Spaß, Spannung und Information
Text
Andreas Reichebner
Ausgabe
Vor einigen Jahren zwängte sich Matthias Pacher noch durch die Kanalisation des alten römischen Reiches, jetzt steht er als Geschäftsführer an der Spitze der Niederösterreichischen Museums Betriebs GmbH, ist für die Neupositionierung des Museums Niederösterreich verantwortlich und damit auch für den Aufbau des Hauses der Geschichte.
Für große Aufregung in der St. Pöltner Kulturszene sorgte die Absiedlung der Landesgalerie NÖ nach Krems. Dort entsteht gerade ein neues Kunsthaus, das im Frühjahr 2018 eröffnet werden soll. In den leer stehenden Ausstellungsräumen in St. Pölten, rund 3.000 qm, soll bis September nächsten Jahres das Haus der Geschichte entwickelt werden. Das Landesmuseum hat gleichzeitig seinen Namen gewechselt und darf sich nun unter der Marke Museum Niederösterreich in der österreichischen Kulturlandschaft neu aufstellen. Einer, der maßgeblich daran beteiligt sein wird, ist der Oberösterreicher und gelernte Archäologe Matthias Pacher: „Die Bilder sind vor meiner Zeit umgesiedelt worden, das ist jetzt so wie es ist. Aber ich sehe es als riesige Ehre und Aufgabe, das Haus der Geschichte und die neue Marke Museum Niederösterreich weiter zu entwickeln.“
Anders als bei seinem Studium hat er sich bewusst für diesen Job, der für ihn eigentlich Passion ist, entschieden. Als junger Maturant hatte er damals den Studienführer aufgeschlagen und nach zweimaligem Blindtippen europäische Ethnologie und Völkerkunde beziehungsweise alte Geschichte ausgewählt. Nur, glücklich wurde er damit nicht, schließlich kam er über seine Liebe zum Altgriechischen zur klassischen Archäologie. Dort lernte er nicht nur wissenschaftliches Forschen kennen, sondern wurde bei der Arbeit an einem Grabungsfeld und eines dort durchgeführten Tages der offenen Tür auch auf die Möglichkeiten der Vermarktung aufmerksam. „Wenn man sich nicht nur peripher, sondern ein ganzes Studium lang akribisch mit einer Geisteswissenschaft beschäftigt hat, egal ob mit klassischer Archäologie oder anderen Studien, ist das generell ein guter Ausgangspunkt für Kulturmanagement“, skizziert Pacher den Schnittpunkt seiner zwei Leidenschaften, der Wissenschaft und des Marketings.
Nach dem Universitätslehrgang für Tourismuswirtschaft an der WU Wien verließ er „Schlamm und Schlick“ in Richtung Geschäftsführung der MAMUZ Museumszentrum Betriebs GmbH. Jetzt darf er sich Herr über das Museum NÖ mit dem Haus der Natur und dem Haus der Geschichte, über das Museum Gugging, das Egon Schiele Museum, die Artothek des Landes und den Kunstraum NÖ nennen.
Anders als bei seinem Studium hat er sich bewusst für diesen Job, der für ihn eigentlich Passion ist, entschieden. Als junger Maturant hatte er damals den Studienführer aufgeschlagen und nach zweimaligem Blindtippen europäische Ethnologie und Völkerkunde beziehungsweise alte Geschichte ausgewählt. Nur, glücklich wurde er damit nicht, schließlich kam er über seine Liebe zum Altgriechischen zur klassischen Archäologie. Dort lernte er nicht nur wissenschaftliches Forschen kennen, sondern wurde bei der Arbeit an einem Grabungsfeld und eines dort durchgeführten Tages der offenen Tür auch auf die Möglichkeiten der Vermarktung aufmerksam. „Wenn man sich nicht nur peripher, sondern ein ganzes Studium lang akribisch mit einer Geisteswissenschaft beschäftigt hat, egal ob mit klassischer Archäologie oder anderen Studien, ist das generell ein guter Ausgangspunkt für Kulturmanagement“, skizziert Pacher den Schnittpunkt seiner zwei Leidenschaften, der Wissenschaft und des Marketings.
Nach dem Universitätslehrgang für Tourismuswirtschaft an der WU Wien verließ er „Schlamm und Schlick“ in Richtung Geschäftsführung der MAMUZ Museumszentrum Betriebs GmbH. Jetzt darf er sich Herr über das Museum NÖ mit dem Haus der Natur und dem Haus der Geschichte, über das Museum Gugging, das Egon Schiele Museum, die Artothek des Landes und den Kunstraum NÖ nennen.
Auch bei Schönwetter Menschen ins Museum locken
Dabei ist er mit der schwierigen Aufgabe konfrontiert, einerseits dem Bildungsauftrag der Kulturbetriebe nachzukommen und andererseits Besucher ins Haus zu locken, auch wenn draußen schönstes Wetter herrscht. „Ich habe dabei aber keinen Druck, was Besucherzahlen angeht“, so Pacher. In einer Zeit, in der Menschen Wissen googeln und selbst Forschern in Datenbanken Ausgrabungsexponate in dreidimensionaler Ansicht auf dem Bildschirm zur Verfügung stehen, wird die Frage nach dem „Warum ins Museum?“ dringlich. „Weil Besucher hier einen schönen Nachmittag verbringen können“, ist Pachers Antwort. „Wir müssen im Museum ein Erlebnis schaffen, wo das Publikum durch Sehen, Tasten, Begreifen, Hören abgeholt wird. Wenn ein Objekt die Umgebung, der es entstammt, verlässt, verliert es ja eigentlich die Geschichte. Sobald es ins Museum kommt, dann auch noch in die Vitrine, ist es isoliert. Da müssen wir intelligent wieder eine Geschichte dazu finden, natürlich mit den notwendigen Fakten, ohne die geht es nicht.“ Ein wissenschaftliches Team, etwa rund um Professor Stefan Karner vom Ludwig Boltzmann Institut, soll diese Inhalte bereitstellen, am „Museumsteam ist es, diese dann auch zu übersetzen“.
Dabei sieht sich Pacher mit zwei Ansätzen beschäftigt. Wie bringe ich einen komplexen Zusammenhang einem Besucher näher, der sich vorerst einmal gar nicht interessiert dafür? Und wie kann ich detailliertes Wissen einem interessierten Besucher, der aber keine Zeit hat, sich näher damit zu beschäftigen, leichter vermitteln?
Natürlich ist der neue Museumsgeschäftsführer auch mit der immer kürzer werdenden Aufmerksamkeitsspanne seines künftigen Ausstellungspublikums, die vom Wischen am Smartphone diktiert wird, konfrontiert. Von diesem gesellschaftlichen Trend „muss ich den Besucher wieder weglocken, ihn mit dem ersten Satz holen, sonst verlier ich ihn. Gelingt das, dann kann ich ihn bilden, aber merken darf er es nicht, sonst wird es fad. Wir möchten zeigen, wie etwas entsteht, wie etwas passiert.“
Dabei ist er mit der schwierigen Aufgabe konfrontiert, einerseits dem Bildungsauftrag der Kulturbetriebe nachzukommen und andererseits Besucher ins Haus zu locken, auch wenn draußen schönstes Wetter herrscht. „Ich habe dabei aber keinen Druck, was Besucherzahlen angeht“, so Pacher. In einer Zeit, in der Menschen Wissen googeln und selbst Forschern in Datenbanken Ausgrabungsexponate in dreidimensionaler Ansicht auf dem Bildschirm zur Verfügung stehen, wird die Frage nach dem „Warum ins Museum?“ dringlich. „Weil Besucher hier einen schönen Nachmittag verbringen können“, ist Pachers Antwort. „Wir müssen im Museum ein Erlebnis schaffen, wo das Publikum durch Sehen, Tasten, Begreifen, Hören abgeholt wird. Wenn ein Objekt die Umgebung, der es entstammt, verlässt, verliert es ja eigentlich die Geschichte. Sobald es ins Museum kommt, dann auch noch in die Vitrine, ist es isoliert. Da müssen wir intelligent wieder eine Geschichte dazu finden, natürlich mit den notwendigen Fakten, ohne die geht es nicht.“ Ein wissenschaftliches Team, etwa rund um Professor Stefan Karner vom Ludwig Boltzmann Institut, soll diese Inhalte bereitstellen, am „Museumsteam ist es, diese dann auch zu übersetzen“.
Dabei sieht sich Pacher mit zwei Ansätzen beschäftigt. Wie bringe ich einen komplexen Zusammenhang einem Besucher näher, der sich vorerst einmal gar nicht interessiert dafür? Und wie kann ich detailliertes Wissen einem interessierten Besucher, der aber keine Zeit hat, sich näher damit zu beschäftigen, leichter vermitteln?
Natürlich ist der neue Museumsgeschäftsführer auch mit der immer kürzer werdenden Aufmerksamkeitsspanne seines künftigen Ausstellungspublikums, die vom Wischen am Smartphone diktiert wird, konfrontiert. Von diesem gesellschaftlichen Trend „muss ich den Besucher wieder weglocken, ihn mit dem ersten Satz holen, sonst verlier ich ihn. Gelingt das, dann kann ich ihn bilden, aber merken darf er es nicht, sonst wird es fad. Wir möchten zeigen, wie etwas entsteht, wie etwas passiert.“
Überraschungseier. Das klingt nach einer schwierigen Übung. Deshalb, da ist Pacher ganz Markenstratege, will er die Marke Museum Niederösterreich neu positionieren. Den Zeithorizont, um diese, seine Vision zu verwirklichen, benennt er mit drei bis fünf Jahren. Zur Veranschaulichung seiner Überlegungen bedient er sich im Gespräch der Parallelen zu einem Überraschungsei: „Spaß, Spannung und Information. Komm her, knack die Hülle von außen, die auch schon knusprig verpackt ist, komm rein und bastle etwas, erleb etwas … und stell dir dann ein Andenken wohin …“ Das kann auch einer der Merchandising-Artikel des Museums sein.
„Im Haus der Geschichte wird es um die österreichische Geschichte mit Schwerpunktsetzung auf Niederösterreich, aber im Kontext mit dem zentraleuropäischen Raum gehen. Begonnen wird mit der Ausstellung ‚Hundert Jahre Republik 1918-2018‘“, erzählt Pacher, der die Beschäftigung mit unmittelbarer Zeitgeschichte als heiklen, aber enorm wertvollen gesellschaftlichen Beitrag, gerade in einer Zeit der Spaltung, die wir augenblicklich erleben, sieht, „Wo kommen wir her, wo führt etwas hin?“ Für ihn ist es auch ein logischer Schritt, dass sich eine Bevölkerung mit weniger Bildung leichter von Demagogen und Populisten anstecken lässt.
Erlebnisse im Alltag bringen den leidenschaftlichen Forscher, der auch zwischendurch immer wieder bei Grabungen dabei ist, „um nicht den Boden, die Erdung zu verlieren“, zum Nachdenken. So auch, als er im Kino einen alten Stummfilmklassiker, „Die Mumie“ mit Boris Karloff aus dem Jahre 1932 sah. „Die Filmindustrie hat sich seitdem sehr verändert, aber das im Film gezeigte, klassische Vitrinenmuseum ähnelt noch immer vielen Museen in Mitteleuropa. Wir brauchen jetzt keine Hollywood-Blockbuster machen, aber wir müssen in der Museumslandschaft auf die jetzige Situation der Gesellschaft reagieren.“
„Im Haus der Geschichte wird es um die österreichische Geschichte mit Schwerpunktsetzung auf Niederösterreich, aber im Kontext mit dem zentraleuropäischen Raum gehen. Begonnen wird mit der Ausstellung ‚Hundert Jahre Republik 1918-2018‘“, erzählt Pacher, der die Beschäftigung mit unmittelbarer Zeitgeschichte als heiklen, aber enorm wertvollen gesellschaftlichen Beitrag, gerade in einer Zeit der Spaltung, die wir augenblicklich erleben, sieht, „Wo kommen wir her, wo führt etwas hin?“ Für ihn ist es auch ein logischer Schritt, dass sich eine Bevölkerung mit weniger Bildung leichter von Demagogen und Populisten anstecken lässt.
Erlebnisse im Alltag bringen den leidenschaftlichen Forscher, der auch zwischendurch immer wieder bei Grabungen dabei ist, „um nicht den Boden, die Erdung zu verlieren“, zum Nachdenken. So auch, als er im Kino einen alten Stummfilmklassiker, „Die Mumie“ mit Boris Karloff aus dem Jahre 1932 sah. „Die Filmindustrie hat sich seitdem sehr verändert, aber das im Film gezeigte, klassische Vitrinenmuseum ähnelt noch immer vielen Museen in Mitteleuropa. Wir brauchen jetzt keine Hollywood-Blockbuster machen, aber wir müssen in der Museumslandschaft auf die jetzige Situation der Gesellschaft reagieren.“