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MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

kafkaesk

Text Thomas Fröhlich
Ausgabe 12/2016
Er ist wieder da. Nein, nicht der, den Sie jetzt vielleicht meinen, sondern der Einzelgänger und Sonderling der deutschsprachigen Literatur des frühen 20. Jahrhunderts schlechthin: Franz Kafka.
Allein im November präsentierte die St. Pöltner Theaterwerkstatt „Die Verwandlung“ und im Vinzenz Pauli hielt die Max Brod Conspiracy eine Lesung mit Texten des Autors ab. Ein Ende der neu erwachten Kafka-Begeisterung ist nicht abzusehen. Woran‘s liegt, dass wir ausgerechnet jetzt dieses Revival haben? Vielleicht finden wir uns ja in den Texten wieder, die eine undurchschaubare Welt zum Thema haben, die Kafkas Protagonisten längst abhanden gekommen ist (und umgekehrt). Wobei Letztere Katastrophen am Horizont herauf dämmern sehen, die sie nicht verhindern können.
Doch Kafka suhlt sich nicht in der Opferrolle. Er konstatiert die Dinge, wie sie sind („Es ist wie es ist und es ist fürchterlich!“ wird Thomas Bernhard Jahrzehnte später sagen) – und das mit schmerzhafter Präzision auf einer surreal-symbolgetränkten Nachtmeerfahrt. Er hat seine Fans unter oberg‘scheiten Intellektuellen genauso wie unter Horrorafficionados: Im katalanischen Sitges etwa gab es während des diesjährigen Festivals des fantastischen Films in der renommierten Fundacio Stämpfli die Kafka-Hommage „In der Strafkolonie“ des Malers und Fotografen Peter Klasen zu betrachten. Undundund.
„Wir können nicht gewinnen, nur mit Anstand verlieren!“ meinte ausgerechnet einer der wohl unkafkaeskesten Schauspieler überhaupt, nämlich John Wayne in „Alamo“. Und dennoch kein schlechtes Motto für 2017: kein Sudern, kein Lamentieren! Machen wir das Beste draus: Wo ein Vulkan ist, kann man auch tanzen. Oder Kafka lesen. Prosit Neujahr!