MFG - NAGOZZEIDONK! Roul Starka
NAGOZZEIDONK! Roul Starka


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St. Pöltens gute Seite

NAGOZZEIDONK! Roul Starka

Text Johannes Reichl
Ausgabe 09/2023

Zuletzt trat er vor allem als Literat in Erscheinung und schuf Vogel- und Tiergeschichten für den St. Pöltner Hauptfriedhof (ein neuer Teil über Persönlichkeiten ist gerade im Entstehen). Nun kehrt Roul Starka mit seinem neuen Programm „nagozzeidank“ auch als Liedermacher auf die Bühne zurück. Wir baten zum Gespräch.

Ihr letzter Auftritt liegt gut sieben Jahre zurück – war die Pause Corona geschuldet?
Mit Corona hatte die Pause nicht unbedingt zu tun, also nicht bewusst. Als Künstler war Corona sogar sinnvoll für mich, klingt makaber, ich weiß. Es gab keine Ablenkungen draußen. Füllfeder, Laptop und Klavier hatten mich angenehm und fest im Griff.

Das heißt Corona als eine Art Kreativ-Booster für Künstler?
Hinsichtlich Kreativität kann ich nur über mich sprechen. Sie ist Tag und Nacht im Überfluss vorhanden, da steh ich bis zum Hals drinnen! Vier Zeilen aufs Papier oder vier Takte am Klavier in Form zu bringen, das ist die Arbeit. Darum bezeichne ich mich auch stolz als Arbeiter. Die Kreativität wurde mir geschenkt, im Übermaß. Da hat Corona gut gedämpft und mich zur Arbeit an der Form hingesetzt.

Was ist dabei herausgekommen – worum geht’s in den Liedern?
Die neuen Lieder thematisieren wie immer mein Ich, unser Wir. Da ist alles in meinem St. Pöltner Dialekt, das muss aus dem Bauch kommen. Sonst kann es das Publikum nicht mit dem Bauch aufnehmen. 
Das Publikum ist für mich ja eine Frau, so wie meine, und ich muss JETZT meine Seele zeigen, wenn ich Vertrauen schaffen will. Da ist nix mit schummeln, gscheit oder lässig elegant sein. Eine Frau, das Publikum, spürt das im Ansatz, mit meinem ersten Atemzug. Da kann auch ein Mensch drinsitzen, der meine Sprache nicht spricht, aber „sie“ spürt mich.

Wie kann man sich Ihren Arbeitsprozess vorstellen? Was ist zuerst da – Melodie oder Text? 
Einmal so, einmal so. Zugleich oder zuerst das, dann das. Ich hör den Text im Kopf, wurscht, wo ich bin. So auch die Melodie. Eine Sekunde vorher hab ich keine Ahnung davon. 
Manches ist sofort fertig, manches hab ich 1989 im Kopf gehört, nein, der Mund hat es einfach gesagt: „Der liebe Gott und das Mädchen Physik.“ Der heftigste Satz meines Lebens, während einer nächtlichen Autofahrt von Italien nach Österreich. Und zack! Am 15. September 2023 lese ich das Gedicht vor, das daraus wurde. Dem Publikum muss ich eine Emotion schenken, sie erzeugen. Das ist mein Traumberuf. Und wer zu meinen Auftritten kommt, wird lachen und weinen und wieder lachen. Und es wird seinem „Kind im Bauch“ besser gehen als vor der Vorstellung. Das ist mein Anspruch an mich.

Sie gelten als eifriger Poster auf Facebook, zugleich als Kritiker der „Versocialisierung.“ Was ärgert Sie am meisten?
Mich ärgert alles auf Social Media, vor allem das Erkennen, dass ich genauso bin, wie die Dinge, wie die Menschen, wie wir. Ich kann mich nur oft sprachlich besser „rausschummeln“, da hilft mir meine künstlerische Eitelkeit. Und nur auf Facebook kann ich mich am besten über Facebook aufregen. Natürlich schreibt sich jeder seine Gratis-Tageszeitung, und die hat dann die Leserbriefe sekündlich im Hauserl des Postings. Und die meisten Leserbriefe schreibt man sich gleich selbst. Vor allem in den drei Tabuthemen der ach so offenen Gesellschaft: Politik, Sex, Religion. Aber auch ich würde dafür kämpfen, dass jeder seine Meinung sagen darf, und sei sie noch so gegenteilig zu meiner. Das ist unsere höchste Errungenschaft in unserer Geschichte. Ich liebe die Menschen, weil ich mich selbst lieben kann. 

ROUL STARKA – „NAGOZZEIDONK“
15. September 2023,19:30 Uhr
Freiraum St. Pölten