkeschrank mit eisgekühltem Heineken. Angesichts Temperaturen um 35 Grad im Schatten sowie fortgeschrittener Stunde ist ein Bier zum Interview schon mal drinnen. Immerhin sind wir in einem Club! Norbert Bauer, den seit Jugendtagen alle „Pauli“ nennen (Das Warum wird als eines der letzten großen Geheimnisse der Weltgeschichte gehandelt!), erscheint in Turnschuhen, braun-gestreiften Bermudas, blauem Polo-Shirt und Baseballkappe, die seit kurzem zu einem fixen Accessoire zählt. „Ich komme gerade zurück aus L.A. Das ist ein unglaublicher Melting Pot! Die Kappe ist eine kleine Hommage auf die Stadt – ich hab gleich vier davon gekauft!“ Was er dort getan hat? „Party und Geschäfte“, ist die selbstverständliche Antwort. „Heute muss man als Veranstalter international vernetzt sein. Du musst wissen, was anderswo passiert, wo die Trends liegen. Und du musst in direktem Kontakt mit Agenturen, Bookern, DJs, Künstlermanagements stehen.“
Aus diesem Grund pilgert der Veranstalter seit mittlerweile 10 Jahren auch jeden März nach Miami, wenn dort die Winter Music Conference und das Ultra Music Festival, seines Zeichens das größte Electronic-Music-Festival der Welt, über die Bühne gehen. Das gesamte Who Is Who der Szene gibt sich dort ein Stelldichein, Bauer mittendrin: „Das ist Business gekoppelt mit Sommer, Sonne, Party. Besser geht’s nicht!“ Ländliches Idyll
So international Bauer semiberuflich unterwegs ist, so dörflich ist seine Herkunft. Er wächst in Langmannersdorf, mitten in den niederösterreichischen Pampas auf. „Das war furchtbar idyllisch – wie im Bilderbuch. Damals war noch jedes zweite Haus ein Bauernhof. Jeder Hof hatte Tiere, wir haben Äpfel gebrockt, beim Ausmisten geholfen. Da war schon eine starke Verwurzelung.“ Die heile Welt also, auch die Familie ein Hort der Geborgenheit – und angesehen: Großvater und späterhin Vater Bauer sind Bankdirektoren, „sie waren aber trotzdem ganz normal im Ortsverband eingebunden, sicher nichts Besseres!“ Der Großvater mütterlicherseits wiederum war Bürgermeister von Kapelln. War das vielleicht zu viel des Zuckergusses, jener dörflich-konservative Nährboden, gegen den man als Teenager dann über die Musik rebelliert? Bauer winkt ab: „Ich war sicher kein Rebell. Manchmal vielleicht ein bisserl aufmüpfig“, wobei sich dies bereits darin erschöpft, dass er – mehr aus Jux, denn Überzeugung – ganz gern den Bürgermeister-Großvater mit der Feststellung vor den Kopf stößt, dass er mit einer anderen Partei sympathisiert. „Das hat ihn in Rage gebracht!“, lacht Bauer.
Zur Musik entwickelt er in Wahrheit schon im Volksschulalter eine gewisse Affinität und lernt – auch hier mehr aus Eigenwunsch denn elterlichem Diktat – Klavier. „Ich dachte mir einfach, das würde doch ganz gut ausschauen, so im Frack und all die begehrenswerten Damen rundherum“, flunkert Bauer – nun, so frühreif ist wohl nicht einmal ein späterer Musikclub-Besitzer im zarten Alter von 8, 9 Jahren.
Nach der Volksschule wechselt Bauer schlüssigerweise in die Unterstufe des BORG, weil dort „Schwerpunkt Musik“ angeboten wird. Sein Erstkontakt mit der Hauptstadt – der Beginn einer folgenreichen Beziehung,  für Bauer wie Stadt gleichermaßen.
Im Anschluss geht Bauer – diesmal mehr auf Druck des Vaters hin denn eigener Intention – in die HAK. „Er wollte, dass ich etwas in Richtung Wirtschaft lerne. Die Musik könne ich ja nebenbei machen.“ Dass der Sohnemann diese Argumentation dann gar zu wörtlich nehmen würde, und während seiner HAK-Jahre den Grundstock dafür legte, dass aus der Nebensache späterhin die Hauptsache werden sollte, konnten weder Papa Bauer noch der Filius vorhersehen. Wenn Not am Mann war, packten Papa und Mama Bauer aber immer mit an. Fight For Your Right (To Party)
Im Alter von 16 Jahren etwa – Bauer war damals musikalisch betrachtet Alternative-Jünger, der sich Bands wie Nirvana, Therapy? oder Clawfinger reinzog – begann er gemeinsam mit seinem Kumpel Thomas Hubauer die ersten Veranstaltungen im blauen Keller in Perschling durchzuführen. „Es gab damals für Leute wie uns praktisch kein Angebot. Weder in St. Pölten – wo zwar das proton werkte, die aber bedeutend älter waren – noch auf den Festen der Landjugend oder der Feuerwehr am Land.“ Kurzum, die Jungs mussten selbst ran, und zwar nicht nur als DJs, sondern in Personalunion gleich auch als Veranstalter. „Wir machten Partys, wie wir sie uns selbst wünschten: mit cooler Musik, coolem Ambiente und günstigen Preisen.“ Welchen Nerv sie damit trafen, wusste kurz darauf auch die Polizei, die bei der dritten Party in Perschling mit den Worten „und sagt uns jetzt nicht, das ist eine private Geburtstagsparty!“ anrückte. Angesichts rund 1000 Feiernder waren die Jungs tatsächlich in einem gewissen Argumentationsnotstand. „Im Grunde genommen waren die Parties wie illegale Raves, nur halt im Grungestyle“, schmunzelt Bauer. Andererseits gaben sie den Kids von damals die notwendige Luft zum Atmen, und trugen deshalb bereits den Keim der späteren Glorifizierung in sich. „Mich reden noch heute Leute auf die Partys im blauen Keller an“, so Bauer, wobei er einräumt, „dass heute ein solcher Hype aufgrund des Überangebotes gar nicht mehr möglich wäre.“
Mit der Vertreibung aus dem Paradies „blauer Keller“ war die Sache aber nicht gegessen. Im Gegenteil. Bauer hatte Lunte gerochen und trat weiterhin als Veranstalter in Erscheinung – etwa bei der legendären letzten Party im ÖGB Haus, als es bereits um 20.30 Uhr „doors closed“ hieß, weil die Hütte so gerammelt voll war. Bauer schwamm auf der Erfolgswelle, und er machte für einen 18-Jährigen richtig gutes Geld. Ob ihm dies damals nicht zu Kopf stieg? „Naja, das war schon ein geiles Gefühl. Ich hatte natürlich einiges mehr an Budget zum Fortgehen als meine Freunde, und die nächsten drei Winterurlaube gingen nach Kitzbühel.“ Letztlich änderte sich aber nichts an seiner Grundeinstellung – und zwar bis heute nicht, wie er betont: „Mir geht’s um die Veranstaltungen, die Musik, nicht ums Geld! Das wäre in Österreich angesichts der herrschenden wettbewerbsverzerrenden Freunderl- und Vereinswirtschaft auch gar nicht möglich. Letztlich mache ich nur Sachen, die mir auch selbst Spaß machen.“ Clubschiff Bauer
Wie z. B. Clubs führen. 1998 eröffnete er mit dem Ex-Jesters in Ober-Grafendorf seinen ersten eigenen Club. Nach ein paar Monaten folgte ein Stop in Rapoltendorf, „wo wir einige wirklich coole Partys hatten, etwa den CD Release von Jugendstil, außerdem stieß DJ Schratti zum Team dazu.“
2002 fiel die Klappe zu „Jesters“ die zweite. Für knapp zwei Jahre pilgerten fortan die St. Pöltner Jugendlichen angesichts mangelnden Angebots in der Hauptstadt nach Ober-Grafendorf. „Das war eine super Zeit, vom Spaßfaktor her wahrscheinlich der beste Club, den ich bisher hatte. Im ersten Stock waren fünf Wohnungen, da lebten wir zusammen, und am Abend wurde unten gefeiert. Das hatte fast ein bisschen Kommunenflair“, schwärmt Bauer über die gute alte Zeit, die 2003 aber ein jähes Ende fand: Die Behörde beanstandete die Lüftungsanlage. Einmal mehr hieß es auf zu neuen Ufern.
Diese lagen bildlich gesprochen an den Gestaden St. Pöltens. So ging das Clubschiff Bauer 2004 gleich an zwei Locations vor Anker. Zum einen eröffnete er am 4. Februar den Club Warhouse in einer ehemaligen Lagerhalle des VAZ St. Pölten, zum anderen erweckte er den legendären Club Maquie zu neuem Leben. Beide St. Pöltner Szene-Institutionen betreibt er bis heute, was an sich schon einen Erfolg angesichts der üblichen Halbwertszeit derlei Einrichtungen darstellt.
Gelungen ist dies nur, weil Bauer – ähnlich wie man es von Popgiganten à la Madonna kennt, die sich intervallsmäßig neu erfinden – den steten Wandel zur einzigen Konstante des Geschäftsmodells erhoben hat. „Du musst in Sachen Programm und Club­ausrichtung immer up to date sein. Das Warehouse war früher, als wir begonnen haben, ein reiner Liveclub. Irgendwann, das ist innerhalb eines halben Jahres gegangen, blieben plötzlich die Leute aus. Da musst du reagieren, sonst bist du weg.“ Und reagieren heißt, die richtigen neuen Schienen schaffen. Diese können durchaus auch plural, ja vermeintlich divergent sein: So ist es heute völlig normal, dass das Warehouse an einem Tag undergroundiger Rummelplatz für die Alternativekids ist, die aus Plastikbechern ihr Bier schlürfen, während es anderntags beim Cottageclub zur hippen Szenelocation der Generation 25+ mutiert, die Grey Goose sowie Moët & Chandon aus der Magnumflasche trinkt.
Möglicherweise mag sich die altersmäßige Bandbreite auch aus Bauers eigenen 35 Lenzen erklären, wobei sich die Frage stellt, ob man in dem Alter tatsächlich noch am Puls der Kids liegen kann oder nicht eher Gefahr läuft, als Berufsjugendlicher abgestempelt zu werden? „Ich habe zur Szene sicher einen ganz anderen Bezug als Gleichaltrige. Als ich z. B. vor einem halben Jahr CRO gebucht habe, fragen gleichaltrigen Freunde: ‚Wer ist das?‘ Heute sagen sie ‚Wow, DER ist das!‘ Ich arbeite einfach mit vielen, auch jungen Leuten zusammen. Unser ganzes Team ist extrem an der Jugend dran!“
Prinzipiell weniger Wandel scheint der Club Maquie unterworfen, wenngleich Bauer einräumt, dass sich auch dort das Publikum sozusagen schon mehrmals erneuert hat. Aber in seiner Grundidee scheint das Maquie eine zeitlose Einrichtung. „Der Club Maquie ist einfach der heimelige, legendäre Kultclub schlechthin“, ist Bauer überzeugt. Weniger hochtrabend könnte man auch von „BAUERNdisco“ reden, freilich nicht in einem gehässigen, sondern durchaus anerkennendem Sinne: Denn gerade das Urig-Authentische macht den angesprochenen Kult aus, der vom (wenn auch stets erneuerten) gleich gebliebenen Interieur ebenso geprägt wird wie vom z. T. alt eingesessenen Personal, das teilweise doppelt soviel Lenze auf dem Buckel hat wie sein Klientel.
Neben diesen Eigenmarken, zu der sich noch eine Beteiligung in der Waldviertler Disco „Ballegro“ gesellt, ist Bauer in St. Pölten gastronomisch auch in den städtischen frei.raum involviert, „der eine super Einrichtung ist“, kooperiert mit dem restart.tc contest, „der wohl größten Indoorparty Österreichs!“ oder ist Veranstalter des Seniorenfloors unter kreativer Mithilfe von Richard Zuser. Von diversen Discoangeboten im Rahmen der Bälle im VAZ St. Pölten ganz abgesehen. Trügt also der Schein, oder hat er tatsächlich überall seine Finger drinnen? „Das würde ich so nicht formulieren. Aber ich habe halt einfach ein gewisses Know-how, Kontakte, Equipment, ein erfahrenes Team, worauf auch andere gerne zurückgreifen.“ Gefährliche Untiefen
Freilich, die Kurve ging beileibe nicht immer nur bergauf. Das Veranstaltungsbusiness hat seine Tücken, man könnte es durchaus auch – wenn man es als Personifikation betrachtet – unter den Titel „Leichen pflastern seinen Weg“ stellen. Auch Bauer wäre um ein Haar geschäftlich draufgegangen, erlebte 2005 mit der Produktion „Circus Roncalli & Kelly Family“ ein finanzielles Desaster, was die Betroffenen in einem Anflug von Galgenhumor übrigens zum geflügelten Wort „einen Roncalli bauen“ inspirierte. Während der Kultzirkus in Wien wochenlang das Zelt am Rathausplatz füllte und die Kassen klingeln ließ, entpuppte sich das Experiment in St. Pölten mit seinen 13 Vorstellungen als eine Nummer zu groß. Bauer schlitterte in den Ausgleich und kiefelte in jeder Beziehung lange an der Causa. Ans Aufgeben dachte er aber nie. „Ich trau mir zu sagen, dass wohl die Hälfte nach so einem Crash das Handtuch geschmissen hätte. Für mich war es dahingegen Ansporn, zu beweisen, dass ich es zurückschaffe – immerhin hatte ich auch schon vorher große Produktionen erfolgreich umgesetzt.“ Und welche Narben sind geblieben bzw. welche Lehren hat er daraus gezogen? „Ich war danach sicher risikobewusster, wobei … “, lacht er auf, „… eigentlich habe ich später noch riskantere Sachen gemacht.“ Für einen Moment hält Bauer inne, sieht nachdenklich zum Fenster hinaus, dann meint er: „Letztlich hat es mir aber gezeigt, dass ein Schritt zurück oft auch die Chance auf neue Schritte vorwärts in sich tragen kann, dass es immer ein Licht am Ende des Tunnels gibt!“ Wo Festival draufsteht, ist Bauer drin
Etwa in Sachen Festivals, wenngleich sich auch diesbezüglich im Laufe der Jahre Licht und Schatten abwechseln. Inspiriert von Festivals im Ausland „etwa Rock am Ring oder Sziget“ hebt der damals 22-Jährige im Jahr 2000 gemeinsam mit Christoph Lehrner und Christoph Schön das Nuke Festival im stillgelegten AKW Zwentendorf aus der Taufe. „Das war damals das erste Festival dieser Art in Österreich – mit verschiedenen Stages und verschiedenen Musikrichtungen“, erinnert sich Bauer zurück. Eine Festivalform, die auf Anhieb funktioniert – rund 3.000 Besucher zählt das Nuke Festival bei seiner Premiere, eine Fortsetzung ist die logische Folge. „2001 haben wir es dann schon zweitägig durchgeführt.“
In diesem Jahr steigt auch Harry Jenner mit dem Frequency Festival in der Wiener Arena in den Festivalzirkus ein. Die Wege der beiden Festivalnewcomer kreuzen sich, 2002 machen sie gemeinsame Sache und gründen die Discomusic Agency GmbH. Diese führt nicht nur Tourneen und Konzerte von Künstlern wie Kosheen, Sportfreunde Stiller, Mia., Ärzte etc. durch, sondern auch Nuke Festival und Frequency Festival, das 2002 zum ersten Mal in Salzburg stattfindet. „Gerechnet hatten wir mit 4.000 Besuchern, geworden sind es über 10.000!“, erinnert sich Bauer an den damaligen Hype. „Der Campingplatz war bereits am Mittwoch-Abend voll, obwohl das Festival erst am Freitag losgegangen ist!“
Die „Ehe“ zwischen Bauer und Jenner währt aber nicht lange und geht in die Brüche. Nuke und Frequency Festival erlebt Bauer fortan nur mehr als Zaungast. Was folgt ist ein juristischer Rosenkrieg um die Markenrechte, der erst in diesem Jahr (!) mit einer Aufteilung beigelegt wird: Bauer besitzt nunmehr offiziell die Marke „NUKE“, Jenner die Marke „Frequency“. Die gemeinsame Discomusic Agency GmbH wird liquidiert – 2012!
Bauer kehrt dem Festivalzirkus aber nicht den Rücken zu, sondern geht bereits mit einem anderen Format schwanger. „Ich bin 2001 während meines Aufenthaltes beim Spring Break in Daytona Beach mehr durch Zufall in das Ultra Music Festival in Miami reingestolpert. Ich war völlig von den Socken, obwohl es überhaupt nicht meine Musik war. So etwas gab es bei uns noch überhaupt nicht.“ Ein Umstand, den Bauer ändern wollte – und es auch tat. „2005 haben wir gemeinsam mit Franz Bogner in Wiesen das erste UAF umgesetzt!“ Entwickelt wurde das Format bereits 2004 im Warehouse, als auch ein FH-Student im Zuge seines Praktikums im Warehouse in das Projekt involviert war: Christian Lakatos. „Die erste Veranstaltung unter dem Brand UAF fand im Juli 2004 im Warehouse statt, ihr folgten zig weitere!“, so Bauer. Warum er dann letztlich aus dem Festival raus war, möchte er nicht näher kommentieren. Die Juristen freuten sich jedenfalls über neue (Schreib)Arbeiten. The Beat Goes On!
Was tatsächlich passiert ist, wer welche Schuld trägt, wissen nur die Involvierten. Feststeht, dass Bauer zuletzt immer – je nach Lesart – entweder als der „Clown“ oder der „tragische Held“ überblieb, weil er zwar stets irgendwie mit dabei war, am Ende des Tages aber doch mit leeren Händen dastand. Darauf angesprochen zuckt er heute mit den Schultern. „Natürlich ist da ein gewisser schaler Nachgeschmack geblieben. Partner hintergeht man nicht. Und Freunde schon gar nicht. Aber so ist wohl das Leben, auch wenn es so nicht sein sollte!“
Vielleicht fällt ihm eine gewisse Gelassenheit heute auch deshalb leichter, weil er nicht nur andere, kleinere Festivalformate erfolgreich mitumsetzte wie z. B. Stereo am See, House Of Riddim mit Steve Ponta, Spiritbase oder Samsara Festival, sondern mittlerweile auch wieder bei einem Großfestival eine wichtige Rolle spielt. „Ich bin Konsulent beim Beatpatrol Festival, mein Freund Martin Gamauf der Veranstalter“, umreißt Bauer seinen Job. Der dritte spiritus rector im Bunde ist René Voak. „der vor etwa fünf Jahren, als absehbar wurde, dass das Nuke-Festival abwandert, mit der Idee an mich herantrat, ein eigenes Großfestival in St. Pölten ins Leben zu rufen.“ Bei ihren Überlegungen stießen „Pauli & René“ (wie auch ihre gleichnamige Sendereihe auf P3 TV und facebook heißt) auf einen Brand, der – wie wäre es anders zu erwarten – als gemeinsame Veranstaltungsreihe mit Michael Kietreiber im Warehouse seinen Ausgang genommen hatte: BEATPATROL.
„Vor fünf Jahren hätte keiner von uns im Traum daran gedacht, dass aus dem Beatpatrol etwas derart Großes werden würde! Heute ist es das viertgrößte Sommerfestival Österreichs mit einer fast schon unheimlich guten Reputation“, sinniert Bauer. "Das Beatpatrol ist – auch international – auf einem sehr guten Weg!“ Und jetzt?
Und wohin führt Bauers persönlicher Weg noch? Who knows? Auffallend ist jedenfalls, dass er in den letzten Jahren zunehmend auch österreichweit als Veranstalter aufzeigt, im März etwa mit AVICII in der Pyramide oder im Juli mit MAC Miller und CRO in der Arena Wien. „St. Pölten halte ich aber sicher die Treue“, verspricht er. Und St. Pölten ihm, wo er als der unumschränkte Disco-King gilt – selbstredend mit dementsprechendem Image: Sex, Drugs & Rock’n Roll. Alles nur Klischee oder doch Wahrheit? „Sagen wir so: Ich habe schon viel erlebt!“, gibt Bauer kryptisch zur Antwort, und fügt dann augenzwinkernd hinzu „Ich bin ja eigentlich sehr konservativ.“
Faktum ist, dass er ein harter Arbeiter ist. Das Handy – so auch während des Gesprächs – läutet im Dauerfeuer-Modus, alle paar Minuten steht ein Mitarbeiter da und erbittet Instruktionen, und es kommt durchaus vor, dass der notorische Frühaufsteher schon um 6 Uhr die ersten Mails in den Äther versendet. Am Wochenende werden die Tage daher lang, rückt der Zeitpunkt des Schlafengehens „gefährlich“ an jenen des Aufstehens heran. Wann hört dann eigentlich der Job auf und geht in die Party über? Bauer formuliert es – und das sagt viel über seine Lebenseinstellung aus – so: „Ganz ehrlich. Der Job IST Party!“