MFG - Aus dem Exil
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St. Pöltens gute Seite

Aus dem Exil

Ausgabe 04/2009
Was einem auf deutschen Flughäfen sofort in die Augen schießt, sind die Terrorfahndungen in Ankunft- und Abflugshallen. Es ist ein schauriges Gefühl, das einen überkommt, da auch von deutschen Politikern die zur Zeit größte Anschlagsgefahr bestätigt wird. Kettcar haben es mit „Fake For Real“ auf den Punkt gebracht: „Und dann das Gefühl / von dem man jetzt längst weiß / es wird nicht mehr gehen / nicht in den nächsten Jahrzehnten.“ Sicherheitsgefühl mag überhaupt ein Wort sein, das in europäischen Großstädten nicht sonderlich viel verloren hat – hier wird eben noch die Nacht zur Nacht gemacht, oder wie es ein Manager vor kurzem ausgedrückt hat: In Frankfurt würde ich meine Frau um 3 Uhr morgens nie alleine in ein Taxi setzen, in Hong Kong jederzeit. Wenn man in Berlin nach ein paar Tagen abends auf der Straße angepöbelt wird, weiß man schnell, was man in Südostasien nicht vermisst hat. Überhaupt bekommt Berlin in diesen Märztagen wieder wenig Sonne, einen Zusammenhang mit der neuen Buchveröffentlichung von Claus Peymann schließe ich aber aus. Da würde sich wohl eher der Himmel über Wien verfinstern. Aber gut, solange man nicht nächtens durch die legendären Nachtviertel von Wedding, Neukölln oder Marzahn spaziert, darf man sich ein klein wenig „Sicherheitsgefühl“ wieder einreden. Zumindest so lange bis man ins nächste Terrorfahndungs-Plakat läuft und sich in der Magengegend wieder ein flaues ausbreitet. Denn: „Ein Platz ist noch frei / auf der hintersten Bank / in der vollbesetzten Kirche der Angst“.