ANTON WAXENEGGER – HERR DER NETZE
Text
Michael Müllner
Ausgabe
Anton Waxenegger leitet das Service Center St. Pölten von Netz NÖ und ist Geschäftsführer der Fernwärme St. Pölten. Scheitert die „Energiewende“ am veralteten Stromnetz? Wieso ist Heizen für Fernwärmekunden so teuer? Und würde er einen Blackout gut überstehen?
Die Liberalisierung des Strommarkts führte zu einer funktionalen Teilung der Stromwirtschaft. Auf der einen Seite erzeugen Kraftwerksbetreiber Strom, der von Vertriebsgesellschaften an Kunden verkauft wird. Auf der anderen Seite steht die Netz NÖ GmbH, die Strom- und Gasnetze betreut. Das St. Pöltner Service Center ist für 19 Gemeinden rund um die Landeshauptstadt zuständig. 44 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betreuen rund 96.000 Anlagen, die rund 104.000 Menschen versorgen.
Im Jahr 2020 wurden rund 300 neue Trafostationen errichtet, heuer werden es schon 700 sein. Insgesamt werden jährlich rund 360 Millionen Euro in den Ausbau der Netze investiert. Warum sind diese Investitionen nötig?
Unser Stromnetz war auf eine Bezugsleistung von rund 1.500 Megawatt ausgelegt. Einerseits steigt der Energieverbrauch, anderseits definiert die Energiepolitik das Ziel, diese Netzkapazität bis 2023 auf 6.000 Megawatt zu vervierfachen. Damit wir die Klima- und Energieziele erreichen können, müssen also die Ausbauziele für das Netz mit der sich ändernden Stromerzeugung mithalten. In Niederösterreich sind derzeit 1.847 Megawatt Windleistung am Netz, das entspricht mehr als der Hälfte aller in Österreich installierten Windkraftanlagen. Die rund 90.000 Photovoltaik-Anlagen erzeugen 1.183 Megawatt Leistung. Auf Niederösterreich entfällt rund ein Viertel aller PV-Anlagen ganz Österreichs. Wir sind also sehr weit, was Wind- und Solarstrom angeht. Aber natürlich ist das auch ein Thema für das Stromnetz, das mit dieser rasanten Entwicklung schritthalten muss. Deshalb erfolgen diese Investitionen, vorrangig in Umspannwerke, Trafostationen und Leitungen.
Infrastrukturprojekte kämpfen oft mit bürokratischen Hürden und langen Umsetzungszeiträumen. Wie kompliziert ist der Netzausbau?
Trafostationen sind eher unkompliziert, da reichen wir meist standardisierte Projekte ein. Da bremsen uns eher die langen Lieferzeiten von bis zu einem Jahr. Umspannwerke oder Leitungsbau sind dahingegen deutlich schwieriger. Genehmigungen für komplexere Projekte können auch mal fünf Jahre in Anspruch nehmen.
Bis 2030 sollen laut Landesstrategie 3.000 GWh Strom aus PV-Anlagen erzeugt werden. Dieses Ziel ist schon zur Hälfte erreicht, da derzeit auch viele Haushalte und kleinere Betriebe in eigene Anlagen investieren. Viele Errichter ärgern sich aber über den Netzbetreiber.
Im Jahr 2023 wurden uns 43.561 PV-Anlagen gemeldet, davon rund 37.000 neuerrichtete Anlagen, der Rest betraf Änderungen oder Erweiterungen an bestehenden Anlagen. Wir hatten im Vorjahr eine Verdoppelung der Inbetriebnahmen und bearbeiten monatlich bis zu 5.000 Anträge. Der Großteil der typischen Haushaltsanlagen kann rasch und unbürokratisch erledigt werden, aber natürlich sind rechtliche Rahmenbedingungen einzuhalten und von uns gewissenhaft zu prüfen.
Die Netzbetreiber beklagen, dass viele Anlagen nicht gemeldet werden. Was ist das Problem bei diesen „Guerilla-Anlagen“?
Im Stromnetz müssen sich Erzeugung und Verbrauch immer die Waage halten. Als Netzbetreiber müssen wir darum wissen, wer Strom einspeist beziehungsweise wieviel Strom ein Haushalt mit seiner PV-Anlage erzeugt und um diesen Verbrauchswert das Netz sozusagen entlastet. Darum sind auch Kleinstanlagen wie etwa Balkonkraftwerke meldepflichtig. Wir schätzen, dass es einige tausend nicht genehmigte Anlagen in unserem Netz gibt, die uns das Leben unnötig schwer machen. Wer da gegen die einschlägigen Gesetze verstößt, geht auch ein finanziell unnötig hohes Risiko ein, etwa wenn man an Schadenersatzforderungen denkt.
Ist das Einspeisen von Strom in das öffentliche Stromnetz mittels privater Photovoltaik-Anlagen für den Errichter der Anlage überhaupt noch sinnvoll? Der Strompreis, den man dafür bekommt, ist ja sehr bescheiden.
Der explosionsartige Anstieg bei neuen PV-Anlagen hat die Einspeisetarife stark eingebremst. Wenn Sie über eine Anschaffung nachdenken, würde ich empfehlen die Anlage für den Eigenverbrauch zu dimensionieren. Es ist nicht realistisch, durch den Verkauf des selbstproduzierten Stroms einen Teil der Mehrkosten bei der Anschaffung reinzubekommen. Zunehmend relevant sind dabei die relativ teuren Stromspeicher, damit man im Idealfall in der Früh und am Abend den Strom verbrauchen kann, den man tagsüber gewonnen und vor Ort gespeichert hat.
Der Boom bei PV-Anlagen in den letzten Jahren scheint alle überrascht zu haben?
Unser Glück war, dass wir schon vor diesem Boom ein sehr gut ausgebautes Stromnetz hatten. Sonst wäre dieser Anstieg nicht zu bewältigen gewesen. In Niederösterreich sind wir soweit, dass wir zeitweise mehr Strom zur Verfügung haben, als verbraucht wird. Bei stundenweiser Betrachtung bekommen große Abnehmer punktuell sogar schon Geld, wenn sie Strom verbrauchen. Das führt dazu, dass die lokale, kurzzeitige Speicherung von Strom immer relevanter wird. Dezentrale Batterielösungen zuhause oder in den Unternehmen sind dafür gefragt und entlasten die Stromnetze. Teilweise denkt man auch darüber nach, überschüssigen, billigen Strom in Wasserstoff umzuwandeln und die Energie so für später zu speichern. Dabei ist aber der Wirkungsgrad verhältnismäßig schlecht. Im Sommer 2024 werden wir erstmals in Niederösterreich tagsüber den gesamten Stromverbrauch mit unseren PV-Anlagen abdecken können. Das bemerken Sie dann, wenn sich die Windräder nicht drehen, weil mit den PV-Anlagen schon genug Strom produziert wird.
Wenn der Anteil erneuerbarer Energie aus Wind und Photovoltaik in Niederösterreich so hoch ist, wieso leitet man diese dann nicht in andere Bundesländer, die selbst weniger nachhaltigen Strom erzeugen?
Jedes Bundesland mit den jeweiligen Stromnetzbetreibern ist für sein Stromnetz zuständig. Der Bund verantwortet nur die 110 bis 380-kV-Hochspannungsleitungen, die dann auch einzelne Bundesländer miteinander verbinden. Das ist sozusagen das Nadelöhr, beim Stromaustausch zwischen den Bundesländern. Da sind Bund und Länder gemeinsam gefordert, um diese Netze noch besser aufeinander abzustimmen.
Experten halten einen Blackout, also einen mehrtägigen und großflächigen Stromausfall, für wahrscheinlich. Wie sind Sie auf einen Blackout vorbereitet?
Ich habe mich mit dem Thema naturgemäß beschäftigt und für meine Familie einen Mittelweg gefunden. Wir haben ausreichend Lebensmittel daheim und würden wohl damit die empfohlenen zwei Wochen gut durchkommen. Es macht auf jeden Fall Sinn, sich damit zu beschäftigen und Vorräte einzukaufen. Man braucht aber keine Panik verbreiten.
Ich will mir nicht ausmalen, wie Menschen reagieren, wenn sie realisieren, dass sie zwei Wochen auf sich alleingestellt sind.
Zwei Wochen sind wohl ein Wert, bis alles wieder halbwegs rund läuft. Der eigentliche Blackout würde nicht so lange dauern. Ein großflächiger Ausfall, da reden wir von ganz Mitteleuropa, würde wohl nach zwei Tagen behoben sein. Wir sehen derzeit leider auch in der Praxis, wie sich der Ausfall von Strom-Infrastruktur aufgrund des Krieges in der Ukraine dort auswirkt. Auch wenn Elemente im Netz zerstört werden gelingt es den Technikern oft recht rasch wieder, Notlösungen zu finden. Als Netzbetreiber sind wir österreichweit, aber auch im europäischen Verbund, sehr gut vorbereitet und beschäftigen uns auch mit den Konsequenzen möglicher Terroranschläge oder Cyberattacken auf das Stromnetz. Da ist schon viel Bewusstsein entstanden.
Was folgt nach dem Blackout?
Die Netze werden nach Außen hin abgekoppelt, man versucht sozusagen das Stromnetz in kleinere Abschnitte zu teilen. Dann gibt es sogenannte Schwarzstartkraftwerke, die man hochfahren kann, ohne dass man Strom dafür braucht. Von diesen Punkten aus schaltet man dann Schritt für Schritt weitere Abschnitte im Netz frei. Für all diese Szenarien gibt es Pläne und Übungen. Umgekehrt gibt es auch genaue Regeln für den Fall, dass das Netz reduziert bzw. runtergefahren werden muss. Im sogenannten Energielenkungsfall würde man einzelne Ortsteile immer für ein paar Stunden vom Netz nehmen, damit man eben den Verbrauch reduziert auf das, was noch im Netz verfügbar ist. So schafft man es, die wichtigsten Stromabnehmer möglichst lange zu versorgen – in St. Pölten wäre das beispielsweise das Universitätsklinikum.
Anton Waxenegger ist aber auch Geschäftsführer der Fernwärme St. Pölten GmbH, die 2008 gegründet wurde. 51 Prozent gehören der Stadt St. Pölten, 49 Prozent der EVN (welche wiederum mehrheitlich im Besitz des Landes Niederösterreich ist). Bald nach dem Zweiten Weltkrieg wurden erste Fernwärme-Projekt in St. Pölten umgesetzt und das Krankenhaus sowie die Theodor-Körner-Schule versorgt. Aktuell schlängelt sich das Netz mit 73 Kilometer Länge durch die Stadt, 35 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind beschäftigt. Eine 31 Kilometer lange Wärmetransportleitung liefert von der Müllverbrennungsanlage in Dürnrohr seit 2009 rund zwei Drittel des Fernwärmebedarfs nach St. Pölten. Neben der laufenden Leitungssanierung wurde 2022 auch das Kesselhaus im Fernheizwerk Nord neu gebaut.
Die St. Pöltner Fernwärme beliefert viele Mehrparteienhäuser mit Warmwasser und Fernwärme, welchen Anteil haben Großkunden an Ihrem Umsatz?
Rund zwei Drittel gehen an private Haushalte. Rund ein Drittel versorgt größere Betriebe und Organisationen. Der größte Abnehmer mit rund 20 Prozent unserer Gesamtleistung geht ans Universitätsklinikum, das wir auch mit Fernkälte versorgen, ebenso wie die FH St. Pölten.
Zwei Drittel der benötigten Energie werden von der EVN-Müllverbrennungsanlage in Dürnrohr nach St. Pölten geleitet. Wieso ist das ökologisch sinnvoll, wenn man Müll verbrennt?
Bei Abfall macht Vermeidung und Recycling natürlich Sinn. Was über bleibt, soll aber nicht deponiert werden, sondern wird verbrannt. Mit modernen Filtern und einer strengen Emissionsüberwachung ist das ökologisch sehr gut vertretbar. Dabei entsteht Dampf, daraus gewinnt man Energie und Wärme. Diese Wärme leiten wir als 130 Grad heißes Wasser nach St. Pölten zu unseren Fernheizwerken, von wo aus wir unsere Kunden beliefern.
Wieso ist ein Drittel der nötigen Energie nach wie vor Erdgas?
Über weite Strecken kommen wir mit nachhaltiger Wärme aus. Aber übers Jahr gesehen gibt es immer wieder Spitzen, in denen wir mehr Verbrauch abdecken müssen, als wir mit der Wärmeleitung aus Dürnrohr abdecken können. Im Winter braucht man logischerweise mehr Wärme zum Heizen als im Sommer. In der Früh und am Abend ist der Verbrauch höher, aber auch dann müssen wir gleichbleibende Qualität liefern. In diesen Spitzenphasen heizen wir dann mit Gas. Das langfristige Ziel ist aber zu 100 Prozent nachhaltige Energie zu verbrauchen.
Die Lösung dafür ist ein neues Projekt mit EVN und Salzer?
Teilweise. Am Gelände des Industriebetriebes Salzer wird von der EVN eine moderne Kraft-Wärmekopplungsanlage errichtet. Dort wird Biomasse in Form von Hackschnitzel und Schadholz aus der Region in einem Kessel verheizt. Der entstehende Dampf treibt eine Turbine an, der Ökostrom versorgt den Industriebetrieb und wird in das Stromnetz eingespeist. Die entstehende Abwärme wird ebenfalls den angrenzenden Industriebetrieben zur Verfügung gestellt und der Rest in das Fernheiznetz eingespeist. Das Ganze löst ein bestehendes Erdgas-Kraftwerk ab und soll ab Jänner 2026 in Betrieb gehen. Damit schaffen wir dann 80 Prozent unseres Energiebedarfs nachhaltig zu beziehen. Um auf hundert Prozent zu kommen, braucht es aber weitere Maßnahmen. Wir erneuern unsere Leitungen, damit weniger Wärme verloren geht. Wir investieren in bessere Speichermöglichkeiten, damit wir möglichst wenig Gas in Spitzenzeiten einsetzen müssen. Ein gewisser Prozentsatz wird sich aber auch im Sinne einer Ausfallssicherheit nicht komplett ersetzen lassen – dafür ist dann sogenanntes grünes Gas eine Lösung, das ökologisch nachhaltig erzeugt wird. Gas hat einfach eine sehr hohe Energiedichte, weshalb es in manchen Einsatzbereiche auch in Zukunft Sinn macht.
Was wäre, wenn plötzlich kein Gas mehr verfügbar wäre?
Einige unserer Heizkessel funktionieren auch mit Heizöl. Das ist im Sinne der Ausfallssicherheit eine wichtige Notlösung, falls mal wirklich kurzfristig kein Gas verfügbar wäre. Grundsätzlich kaufen wir unser Gas aber relativ kurzfristig an den Märkten zu, einen Teil des Bedarfes haben wir über längerfristige Verträge auch preislich abgesichert.
In den letzten Jahren sind die Energiepreise stark gestiegen. Die Fernwärme St. Pölten hat ihre Tarife um das Zweieinhalbfache erhöht. Wie kann das sein?
Die Energiepreis-Krise in Folge des Krieges in der Ukraine hat die Kosten für Erdgas um das zehn- bis zwanzigfache erhöht. Im Jahr 2021 waren wir in der gleichen misslichen Lage, wie alle die Energie in großen Mengen einkaufen mussten: ‚Sollen wir jetzt zu diesen stark gestiegenen Preisen langfristig kaufen?‘ Es wusste damals keiner, wie lange es in welche Richtung weiter geht. Im Rückblick ist man immer klüger und kann sagen: ‚Hätten wir damals langfristig abgeschlossen.‘ Aber in dieser Situation war man der Entwicklung des Gas-Marktes ausgeliefert und diese teils massiven Kostensteigerungen mussten wir hinnehmen. Wir sind eine Gesellschaft und müssen unsere Ausgaben mit den Einnahmen decken. Wenn wir selber mehr ausgeben, nicht nur für das zugekaufte Gas, sondern auch natürlich die allgemeine Kostensteigerung, die jeder derzeit spürt, dann müssen wir das an die Kunden weitergeben. Die Erhöhungen waren immer gemäß den Vereinbarungen in unseren Verträgen. Beziehungsweise muss man festhalten, dass wir sogar weniger stark erhöht haben, als wir eigentlich vereinbarungsgemäß erhöhen hätten können. Da wurde sehr wohl viel abgefedert. Und trotz der erhöhten Preise haben wir 2021 und 2022 leicht negative Geschäftsjahre gehabt – dank der Eigentümer, also der Stadt St. Pölten und der EVN, war uns das möglich. Ich verstehe die Verärgerung wegen steigenden Kosten, aber wir haben in dieser Zeit keine Gewinne gehortet.
Also keine Angst vor einer möglichen Gewinnabschöpfung?
Nein, wir hatten keine Gewinne. (Lacht.) Zudem gibt es ja auch bereits wieder Reduktionen der Tarife. Sie müssen aber auch sehen, dass wir am Energiepreismarkt nicht mehr auf das Niveau vor der Krise zurückkommen. Man kann ja auch vergleichen, welche Preissteigerungen es bei Strom oder Gas gegeben hat.
Der Unterschied ist, dass man seinen Gas- oder Stromanbieter einfach wechselt, wenn man unzufrieden ist. Die Fernwärme kann verlangen, was sie will – es gibt keinen Markt und keinen alternativen Anbieter zu dem ich wechseln kann. Sollte Ihrer Meinung nach über eine verstärkte gesetzliche Kontrolle der Fernwärmeanbieter nachgedacht werden? Braucht es etwa eine Regulierungsbehörde, wie für Strom und Gas?
Die Frage ist, was diese Behörde machen soll? Es wird schwer mit einem einheitlichen Maßstab so unterschiedliche Versorger zu regulieren. Das St. Pöltner Fernwärme-Netz ist über viele Jahrzehnte historisch gewachsen. Unsere Leitungen sind teilweise alt und müssen saniert werden. Das ist eine ganz andere Ausgangslage als die eines kleinen Versorgers, der vor zehn Jahren ein kleines Biomasse-Kraftwerk mit einer kurzen Wärmeleitung errichtet hat. Man kann das Thema ganz unterschiedlich sehen, keine Frage. Soll die Allgemeinheit für die Instandhaltung und Errichtung des Fernwärme-Netzes zahlen? Dann wäre das für unsere Kunden natürlich günstiger, weil jetzt finanzieren wir diese Kosten über unsere Kunden. Aber wie kommt jemand dazu, dafür aufzukommen, der gar keine St. Pöltner Fernwärme bezieht?
Bei Strom und Gas war ein Schlüssel das ‚Unbundling‘, also die Trennung von Netzbetreiber und Versorger. Das würde bei Fernwärme nicht so einfach funktionieren?
Richtig, die Netze sind ja untereinander nicht verbunden. Wir haben diese Diskussion auch beim Einspeisen, wenn ein Betrieb seine Abwärme in unser Netz einspeisen möchte. Wir können dem Betrieb dafür aber nur dann etwas zahlen, wenn die eingespeiste Wärmequalität der im Netz gleicht. Oft schwanken aber diese Temperaturen. Bei großen Industriebetrieben macht das vielleicht Sinn, aber da haben wir in St. Pölten vielleicht die Firma Egger, wo das denkbar wäre. Technisch ist das hochkomplex und viel schwieriger als bei Strom oder Gas.
Fernwärme im Haushalt ist im Verbrauch teuer, aber man spart sich die eigene Heizung. Lohnt sich ein Umstieg für Betriebe?
Ich glaube wir kommen bei einer ehrlichen Vollkostenrechnung nicht so schlecht weg, aber bei privaten Haushalten ist dieser Effekt sicher deutlicher sichtbar. Meine Erwartungshaltung ist, dass die Gesamtkosten für Heizanlagen mit fossilen Energieträgern in den nächsten Jahren stark steigen werden, denken wir nur an die CO2-Bepreisung.
ZAHLEN, DATEN, FAKTEN
Netz NÖ GmbH
• Eigentümer: EVN Gruppe (4,9 Millionen Kunden in 14 Ländern)
• Liefert: Infrastruktur für Strom und Gas
• Kunden: 850.000 Strom-Kunden, 285.000 Gas-Kunden
• Länge der Hochspannungsleitungen: 1.400 km
• Länge der Mittel- und Niederspannungsleitungen: 55.000 km
Zahlen, Daten, Fakten
• Eigentümer: Stadt St. Pölten und EVN
• Liefert: Warmwasser, Fernwärme zum Heizen, Fernkälte zum Kühlen
• Kunden: 6.800 Kunden, 1.100 Hausanschlüsse
• Fernwärme-Netz im Stadtgebiet: 73 Kilometer, deckt rund 40% der Haushalte im Stadtgebiet ab
• Einspeisestellen: Fernheizwerke Nord und Süd, Cogeneration-Anlage Firma Salzer