He's a man with a plan
Text
Johannes Reichl
Ausgabe
Da waren alle baff: „Hast‘ schon gehört, der Stadler ist es geworden!“ Ich spreche hier aber nicht vom Wahlsonntag, sondern von 2004, als Matthias Stadler beim SP-Parteitag als Nachfolger von St. Pöltens Langzeitbürgermeister Willi Gruber vermeintlich aus dem Hut gezaubert wurde. Die, wie das Gros der Partei, überrumpelten Kronprinzen standen mit betretener Miene da. Die Wahl hatte man freilich perfekt getroffen, wie sich noch zeigen sollte. Denn hieß es zunächst von manch Seite ungläubig „Stadler?! Zu blaß, zu brav, zu zahm“, so legte der sich in der neuen Rolle rasch auch einen ebensolchen, bald passabel sitzenden Anzug zu und baute die Absolute der SPÖ bei den nächsten Wahlen sogar noch aus! Die Fußstapfen Grubers waren denn doch nicht zu groß, wie alle prophezeit hatten. Stadlers Bürgermeisterkür wirkte damals nach außen hin überraschend, in Wahrheit war es eine im allerengsten Kreise konzertierte Kommandoaktion, und Stadler einer, der mit Konsequenz, Ausdauer und Akribie indirekt darauf hingearbeitet hatte. Dass ihm dabei auch diverse Umbrüche auf Makroebene in die Hände spielten, beschleunigte die Sache nur. So folgte er seinem Mentor Siegfried Nasko schon 2003 direkt als Kulturstadtrat nach, selbiger wechselte in den Landtag. Ein Jahr später, Gruber hatte noch die Übergabe des Spitals ans Land abgewickelt, war Stadler Bürgermeister. Der damals unsicher-zaghafte Applaus ist in der SPÖ inzwischen ein schallender geworden, der selbstredend auch auf höheren Ebenen vernommen wurde.
Stadler ist kein Horuck-Politiker, sondern einer mit langem Atem und strategischem Gespür. Auch in seiner Arbeitsweise. Ein Meister des Timings, und selbst was ihm bisweilen als Zögern, Unschlüssigkeit ausgelegt wird, trägt eher den Zug bewussten Kalküls – manches erledigt sich eben von selbst, ohne dass man sich deshalb imagemäßig negativ beschädigen oder positionieren müsste. Er macht nichts, ohne einen Fokus auf ein Ziel hin.
Hat er dem Ruf der Landespartei bisher wohlweislich widerstanden – wer legt sich schon gern ein Loserimage zu – so sind jetzt auch parteintern die Karten neu, und zu seinen Gunsten gemischt: Was vorher wohl unmöglich gewesen wäre, hat er zur persönlichen Grundbedingung gemacht: Er übernimmt zwar die Landespartei, bleibt aber zugleich Bürgermeister – und damit auch seinen Wählern im Wort. Nur Landesparteiobmann wäre auch seinem persönlichen Anspruch des Wirkens und Verwirklichens abträglich – im Land als Opposition nimmt man an den Entscheidungen ja in etwa so „aktiv“ teil, wie ein Fußballfan am Geschehen am Rasen unten. Man darf zuschauen, man darf reinschreien und seinen Unmut bekunden, aber wirklich eingreifen kann man nicht. Das Spiel machen andere. Noch. Wer Stadler kennt, weiß, dass ihm dies auf Sicht zu wenig sein wird. Und man darf bei all dem Landesanstrich seiner neuen Position auch die bundesweite Dimension nicht übersehen. Ab sofort ist er in den höchsten Bundesgremien der SPÖ vertreten, einer der neuen starken Männer der Partei mit reichlich Reifungspotential zu einem wirklich schweren Roten.
Regional ist er dies ohnedies schon. In seinem Habitus mag Stadler zwar ein anderer Typ als Pröll sein – weniger polternd, diplomatischer, konzilianter. Umgekehrt hat aber auch er seinen Machiavelli gelesen, ist ein machtbewusster Politiker und versteht es – so wie Pröll auf Landesebene – das Klavier einer absoluten Mehrheit zum Leidwesen der Opposition ausgereizt zu spielen, den Überblick nicht zu verlieren, Fäden zu ziehen, Schrauben zu drehen – mit hoher Trefferwahrscheinlichkeit der jeweiligen Wirkung.
Und wenn die Landes-ÖVP aktuell auch hämisch und mit breitgeschwelter Brust auf die SPÖ herabblickt, wie sie da wie ein auf den Rücken gedrehter Käfer versucht, wieder auf die Beine zu kommen, bevor sie gänzlich unter der sengenden Hitze des schwarzen Sonnengottes verglüht, so mag sie den langen Atem Stadlers nicht unterschätzen: Dieser Mann hat Ambitionen. Der Landeshauptmannsessel 2023, so utopisch das heut klingen mag, könnte eine davon sein. Oder, über die Landessprosse als Zwischenstep, gleich das Bundeskanzleramt.
Stadler ist kein Horuck-Politiker, sondern einer mit langem Atem und strategischem Gespür. Auch in seiner Arbeitsweise. Ein Meister des Timings, und selbst was ihm bisweilen als Zögern, Unschlüssigkeit ausgelegt wird, trägt eher den Zug bewussten Kalküls – manches erledigt sich eben von selbst, ohne dass man sich deshalb imagemäßig negativ beschädigen oder positionieren müsste. Er macht nichts, ohne einen Fokus auf ein Ziel hin.
Hat er dem Ruf der Landespartei bisher wohlweislich widerstanden – wer legt sich schon gern ein Loserimage zu – so sind jetzt auch parteintern die Karten neu, und zu seinen Gunsten gemischt: Was vorher wohl unmöglich gewesen wäre, hat er zur persönlichen Grundbedingung gemacht: Er übernimmt zwar die Landespartei, bleibt aber zugleich Bürgermeister – und damit auch seinen Wählern im Wort. Nur Landesparteiobmann wäre auch seinem persönlichen Anspruch des Wirkens und Verwirklichens abträglich – im Land als Opposition nimmt man an den Entscheidungen ja in etwa so „aktiv“ teil, wie ein Fußballfan am Geschehen am Rasen unten. Man darf zuschauen, man darf reinschreien und seinen Unmut bekunden, aber wirklich eingreifen kann man nicht. Das Spiel machen andere. Noch. Wer Stadler kennt, weiß, dass ihm dies auf Sicht zu wenig sein wird. Und man darf bei all dem Landesanstrich seiner neuen Position auch die bundesweite Dimension nicht übersehen. Ab sofort ist er in den höchsten Bundesgremien der SPÖ vertreten, einer der neuen starken Männer der Partei mit reichlich Reifungspotential zu einem wirklich schweren Roten.
Regional ist er dies ohnedies schon. In seinem Habitus mag Stadler zwar ein anderer Typ als Pröll sein – weniger polternd, diplomatischer, konzilianter. Umgekehrt hat aber auch er seinen Machiavelli gelesen, ist ein machtbewusster Politiker und versteht es – so wie Pröll auf Landesebene – das Klavier einer absoluten Mehrheit zum Leidwesen der Opposition ausgereizt zu spielen, den Überblick nicht zu verlieren, Fäden zu ziehen, Schrauben zu drehen – mit hoher Trefferwahrscheinlichkeit der jeweiligen Wirkung.
Und wenn die Landes-ÖVP aktuell auch hämisch und mit breitgeschwelter Brust auf die SPÖ herabblickt, wie sie da wie ein auf den Rücken gedrehter Käfer versucht, wieder auf die Beine zu kommen, bevor sie gänzlich unter der sengenden Hitze des schwarzen Sonnengottes verglüht, so mag sie den langen Atem Stadlers nicht unterschätzen: Dieser Mann hat Ambitionen. Der Landeshauptmannsessel 2023, so utopisch das heut klingen mag, könnte eine davon sein. Oder, über die Landessprosse als Zwischenstep, gleich das Bundeskanzleramt.