MFG - In was für einer Stadt leben wir eigentlich...
In was für einer Stadt leben wir eigentlich...


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

In was für einer Stadt leben wir eigentlich...

Ausgabe 06/2009
In der man sich bei einem gemütlichen Bummel durch die St. Pöltner City wie im Urlaub wähnt, so chillig und entspannt läuft es bei uns ab. Von wegen Sehnsucht nach Bella Italia und Dolce Vita. Sobald bei uns die Plusgrade die Gänsehaut-Schallmauer durchbrechen, füllen sich flugs die Schanigärten und es herrscht volles Leben bis in die Nacht hinein. Wenns sein muss, auch in eine Kuscheldecke gehüllt, die service-orientierte Wirte zur Verfügung stellen.Und wer lieber „Action“ hat – no problem. An allen Ecken und Enden tut sich was. Da musiziert im Kreuzgang die capella incognita, am Herrenplatz spielt auf Initiative von Uli Nesslinger eine Live-Band Salsaklänge, im Festspielhaus gastiert zwischendurch mit Nigel Kennedy der beste Geiger der Welt, im Warehouse präsentieren I am Cereals ihre neue CD, im VAZ sorgt Michael Niavarani für Lachstürme, im cinema diskutiert man über den SKW83, im EGON gibt Gary Howard von den Flying Pickets ein Benefizkonzert... Wer noch einmal sagt, in St. Pölten ist nichts los – sorry, dem kann nicht geholfen werden! In der eine Gratiszeitung, gar vermeintlich „Einzigartiges“ zu berichten wusste. So prangte gleich am Cover: „Erwärmend: Asylant mit Anstand“. Ein Nigerianer gab vergessenes Geld vom Drive-In-Bankomaten in der Filiale ab. Ein Nigerianer! Ein Schwarzafrikaner!! Unglaublich!!! Ein einziger Asylant mit Anstand unter all den gefühlten Millionen, die uns bekanntlich umzingeln, auflauern, Drogen verchecken, einbrechen und sowieso nur das Böse im Sinn haben. Im Blattinneren wusste man den Gedanken dann „elegant“ fortzuspinnen mit der „großartigen“ Überschrift: „Ehrliche Haut, dunkle Farbe“. Passt ja auch wirklich nicht zusammen! Die Geschichte war wohl gut gemeint (war sie das?), aber wie so oft ist gut gemeint das Gegenteil von gut! Einmal mehr wurde offenbar, wie tief Fremdenfeindlichkeit in unserem Alltagsdenken verankert ist. Eine Bekannte erzählte unlängst treuherzig: „Auf Kur war es super. Mein Tischnachbar – der war zwar Bulgare – war wirklich total nett.“ Aber mit der Kronenzeitung und der FPÖ hat das natürlich überhaupt nichts zu tun...  In der klammheimlich (wieder) ein Licht aufgegangen ist! Anno dazumal, als der Rathausplatz neu angelegt wurde, wartete dieser mit einer hypermodernen, durchgängigen Beleuchtung auf. Nicht nur die an ein Fußballstadion gemahnenden „Flutlichtmasten“ direkt am Platz sorgen seither des Nächtens für ein Lichtdach, sondern früher wurden auch die Fassaden ringsum elegant ins rechte Licht gerückt, bis... ja bis sich die empfindlichen, sündteuren Spiegel des Lichtsystems aufzulösen begannen. Ersatz war dafür nicht zu bekommen, weil bei der glorreichen Herstellerfirma irgendwann die Lichter ausgingen. Die Beleuchtungskörper an den Fassaden wurden zu blinden Zeugen vergangener glanzvoller Tage, die Fassaden selbst führten fortan ein Schattendasein. Doch nun wurde offensichtlich nach dem Motto „Es werde Licht“ eine Lösung gefunden, und klammheimlich das Problem behoben, auf dass der  Rathausplatz wieder in voller Pracht erstrahlt! Wer auch immer die Leuchte gewesen ist:  Ab ins Rampenlicht!