Unterbelichtet
Text
Christoph Wagner
Ausgabe
„Drei Bier bitte!“ Einer einfachen Geste ihre Unschuld zu rauben und das Bestellen von drei Krügerln beim Stammwirten zu einem ideologischen Drahtseilakt werden zu lassen, da hört sich der Spaß auf. Was schade ist, denn sonst hat der schlagfertige Strache mit seiner Vergangenheit lustig aufgeräumt: Zuerst ein süßes „Ich war damals ein dummer Bub, …“, das er zum Zeichen der schonungslosen Selbstkritik zu einem „… wenn Sie so wollen auch blöd“ steigerte, gefolgt von der routinierten Abwandlung eines Bibelspruchs (Wer nie jung und blöd war, der werfe…). Und dazu das Bekenntnis: Er habe Hitler nie manuell (und posthum natürlich) gegrüßt. Ganz sicher. Außer, er hat es vergessen. Oder das Foto reißt etwas aus dem Bewegungszusammenhang heraus. Ja, da trifft er den wunden Punkt der Fotografie. Der H.C. könnte auf einem Berg zufällig neben einem Buben namens Ulrich - der im weiteren Verlauf seiner Biografie mit dem Wiederbetätigungsgesetz in Konflikt kam, damals aber unbescholten war - zum Stehen gekommen sein, als ihm der Schalk im Nacken saß: „Schau, da oben, ein Hubschrauber!“ Während der Ulrich stier dem richtungweisenden Arm nachblickte, spielte der H.C. kurz mit den fremden Brustwarzen Hubschrauber (einmal kurz drehen). Beide lachten herzlich und hatten danach nie wieder Kontakt. Nichts davon wäre auf dem Foto zu sehen, außer der ablenkenden Geste. Blöd.
Ich rechne aber ohnehin fest damit, dass einem Volksanwalt Fotos zugespielt werden, die den H.C. in seinem freiwilligen sozialen Jahr zeigen, als er in einem Waisenhaus in Jerusalem Gute-Nacht-Geschichten vorlas.
Ich rechne aber ohnehin fest damit, dass einem Volksanwalt Fotos zugespielt werden, die den H.C. in seinem freiwilligen sozialen Jahr zeigen, als er in einem Waisenhaus in Jerusalem Gute-Nacht-Geschichten vorlas.