Ich freu mich auf Schlömer
Text
Johannes Reichl
Ausgabe
Jetzt hat er uns also sein erstes Programm hingeknallt, Joachim Schlömer. Da waren selbst die Wiener Journalisten-Kollegen platt: Labore, Beschwerdemusical, Parkour Community, Szenecafé und und und. Das klang eher nach New Yorker Offtheater denn hochsubventionierter Landesbühne. Und dann lauerte da noch die irritierende Frage: Darf der das überhaupt... in der Provinz?
Na und ob! Genau deshalb wurde Schlömer nämlich ans Festspielhaus geholt: Mission Entstaubung. Aufbruch in Galaxien, wo noch nie ein österreichischer Hochkultur-Tempel zuvor gewesen ist. Dabei ist Schlömer selbst ein „Hochkulturgewächs“. Aber hoch und tief, E und U interessieren ihn nicht. Letztlich geht es immer um Kunst. Und ein Künstler ist er allemal. Tänzer, Choreograf, Regisseur. Aber auch Kompanie-Leiter, Festspiel-Intendant. Alles andere, denn ein unbeschriebenes Blatt, und so kann es einem schon einmal passieren, dass man in Harenbergs Opernführer über seinen Namen stolpert, wo seine Inszenierung von Wagners „Rheingold“ 2003 als eine der besten der letzten Jahre gefeiert wird.
Auch in St. Pölten sorgte Schlömer schon als Opernregisseur für Aufsehen. Trotzdem wird er auf Opernproduktionen sowie klassisches Ballett bis auf weiteres verzichten. Warum? Ganz einfach, weil er um das teure Geld für diese wenigen Produktionen viele andere Projekte umsetzen kann. Umverteilung nach unten in gewisser Weise, aber nicht im Sinne des Qualitätsanspruchs. Der ist immer hoch! Auch die Wiener Philharmoniker sind diesem pragmatischen Kalkül zum Opfer gefallen. Wozu die Philharmoniker in St. Pölten, wenn sie in 45 Minuten Entfernung ohnedies ihr Stammhaus haben. Dass ihm diesen Cut einige – die sich gern im Prestige des weltberühmten Klangkörpers sonnten – übelnahmen, spricht für deren Kleinkariertheit, nicht etwa jene Schlömers. Philharmoniker um der Philharmoniker willen, derlei platte Attitüden passen jedenfalls nicht in sein Konzept. Dafür musste er bei der Abo-Präsentation auch in Kauf nehmen, dass ihm von ein paar eingefleischten Ultras ein Hauch von Misstrauen, gar Feindseligkeit entgegenschlug, nach dem Motto: „Was will denn der junge Spund (nur, so jung ist der Bursche gar nicht mehr) da mit seinen neuen, komischen Ideen. Warum lassen wir nicht alles beim alten, war doch eh so schön!“ Aber schön allein ist eben keine Kategorie. Dabei möchte er gar niemanden vor den Kopf stoßen, wie manche wähnten und schon die Götterdämmerung heraufziehen sahen. Die Tonkünstler etwa sind sakrosankt. Großartige Orchester und Tanzkompanien gastieren. Das bleiben Konstanten. Aber Schlömer geht es darüberhinaus um mehr. Er möchte auch Neues, Spannendes, bisweilen Kontroverselles präsentieren. Möchte aufbrechen, hinterfragen, zur Auseinandersetzung anregen, auf dass die grauen Zellen arbeiten mögen!
Er will all dies aber gemeinsam MIT den Besuchern, nicht etwa gegen sie. Schlömer geht es nicht um Provokation, es geht ihm um konstruktive Anstiftung, Begeisterung.
Ein erster symbolischer Akt diesbezüglich war die Erstellung des neuen Jahressujets, wofür ausnahmslos St. Pöltner in die Rolle der Akteure schlüpften. Die St. Pöltner als integraler Teil IHRES Festspielhauses, als aktive Mitspieler, nicht etwa passive Konsumenten.
„Wir sitzen alle im selben Boot, als gleichberechtigte Partner.“ Das ist die Botschaft. Teamwork, Networking sind Schlömers Arbeitsmethoden. So marschierte er mit der gesamten Festspielhaus-Mannschaft (jeder mit Fotoapparat bewaffnet) durch St. Pölten, auf dass die Mitarbeiter sich mit ihrer Wirkungsstätte bewusst auseinandersetzen, ein Feeling dafür entwickeln, die Augen öffnen. Auf diesen Pfad der Erkenntnis möchte er auch die St. Pöltner (ent)führen.
In einer Stadt im Umbruch, in einer Stadt, die sich allmählich von sich selbst emanzipiert, in einer Stadt, die bereit ist ihr Profil mutig in der Auseinandersetzung zu schärfen und sich gönnt, Sachen auszuprobieren, in einer solchen Stadt kommt ein Mann wie Schlömer gerade richtig!
Das Programm: www.festspielhaus.at
Auch in St. Pölten sorgte Schlömer schon als Opernregisseur für Aufsehen. Trotzdem wird er auf Opernproduktionen sowie klassisches Ballett bis auf weiteres verzichten. Warum? Ganz einfach, weil er um das teure Geld für diese wenigen Produktionen viele andere Projekte umsetzen kann. Umverteilung nach unten in gewisser Weise, aber nicht im Sinne des Qualitätsanspruchs. Der ist immer hoch! Auch die Wiener Philharmoniker sind diesem pragmatischen Kalkül zum Opfer gefallen. Wozu die Philharmoniker in St. Pölten, wenn sie in 45 Minuten Entfernung ohnedies ihr Stammhaus haben. Dass ihm diesen Cut einige – die sich gern im Prestige des weltberühmten Klangkörpers sonnten – übelnahmen, spricht für deren Kleinkariertheit, nicht etwa jene Schlömers. Philharmoniker um der Philharmoniker willen, derlei platte Attitüden passen jedenfalls nicht in sein Konzept. Dafür musste er bei der Abo-Präsentation auch in Kauf nehmen, dass ihm von ein paar eingefleischten Ultras ein Hauch von Misstrauen, gar Feindseligkeit entgegenschlug, nach dem Motto: „Was will denn der junge Spund (nur, so jung ist der Bursche gar nicht mehr) da mit seinen neuen, komischen Ideen. Warum lassen wir nicht alles beim alten, war doch eh so schön!“ Aber schön allein ist eben keine Kategorie. Dabei möchte er gar niemanden vor den Kopf stoßen, wie manche wähnten und schon die Götterdämmerung heraufziehen sahen. Die Tonkünstler etwa sind sakrosankt. Großartige Orchester und Tanzkompanien gastieren. Das bleiben Konstanten. Aber Schlömer geht es darüberhinaus um mehr. Er möchte auch Neues, Spannendes, bisweilen Kontroverselles präsentieren. Möchte aufbrechen, hinterfragen, zur Auseinandersetzung anregen, auf dass die grauen Zellen arbeiten mögen!
Er will all dies aber gemeinsam MIT den Besuchern, nicht etwa gegen sie. Schlömer geht es nicht um Provokation, es geht ihm um konstruktive Anstiftung, Begeisterung.
Ein erster symbolischer Akt diesbezüglich war die Erstellung des neuen Jahressujets, wofür ausnahmslos St. Pöltner in die Rolle der Akteure schlüpften. Die St. Pöltner als integraler Teil IHRES Festspielhauses, als aktive Mitspieler, nicht etwa passive Konsumenten.
„Wir sitzen alle im selben Boot, als gleichberechtigte Partner.“ Das ist die Botschaft. Teamwork, Networking sind Schlömers Arbeitsmethoden. So marschierte er mit der gesamten Festspielhaus-Mannschaft (jeder mit Fotoapparat bewaffnet) durch St. Pölten, auf dass die Mitarbeiter sich mit ihrer Wirkungsstätte bewusst auseinandersetzen, ein Feeling dafür entwickeln, die Augen öffnen. Auf diesen Pfad der Erkenntnis möchte er auch die St. Pöltner (ent)führen.
In einer Stadt im Umbruch, in einer Stadt, die sich allmählich von sich selbst emanzipiert, in einer Stadt, die bereit ist ihr Profil mutig in der Auseinandersetzung zu schärfen und sich gönnt, Sachen auszuprobieren, in einer solchen Stadt kommt ein Mann wie Schlömer gerade richtig!
Das Programm: www.festspielhaus.at