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St. Pöltens gute Seite

Vielfältig und bunt

Text Dominik Leitner
Ausgabe 06/2017

Schülerinnen und Schüler mit 24 verschiedenen Muttersprachen und 22 Staatsbürgerschaften: Viele würden die Daniel-Gran-I-Volkschule vermutlich als Brennpunktschule bezeichnen. Dabei ist sie ein Paradebeispiel, wie Integration funktionieren kann.

Die Volkschule mit 161 Schülerinnen und Schülern hat nicht nur einen Musikschwerpunkt, sondern setzt mit sogenannten „Schulqualitätsentwicklungsprogrammen“ künstlerische Projekte um, die den Kindern mit unterschiedlichsten Ethnien die Integration erleichtern sollen. Eines davon ist das Projekt „Hand in Hand in einem demokratischen Land“, einer Keramikwand, welche Anfang Juni feierlich eröffnet werden wird.

Hand in Hand in der Schule
Die Direktorin der Schule, Frau Ulrike Ströbitzer, scheint in ihrem zehnten Jahr an oberster Position immer noch voller Elan zu sein. Sie war es, welche den international angesehenen Keramikkünstler Edgar Tezak angefragt hat. Der geborene Grazer, der sich über viele Jahre hinweg vorwiegend in New York aufhielt und nun wieder in Österreich lebt, hatte u. a. einen Lehrauftrag in der Meisterklasse von. Christian Ludwig Attersee oder lehrte an der Akademie Geras. Ebenda liefen sich Ströbitzer und Tezak erstmals über den Weg: „Wir sind ins Gespräch gekommen und er war so nett und begeistert von unserer Schule – so hat sich das entwickelt“, erzählt Ströbitzer stolz.
Das Thema für die Keramikwand sei bei der ständigen Auseinandersetzung mit dem Thema Integration entstanden. Das Lehrerteam wollte damit aufzeigen „dass die Demokratieförderung schon von klein an beginnen soll“.  Doch um das Thema ausreichend zu besprechen, floss es in viele verschiedene Unterrichtsfächer ein: „Eine erste Klasse hat z.B. den Gordischen Knoten in Turnen durchgenommen, in Musik wurden Lieder erarbeitet und natürlich auch im Sachunterricht darüber gesprochen.“
Die Kinder haben gemeinsam mit den Lehrern erste Vorarbeiten auf Papier gezeichnet. „Manche Kinder haben wirklich aus ihrer Fantasie gearbeitet, andere wiederum arbeiteten mit Vorlagen. Die Kinder sind ja doch alle verschieden – die Hauptsache ist, dass es ihnen Spaß macht.“

St. Pölten hilft zusammen
Auch wenn nicht jedes Kind eine Fliese bemalt hat (bzw. bemalen wollte), so sind doch alle am Gesamtprojekt beteiligt. Zur „Krönung“, also zur feierlichen Enthüllung der neuen Keramikwand im Eingangsbereich der Schule, werden alle Schüler die neue   es unter anderem auch eine musikalische Unterhaltung geben.
Im Gespräch betont Direktorin Ströbitzer stets alle Personen, Vereine und Unternehmen, welche an der Umsetzung des Projektes beteiligt waren bzw. finanziell überhaupt ermöglicht haben. Die größte Summe kommt dabei vom Lions Club, der für die kompletten technischen Kosten aufkommt. Neben dem Kulturamt St. Pölten, den Musikschullehrerin, dem Künstlerbund, der NÖ Versicherung, der Sparkasse, der Initative „Jugend musiziert für Jugend“ und dem Privatsponsor Prälat Johannes Oppolzer kommt Unterstützung von überraschender Seite. Denn die Pizzeria Maradonna ermöglicht mit der Spende zahlreicher Pizzaschachteln, dass die bemalten Fliesen erfolgreich einzeln zum Brennen und wieder zurück transportiert werden können.

Schulalltag – Vielfältig und bunt

Schülerinnen und Schüler, welche aus verschiedensten Ländern stammen und unterschiedliche Religionsbekenntnisse haben, sind da Konflikte nicht vorprogrammiert? Die Direktorin erklärt, dass Derartiges nur sehr selten vorkommt. „Die Kinder machen keinen Unterschied untereinander, das muss man ehrlich sagen. Aber wenn einmal etwas vorkommt, dann hören sie das von Erwachsenen. Kinder können hingegen die Integration wirklich leben. Bei uns ist der Alltag vielfältig und bunt.“
Im weiteren Verlauf des Gesprächs bedankt sich die Direktorin bei ihren Lehrerinnen und Lehrern: „Sie sehen das Positive an unserer Schule, auch wenn es manchmal natürlich auch etwas mühsam ist, weil man zusätzliche Aufgaben hat, die in einer herkömmlichen Schule nicht auftauchen. Man braucht schon die richtige Einstellung dazu, und dann funktioniert es. Und das strahlt, wie ich finde, auch auf die Kinder ab.“
 
Deutsch als Notwendigkeit

Während manch politische Kräfte regelmäßig von einer Deutschpflicht in der Schule und am Schulhof fordern, so würde das in der Daniel Gran I-Schule auf taube Ohren stoßen: Denn hier spricht man untereinander stets Deutsch. Bei 24 unterschiedlichen Muttersprachen ist Deutsch dabei das Verbindende, das die Kommunikation untereinander ermöglicht. Aber natürlich kann es auch manchmal vorkommen, dass Kinder kurz in ihrer Muttersprache reden. „Das ist auch menschlich. Weil Gefühle können in der eigenen Sprache besser ausgedrückt werden.“, zeigt Ströbitzer Verständnis.
Nicht zu selten hört man Bedenken von Eltern, die ihr Kind nicht in einer Schule mit derart hohem Migrationsanteil anmelden wollen. Darauf angesprochen, findet Ströbitzer klare Worte: „Es gibt leider Menschen, die urteilen oft über etwas, das sie nicht kennen. Man sollte sich ein Bild machen und sich überzeugen und wird dann vermutlich seine Meinungen überdenken“. Gleich darauf hält sie  ein Plädoyer für ein gemeinsames Miteinander: „Was Kinder betrifft, betrifft die Menschheit. Das ist eine Aussage von Maria Montessori. Deshalb ist uns die gelebte Integration und diese Demokratieerziehung sehr wichtig. Dass man eben, auch wenn man verschiedene Meinungen hat, lernt, miteinander umzugehen und zusammenzuleben.“
Am 8. Juni wird die 2,5 x 2,5 Meter große Keramikfliesenmosaik feierlich eröffnet und damit die bereits bestehende Keramikwand erweitert. Und solange es weiter Spaß macht, möchte Ulrike Ströbitzer noch weiterdenken: „Vielleicht gibt es im kommenden Jahr noch eine Fortsetzung.“