Verliebt in Design
Text
Andreas Reichebner
Ausgabe
Begonnen hat alles mit einem Bausparer, nun ist der Kreativmarkt „Designverliebt“ Niederösterreichs größter Designmarkt und lockt regelmäßig eine erhebliche Zahl, die Schönheiten schöpferischer Handwerksarbeit schätzender Besucherscharen an. Sigi Kolda ist der Mann, der hinter diesem atmosphärisch schönen und nahezu familiären Konzept steckt.
Eintauchen in eine Wohlfühlatmosphäre, schlendern und gustieren bei Marktständen, deren Produkte abseits der Beliebigkeit von Massenware noch in liebevoller, handwerklich eigenständiger und kunstfertiger Art und Weise hergestellt werden – das ist das Konzept des Kreativmarktes „Designverliebt“. Sich erfreuen an kreativen Formen und nachhaltigen Materialien, sich ergötzen an den sprühenden Ideen der Ausstellerinnen und Ausstellern und das eine oder andere Designerstück – auch für die kleine Brieftasche – mitnehmen. Wenn das passiert, dann freut sich auch Sigi Kolda, der vor sieben Jahren erstmals die Idee zu einem derartigen Event hatte. „Unser Kreativmarkt wird inzwischen sehr geschätzt, bedeutet einen Mehrwert für St. Pölten“, so Kolda, der besonders die dahinterstehende Idee des unbeschwerten Erlebnisses, abseits einer Welt universeller Gleichförmigkeit, beim Kreativmarkt schätzt. Und diese Grundidee wird auch vom Publikum goutiert. Längst hat die Marke „Designverliebt“ von St. Pölten aus eine strahlende Wirkung nach außen angetreten. Das war nicht immer so.
Der Beginn
2016 wurde Kolda von seiner damaligen Partnerin, die sich im Kleidungssektor kreativ ausdrückte, inspiriert. Ähnliche Formate in Tulln oder Linz wurden besucht, einiges zum Thema recherchiert und prompt war die Idee geboren, so ein Ding auch in St. Pölten zu installieren. Unter dem Motto „STP ist verliebt“ fand der erste Kreativmarkt am Neugebäudeplatz statt. „Ich habe selbst mit der Putzmaschine hantiert, Staub gewischt, die Säulen renoviert, Strom gelegt, die Toiletten gesäubert“, erinnert sich Kolda an die Anfänge im ehemaligen Schöps-Verkaufsraum, bei denen er schon von der Stadtgemeinde in der Person von Thomas Kainz unterstützt wurde. Mit geringem Budget, siehe Bausparer im Vorspann dieses Textes, wurde mit 40 Austellerinnen und Ausstellern schon damals einiges auf die Beine gestellt. „Wir haben regionale Kreative aus Niederösterreich, Wien, der Steiermark, aber auch aus Berlin oder Bayern vorgestellt – Holzskier, Skateboards, Schmuck und viele spannende Erzeugnisse.“ Jeweils im Frühjahr und zu Weihnachten lief das Ding. Das hat sich auch nicht am neuen Standort, der Glanzstoff Konerei geändert. „Dabei hat Kommissar Zufall eine nicht unwichtige Rolle gespielt. Was ist das für eine Halle, habe ich mir beim Vorbeifahren gedacht“, erzählt Kolda, der sofort nachfragte und die Halle, wo vorher auch die NDU (New Design University) ihre Zelte aufgeschlagen hatte, gleich als idealen Ort, um seinen Kreativmarkt abzuhalten, erkannte. Vor vier Jahren zog „Designverliebt“ in die Glanzstoff-Halle und nur Corona konnte die Erfolgsgeschichte kurz stoppen, oder besser aussetzen. Aber auch da ließ sich das Team, das alles selbst macht, vom Marketing bis zum Aufbau, rund um Kolda nicht entmutigen. 2020 wurde sogar die Domgasse mit einem Popup-Stand bespielt. „Die Konerei mit ihrer Infrastruktur ist einfach genial für unser Projekt.“
Tolles Konzept
Warum funktioniert das Ding so gut? „Ich denke, dass wir familiär, unterstützend agieren, hart, aber fair. Wir schauen genau, ob Produkte bei uns funktionieren, Massenproduktion, Franchise- oder Vertriebsgeschichten wollen wir nicht. Wir schwirren auch überallhin aus, um mögliche Partner zu entdecken. Dabei ist es uns wichtig, dass wir verschiedene Charaktere, verschiedene Produkte präsentieren, nicht nur T-Shirts, nicht nur Spirituosen, nicht nur Pflegeprodukte. Wir wollen nicht fünf, die das gleiche Produkt verkaufen. Unser Kreativmarkt soll mannigfaltig, bunt und qualitätsvoll sein.“
Darum ist man mit der NDU auch eine Kunstkooperation eingegangen. Marcello, vulgo Martin Hrasko, Lehrer an der NDU, fragt Studierende, ob sie im Kreativmarkt Erfahrungen sammeln wollen. „Die gestalten dann bei der Halle mit, verkaufen auch ihre Werke bei uns. Das ist ein Lerneffekt für die Studenten, von der Präsentation bis zum Verkaufsgespräch. Dabei werden sie auch von der NDU unterstützt“, freut sich Kolda über diese hochwertige Partnerschaft.
Ort zum Eintauchen
90-100 Ausstellerinnen und Aussteller und die Food-Trucks machen „Designverliebt“ zu einem Ort, an dem großartige Materialien mit ebensolcher, individueller Gestaltung einhergehen und durch die entspannte und warmherzige Atmosphäre zum Gustieren, Genießen und Mitnehmen einladen. „Ich kaufe mir regelmäßig selbst etwas beim Markt“, so Kolda, der nie daran gedacht hat, dass sein Kreativmarkt solche Dimensionen erreichen würde.
Sigi Kolda, seines Zeichens Einzelhandelskaufmann, machte übrigens seine Anfänge in der Eventszene mit DJ-Booking, wo er auch Kaliber wie DJ Agostino vermittelte. „Ich verbinde gerne Leute mit Leuten, kommuniziere gerne, um Synergien zu nutzen“, erzählt er. Darum kümmert er sich auch seit 2020 um das St. Pöltner Beislfest. „Das ist die perfekte Möglichkeit, Bekannte zu treffen, den Abend zu genießen. Für jeden und für jede Altersgruppe ist da etwas dabei, beim Beislfest kann man in relativ kurzer Zeit viel erleben. Gute Gesellschaft, gute Getränke und eine tolle Atmosphäre“, umreißt Kolda das Konzept, „bummvoll war es das letzte Jahr in den Beisln.“ Marketingtechnisch hat man an ein paar Schrauben gedreht, am Außenauftritt gearbeitet. Lokale in der Innenstadt sorgen für Essens- und Getränkeaktionen, lassen DJs ans Mischpult und sich sonst einiges einfallen.
Dann gibt es den Stempelpass, der Minimum von vier Lokalen abgestempelt werden muss, danach gibt es die Chance auf ein Goodie-Pack, wie ein Bärnstein-Package, Biervorrat oder eine Fotobox für die Dauer einer Feier. Auch das Steiner Beislfest, in Zusammenarbeit mit den Bärnstein-Erfindern Martin und Lukas, gehört zu Koldas Portfolio. „Wir lassen die Beislszene hochleben, jedes Lokal hat dabei ein anderes Flair.“ Tausende Besucher folgen regelmäßig sowohl dem Konzept des Beislfestes als auch dem des Kreativmarktes „Designverliebt“.
Dass er bei seinen Events Präsenz zeigt, ist selbstverständlich, schließlich mag er Design und auch Lokalbesuche, und vor allem auch die Leute, die dahinterstecken, und neue Ideen. „Ich habe zehn andere Konzepte daheim in der Schublade liegen, den Domplatz etwa könnte man dabei auch gut bespielen.“
KREATIVMARKT "DESIGNVERLIEBT"
25. & 26. März 2023
25. & 26. November 2023
jeweils Samstag & Sonntag 10-18 Uhr
Glanzstoff Konerei in St. Pölten
BEISLFEST
Krems
29. & 30. September 2023
St. Pölten
6. & 7. Oktober 2023
ab 18 Uhr bis Sperrstunde