St. Pölten und die Kunst
Text
Roul Starka
Ausgabe
Alle werden jetzt glauben: „Oje, das wird bös.“ Jetzt ist es aber mit der Kunst wie mit der Mama. Ich will natürlich gscheiter sein als die Mama. Dann kommt sie durchs
Vorzimmer. So hab ich sie noch nie gesehen und sage: „Mama, wie bist denn du heut angezogen? Na, das schaut aber komisch aus, ich mein, willst wirklich so unter die Leute gehen?“
Und die Kunst geht unter die Leute. Steht an der Tangente, hängt am Domplatz, macht Musik, spielt Theater, malt Bilder oder schreibt was. Überall in St. Pölten, am Herrenplatz, am Europaplatz, oder steht als Baum im Hammerpark. Alle wissen dann, was Kunst ist, die richtige, die falsche, die gute, die schlechte. Nur der Frau Kunst ist das wurscht, sie ist eine Frau. „Warum glaubst du, dass die Kunst eine Frau ist?“, sagt da einer vor dem Café im Palais Wellenstein. Er heißt Hubmayer und hat eine ganz tolle Sportuhr. Sofort bestellt er sich ein großes Bier, weil das braucht er jetzt, und erklärt mir, was richtige und gute und schlechte und falsche Kunst ist. Dann kommt der Herr Berghuber dazu, er hat noch Kopfweh von gestern, und erklärt dem Herrn Hubmayer, wie es wirklich ist, mit der Kunst.
„Tu ihnen nicht weh, dem Herrn Hubmayer und dem Herrn Berghuber, weil du weißt selbst nicht, wie was wann wo. Oder willst du es noch immer wissen?“, sagt die Frau Kunst. „Nein“, sag ich, „aber ich will es immer tun, bis ich einschlafe und neben dir aufwache.“ „Na, dann tu“, sagt sie. Und ist schon wieder weg. Mir wurscht, irgendwann find ich sie, und dann schmusen wir für immer und ewig.