MFG - Rothschilds calling, Grubs goes NYC
Rothschilds calling, Grubs goes NYC


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

Rothschilds calling, Grubs goes NYC

Text Thomas Schöpf
Ausgabe 09/2008

Sein Talent und Engagement als Squash-Trainer hat Michael Gruber aus Spratzern bis New York gebracht. Im Sommer residierte er auf Long Island in der Nachbarschaft von Tiger Woods und Michael Douglas und trainierte dort Gwen Tilghman (17), die Enkelin des österreichischen Rothschildzweigs.

Der St. Pöltner Michael Gruber hat es als Squash-Spieler zu einer WM-Teilnahme, EM-Teilnahme sowie (mit Pueblo Linz) zu einem 5. Platz in den European Club Championships gebracht. Doch was er diesen Sommer als Trainer hat erleben dürfen, ist unvergleichlich. Der 30-Jährige aus Spratzern-Waldsiedlung bekam in New York, Long Island in den edelsten  Klubs uneingeschränkten Zugang, wurde von den Rothschilds in die elitäre Gesellschaft eingeführt. „Grubs“, wie ihn seine Freunde nennen, residierte auf Long Island in der unmittelbaren Nachbarschaft von Tiger Woods und Michael Douglas. Das alles nur, weil er als Trainer für die 17-jährige Gwen Tilghman engagiert worden war. Die ist freilich nicht irgendwer, sondern die Enkelin des österreichischen Rothschildzweigs. Hier zulande bekamen die Rothschilds zuletzt große mediale Aufmerksamkeit, als ihnen die Republik Österreich 250 Kunstgegenstände rückerstatten musste, die dann um 90,7 Millionen Euro versteigert wurden. Ein „Körberlgeld“ für die Bankiersfamilie.

Get the Party starting
„Als ich am Abend auf Long Island angekommen war, fuhren wir als erstes gleich auf eine Party – ein riesiges Anwesen“, schildert Gruber. Nach einer Runde Pferde-Polo wurde dann vornehmlich über den internationalen Finanzmarkt parliert. Mittendrin zwischen etlichen Investmentbankern, Betriebswirtschafts-Absolvent Mag. Gruber from Austria. „Österreich hat in diesen Kreisen einen guten Ruf, vor allem die Städte Salzburg und Wien“.
Small Talk war freilich nicht der Grund, warum man ihn hatte einfliegen lassen. Ziel der Familie ist es, Gwen zu einer der besten Squash-Spielerinnen Amerikas zu machen, damit sie auf der Princeton-University aufgenommen wird. Die ist in den USA das Non plus Ultra. Auch wenn dort ein Studium Unsummen verschlingt.

Grubs war nicht allein zu Haus
Grubs wohnte auf dem Anwesen der Familie im selben Gebäude wie Gwen, deren zwei Geschwistern und deren Mutter: „Die drei Haushälter und sicher an die 15 Gärtner haben auch noch im Haupthaus übernachtet. Platz ist ja genug. Das Poolhaus ist schon so groß wie bei uns ein Einfamilienhaus.“
Die für den Spitzensport notwendige Bereitschaft, sich zu quälen, bringt Gwen dennoch auf. „Sie zieht bei den Trainings voll mit und fragt ständig nach, was sie verbessern kann“, lobt Gruber seinen Schützling. „Als wir das erste Mal auf Long Island gejoggt sind, war ich nachher klatschnass, während sie fast gar nicht verschwitzt war, was freilich auf die hohe Luftfeuchtigkeit zurückzuführen ist, die ich nicht  so gewohnt bin“, erklärt Gruber.
Als er dann aber im Piping-Club (ein elitärer Sportsclub, in dem eine Kommission darüber entscheidet, wer als Mitglied aufgenommen wird) den dortigen Trainer in einem Match bezwang, war wieder alles paletti. „Ich wurde immer und überall korrekt behandelt und hab mich rundum wohlgefühlt.“

Zufall, oder Fügung?
Gekommen ist er zu dem Job mehr oder weniger durch Zufall sowie seine Qualifikation als Trainer und bekannter Squasher in Österreich: Als die Rothschilds 2006 eine Zeit lang auf einem ihrer Anwesen in Österreich weilten, haben sie beim heimischen Squash-Verband angerufen und nach einem qualifizierten Trainer für Gwen angefragt. Gruber kam zugute, dass er neben seiner erfolgreichen Sportlerkarriere schon länger im Pueblo City-Treff in St.Pölten den Nachwuchs betreut. „Der Sport hat mir sehr viel von dem zurückgegeben, was ich sehr lange Zeit investiert habe.“ Gruber meint aber nicht das Geld: „Auch wenn man sich an der Ostküste derzeit dumm und dämlich verdienen kann, weil Squash dort sehr beliebt ist.“
Das Angebot Gwen nun auf der „European Tour“ zu coachen, hat er abgelehnt. Er geht nach diesem Intermezzo lieber wieder seinem Job bei Austrian Airlines im Quality- und Process-Management nach; und betreut weiter in St. Pölten den Squash-Nachwuchs. „ Es war eine schöne Erfahrung fürs Leben – immer ein bisschen Abwechslung, das brauch ich einfach!“