Herr der Gezeiten
Text
Johannes Reichl
Ausgabe
Gut Ding braucht Weile. Gute neun Jahre ist es her, dass Mario Kern seinen Hang zur Lyrik entdeckte – dieser Tage bringt er sein erstes Buch „Traumverwoben“ heraus. Wir plauderten mit dem Literaten über Gott und die Welt.
„Anfangs war das noch sehr dilettantisch, sehr unlyrisch. Mit der Zeit wurde ich aber bewusster im Umgang mit der eigenen Sprache, bei der Wortwahl, bei den Themen. Ich habe das Werkzeug geschliffen.“ Dabei stellt der Literat fest, schreibe er aus einem gewissen Zwang heraus, und auch die Lyrik als solche sei nicht Ergebnis einer bewussten Wahl. „Ich schreibe Lyrik, weil es nicht anders geht. Zumeist drängt sich ein Bild, eine Idee, ein Gefühl auf, das mich beschäftigt. Dieses übt einen sanften Zwang aus, der immer größer wird, bis ich es zu Papier bringen muss. Einfach so auf Knopfdruck hingegen könnt ich nicht schreiben.“
Die Themenwahl ist dabei eine ewig-archaische. Es geht um Natur, um Liebe, um Erinnerungen, um Gott – aber nicht im Sinne eines fixen religiösen Backgrounds, sondern vielmehr auf einem pantheistischen Ansatz fußend. „Ich glaub nicht an eingefleischte Dogmen, Gott ist nichts Eingefahrenes. Aber ich bin überzeugt, dass es etwas gibt, das nicht nur alles durchdringt und über allem steht, sondern das zugleich der kleinste gemeinsame Nenner von allem ist.“ Eine Reihe von Erfahrungen - Gefühle, Glücksmomente (etwa das Lachen des Sohnes), wunderbare Zufälle haben dieses Gottesbild geprägt, das zugleich aber eine sehr diesseitige Ebene aufweist. „Jeder glaubt an Liebe und an Energie. Beides kann man nicht sehen. Messen ja, aber nicht wirklich erfassen. Alles ist im Fluss – so ist es tatsächlich, ebenso wie für mich Sokrates Ausspruch ‚Ich weiß, dass ich nichts weiß’ absolut zutrifft.“
Genau da setzt aber Kerns eigene Lyrik an. Mit seinem Rüstzeug, der Sprache, welche bewusst eine sehr archaische ist und, wie er einräumt, „antiquiert wirkt“, versucht er erwähnte Eindrücke in Wort zu fassen. „Freilich ist Sprache aber immer etwas Mittelbares.“ Auf die Frage nach der Zeitadäquatheit dreht der Lyriker den Spieß einfach um. „Einerseits ist unsere Welt natürlich schnelllebig und man lässt sich teils nur oberflächlich auf Inhalte ein. Umgekehrt wird aber gerade durch das Gefühl des Verlustes von Inhalt eine Sehnsucht danach geweckt. Nach der Ebbe kommt die Flut und umgekehrt. Fehlte nur eines, bestünden keine Gezeiten mehr.“
Mit Weltflucht habe dies nichts zu tun. Eher mit Innehalten, Nachdenken, Nachfühlen: „Ich tue nichts anderes, als Schritt für Schritt, Gedanken für Gedanken, Empfindung für Empfindung meine Welt – die äußere wie die innere – zu erkunden.“
Die Themenwahl ist dabei eine ewig-archaische. Es geht um Natur, um Liebe, um Erinnerungen, um Gott – aber nicht im Sinne eines fixen religiösen Backgrounds, sondern vielmehr auf einem pantheistischen Ansatz fußend. „Ich glaub nicht an eingefleischte Dogmen, Gott ist nichts Eingefahrenes. Aber ich bin überzeugt, dass es etwas gibt, das nicht nur alles durchdringt und über allem steht, sondern das zugleich der kleinste gemeinsame Nenner von allem ist.“ Eine Reihe von Erfahrungen - Gefühle, Glücksmomente (etwa das Lachen des Sohnes), wunderbare Zufälle haben dieses Gottesbild geprägt, das zugleich aber eine sehr diesseitige Ebene aufweist. „Jeder glaubt an Liebe und an Energie. Beides kann man nicht sehen. Messen ja, aber nicht wirklich erfassen. Alles ist im Fluss – so ist es tatsächlich, ebenso wie für mich Sokrates Ausspruch ‚Ich weiß, dass ich nichts weiß’ absolut zutrifft.“
Genau da setzt aber Kerns eigene Lyrik an. Mit seinem Rüstzeug, der Sprache, welche bewusst eine sehr archaische ist und, wie er einräumt, „antiquiert wirkt“, versucht er erwähnte Eindrücke in Wort zu fassen. „Freilich ist Sprache aber immer etwas Mittelbares.“ Auf die Frage nach der Zeitadäquatheit dreht der Lyriker den Spieß einfach um. „Einerseits ist unsere Welt natürlich schnelllebig und man lässt sich teils nur oberflächlich auf Inhalte ein. Umgekehrt wird aber gerade durch das Gefühl des Verlustes von Inhalt eine Sehnsucht danach geweckt. Nach der Ebbe kommt die Flut und umgekehrt. Fehlte nur eines, bestünden keine Gezeiten mehr.“
Mit Weltflucht habe dies nichts zu tun. Eher mit Innehalten, Nachdenken, Nachfühlen: „Ich tue nichts anderes, als Schritt für Schritt, Gedanken für Gedanken, Empfindung für Empfindung meine Welt – die äußere wie die innere – zu erkunden.“