In was für einer Stadt leben wir eigentlich...
Ausgabe
… in der laut „Kronen Zeitung“ eine „Privatbrauerei nahe St. Pölten“ sieben Goldmedaillen bei einem internationalen Qualitätstest holte. Wer nun eine bösartige Geringschätzung der Krone vermutet, der irrt. Die Egger-Gruppe, seit den 70ern mit einer Holzfabrik, seit den 80ern mit einer Bier- und Limonadenbrauerei in der Stadt angesiedelt, erwähnt „St. Pölten“ in ihrer PR-Kommunikation tatsächlich nicht. Die Betriebe stehen im idyllischen „Unterradlberg“. Dass das seit 1939 eingemeindet ist, stört nicht. Ob der Bürgermeister von Unterradlberg zum Erfolg gratuliert hat, ist uns nicht überliefert. Dafür betonte Bernhard Prosser von der Egger-Brauerei, dass das Image der Stadt in den letzten Jahren viel besser geworden sei und man sich zu ihr bekenne. Als Zeugen aufgerufen: ein gewaltiger Sudkessel in einem Kreisverkehr im Norden und eine Mega-Werbetafel im Süden. Die zigtausend Egger-Dosen seien ein gewaltiger Werbeträger, da brauche es schon noch eines speziellen Anlasses, dass man dort auch „St. Pölten“ draufdruckt, so Prosser.
... in der am wiedereröffneten Übergang von der Lederergasse zum Regierungsviertel der wohl mit Abstand verhaltensoriginellste Kinderspielplatz der Stadt situiert wurde. Dieser vereint so ziemlich alles, was Kinder zum Glücklichsein brauchen. 1. Die frische Luft einer der stark befahrensten Straßen der Stadt in einer Entfernung von ca. einem Meter. 2. Das Gefühl von allumfassender Geborgenheit durch die vollständige Umzäunung des Areals, Marke Käfig. 3. Zugleich der stete Nervenkitzel, dass irgendwann vielleicht doch ein Auto zu schnell dran ist und direkt in den „Spielplatz“ kracht.
Andererseits – nachdem St. Pölten nunmehr ja verstärkt Wiener zum Umzug in die Provinz animieren möchte, hat man vielleicht gedacht, man schafft gleich authentisches Lokalkolorit Marke Beserlpark, damit die Integration in die neue Heimat nicht so schwer fällt und der Kulturschock (frische Luft, Freiraum, Grün) nicht allzu groß ist.
Ab sofort werden Wetten angenommen, wie oft Kinder dort spielen und verweilen werden. Mein Tipp: Nie!
Andererseits – nachdem St. Pölten nunmehr ja verstärkt Wiener zum Umzug in die Provinz animieren möchte, hat man vielleicht gedacht, man schafft gleich authentisches Lokalkolorit Marke Beserlpark, damit die Integration in die neue Heimat nicht so schwer fällt und der Kulturschock (frische Luft, Freiraum, Grün) nicht allzu groß ist.
Ab sofort werden Wetten angenommen, wie oft Kinder dort spielen und verweilen werden. Mein Tipp: Nie!
... in der beim Populismus alle St. Pöltner Gemeinderatsfraktionen an einem Strang ziehen. Keine Frage, das Sicherheitsgefühl am Bahnhof ist schlecht. Schuld daran sind Menschen, die sich gegenseitig beschimpfen, bedrohen und am Ende sogar mit dem Messer abstechen. Doch die Entscheidung, dieses Gefühl zur politischen Profilierung zu nutzen, ist eine bewusste – und verdient es bloßgestellt zu werden. Da meint etwa die FPÖ, dass der St. Pöltner Bahnhof im Hinblick auf die nötige Polizeipräsenz wie der Wiener Praterstern oder Karlsplatz zu behandeln sei. Und dass „Tschetschenen-Banden“ für „extremes Gewaltpotential im Bahnhofsbereich“ sorgen. Im politischen Kleingeist sind sich die Gemeinderäte aller Fraktionen einig und fordern von der Innenministerin 16 zusätzliche Polizisten für eine neuzuschaffende Polizeiinspektion. Die ÖBB muss sich, gemeinsam mit der Stadtpolitik, natürlich etwas einfallen lassen. Aber etwas, das funktioniert. Um es mit Schäuble zu sagen: Ein Rendezvous mit der Realität wäre nicht schlecht.