Give Peace A Chance!
Text
Thomas Fröhlich
Ausgabe
„Roter Mond“ ist ein rockiges Ausrufezeichen für den Frieden. Mit dem Song landete der St. Pöltner Musiker marty [PI] im vorjährigen Finale des Liedermacher-Wettbewerbs der Kultur.Region.Niederösterreich. Nun ist das Lied als Single erschienen und auf den gängigen digitalen Plattformen zu hören.
You may say I’m a dreamer,
but I’m not the only one.
(John Lennon)
Wann hört ihr endlich
auf Krieg zu spielen?
(marty [PI])
Ob er daran glaube, dass ein Lied die Welt ändern könne. „Nein“, meint marty [PI] ohne viel nachzudenken. „Aber wir hoffen es alle“, von Folklegende Woody Guthrie angefangen. „Aber die, die’s hören sollten, hören’s eh nicht.“
Der Musiker und Sänger Martin P. Burscha alias marty [PI] gibt sich da gar keinen Illusionen hin. Aber die Hoffnung völlig aufzugeben ist halt auch nicht seins. Klar: Man kann über derlei Friedenslieder, ob sie nun von John Lennon, Joan Baez, Woodstock-Legende Country Joe McDonald oder eben von marty [PI] stammen, geteilter Meinung sein. Sie sind ja mittlerweile auch ein wenig aus der Mode gekommen. Und nicht zuletzt aufgrund dieser Tatsache war es marty ein Anliegen, wieder eins unter die Leute zu bringen, auch wenn man dies schon als Akt der Verzweiflung betrachten kann. „Komponiert hab‘ ich das ja schon vor beinahe 40 Jahren, gemeinsam mit Gerhard Vondruska getextet – aktuell ist’s ja leider immer noch.“ Der Anti-Kriegs-Song ist auch auf dem Album „Mein Lied für … eine lebenswerte Zukunft“ mit den Beiträgen der 13 Finalistinnen und Finalisten des vorjährigen Liedermacherinnen- und Liedermacher-Wettbewerbs der Kultur.Region.Niederösterreich zu hören. Letztere hat die Single-Auskopplung ermöglicht und unterstützt „Roter Mond“ besonders: „Das Lied ist auch ein Beitrag zur Auseinandersetzung mit dieser Situation, weil die Kriegsgeschehnisse mittlerweile fast schon aus den Medien verbannt wurden“, betont Martin Lammerhuber, Geschäftsführer der Kultur.Region.Niederösterreich.
Das Lied selbst, mittlerweile in neuem Gewand, ist eine knackige Old School-Rock-Nummer, produziert von Markus Weiß (Edmund, Revolverheld, Folkshilfe usw.) im Tonstudio „Lords of the Sounds“.
Mit Mozart gefüttert
Der gebürtige Wiener marty [PI] fand schon früh zur Musik: „Das hat mit meiner Erziehung begonnen. Meine Mutter hat mich mit Mozart gefüttert, um mich auf Beethoven vorzubereiten.“ Er lacht. „Und mir – da war ich fünf – ein Mikrophon aus Matador gebastelt.“ Dann kam die Melodica, danach wagte er sich an die Orgel. „Mit fünfzehn hatte ich meine erste Gitarre und meine erste Band. Mit siebzehn hab‘ ich dann auch die Leadstimme übernommen.“ Um 1982 war der angehende Rocksänger als Straßenmusiker auf der Kärntner Straße in Wien unterwegs. Und tat damals einen Schwur: Irgendwann würde er mit dem Ausnahme-Shouter Roger Chapman auf derselben Bühne stehen. Drei Jahre später war’s dann soweit: Im Alter von einundzwanzig landete er im Popodrom-Finale und sang unter anderem vor besagter Rock-Legende. Live zog es ihn danach auf zahlreiche Bühnen im Osten Österreichs. Gesungen wurde „erst deutsch, dann im Dialekt und jetzt wieder hochdeutsch“. Als Kopf der „feZZntandler“ trat er 2012 auf der Gloriette beim Schloss Schönbrunn vor etwa 10.000 Zuhörern auf. Der Name der Band kam nicht von ungefähr. Rock’n’Roll-Historikern unter den MFG-Lesern wird möglicherweise der Musiker Peter Schleicher noch etwas sagen. Besagter Schleicher nahm in den 1970ern ziemlich geniale Coverversions der Rolling Stones auf – und zwar auf Wienerisch, und das mitunter recht deftig. Aus „Jumping Jack Flash“ etwa wurde so „Der letzte Fetzntandler von Wien“ – voilà! Da marty [PI] mit Schleicher befreundet war und er dessen Musik mochte, war auch der Bandname bald gefunden.
Bissl Stadt und viel Land
Neben der Musik nahm auch das Motorradfahren einen hohen Stellenwert in marty [PI]s Leben ein, was sogar zu einer Biker-Hochzeit mit dessen erster Frau führte. 2016 erlebte marty allerdings seinen ganz persönlichen tragischen Easy-Rider-Moment: Nach einem schweren Motorradunfall verlor er ein Bein. „Drei Monate Spital, sechs Monate Reha“ waren die Folgen. Was ihn allerdings nicht vom Musizieren abhielt. Nach seiner Übersiedlung von Wien nach St. Pölten im Jahre 2019 ist er nicht nur als „feZZntandler“ sondern auch als Solokünstler marty [PI] aktiv und steht aktuell auch als Sänger der Gruppe „Leeb“ auf der Bühne.
Warum eigentlich nach St. Pölten? „Der Liebe wegen. Meine Frau Manuela lebt hier.“ Bereut hat er den Umzug nie, nicht nur wegen Manuela. Das einzige, was ihm gelegentlich wirklich abgehe, sei eine ganz bestimmte Eisdiele in Meidling. Ansonsten: „Ich genieße es, in der Nähe der Traisen zu wohnen und mit meinem dreirädrigen Liegerad den Radweg rauf und runter zu fahren.“ Und auch mit dem St. Pöltner BarRock-Betreiber Ste, wie dieser von seinen Stammgästen liebevoll genannt wird, verbindet ihn eine musikalisch-freundschaftliche Beziehung. „St. Pölten – das ist halt ein bissl Stadt und viel Land“, meint er. Doch das störe ihn nicht.
Derzeit überlegt er schon seinen Beitrag zum nächsten „Mein Lied für …“-Sampler. Diesmal geht’s um die Liebe. „Wird aber eher was Untypisches“, gibt er sich einstweilen noch etwas kryptisch. Da die Radiosender bis jetzt nicht so richtig auf den „Roten Mond“ aufgesprungen sind (inhaltlich sind da ein paar recht starke Bilder und eine ziemlich düstere Passage drin, die wohl nicht so ganz zur Berieselung im Formatradio passen), meint marty [PI] abschließend: „Wünscht euch einfach mein Lied bei eurem Lieblingssender!“
Na dann …!