Frunz, gegangen.
Text
Thomas Fröhlich
Ausgabe
Betritt man das Cinema Paradiso, fällt der Blick unvermeidlich auf ein Porträt, das gegenüber der Bar hängt. Es stammt vom Künstler Filius und wurde von einer engen Freundin und Wegbegleiterin des Porträtierten als Leihgabe zur Verfügung gestellt.
Der Porträtierte ist Frunz Winkler, der am 22. September, knapp vor seinem 59. Geburtstag, verstarb. Viele, die ihn kannten, waren überrascht von der Plötzlichkeit des Endlichen. Einige, darunter Frunz selbst, rechneten hingegen damit, dass er nicht alt werden würde, aus welchen Gründen auch immer. Er war auf jeden Fall einer, der auffiel, ohne sich jedoch bei irgendjemandem anzubiedern. Er war der erste (und zeitweise wohl auch einzige) Punk von St. Pölten, Mitglied der Band Familie Petz, legendär für Plattenquiz und deftige Aktionen am und im Viehofner See, hilfsbereiter Emmaus-Mitarbeiter, mit seinem orangefarbenen Anzug die lebende Antithese zum modischen Einheitsbrei, ein wunderbar respektvoller, zugleich witziger Gesprächspartner, ob untertags beim Fröstl, am Abend im Cinema Paradiso (beim Pernod, das ist wichtig!) und später dann im Underground, und vieles mehr.
Salbungsvolle Nachrufe hätte er wahrscheinlich genauso wenig ausstehen können wie unehrliche Menschen – dass er mit seinem Weggang eine tiefe Lücke in der Psychogeografie der Stadt hinterlässt, sieht eh jeder, der mit offenen Augen durch St. Pölten geht. Dass die „Trauerfeier“, die nach seinem Begräbnis im Cinema Paradiso stattfand, mehr Partycharakter hatte, hätte ihm hingegen gefallen.
Und jetzt einen Pernod, bitte!